So viel bilden wir Menschen uns auf unsere höhere Intelligenz ein! Völlig selbstverständlich nennen wir uns intelligenter als alle anderen Tiere, ohne diesen Begriff genauer zu bestimmen. Aber Intelligenz ist vielschichtig. So eindeutig ist die Sachlage nicht.
Im Laufe meines Engagements für Grundrechte oder für einen Personenstatus für Menschenaffen habe ich auch immer wieder auf wissenschaftliche Berichte zurückgegriffen, in denen von Intelligenztests die Rede ist, bei denen andere Menschenaffen Menschen überlegen sind. Kann es so etwas wirklich geben? Für die meisten Menschen klingt das nach Blasphemie, das Infragestellen der Gottesebenbildlichkeit des Menschen. Der katholische Salzburger Weihbischof Laun sagte 2003 dazu: „Der menschenähnlichste Menschenaffe ist, genau genommen, ähnlicher der Kaulquappe oder einer Amöbe als dem Menschen.“
Doch tatsächlich gibt es solche Intelligenztests und die dazugehörigen filmischen Beweise. In einem Test wurden SchimpansInnen und Menschen jeweils auf den Kopf gestellte Porträts von Personen gezeigt, die sie kannten. Es gelang den SchimpansInnen wesentlich rascher als den Menschen, diese Porträts den richtigen Namen zuzuordnen.
In einem weiteren Test zeigte man SchimpansInnen und Menschen zunächst verschiedene Bäume in Natura. Danach sollten sie die Bäume anhand von Fotos wiedererkennen, zweifellos eine Intelligenzaufgabe. Und auch hier waren die SchimpansInnen regelmäßig den Menschen überlegen.
Es gibt ein Spielzeug, das aus einer Scheibe mit 8 Tasten verschiedener Farben besteht, die, wenn man sie drückt, jeweils einen gewissen Ton von sich geben. Einem Gorilla und mehreren Menschen wurde nun die Aufgabe gestellt, sich eine Sequenz solcher Tasten zu merken. Der Gorilla konnte sich im Mittel längere Sequenzen merken als die Menschen.
Ein weiteres Beispiel stammt von SchimpansInnen aus Japan, von denen schon seit langem derartige Intelligenzleistungen bekannt sind. Doch neueste Erkenntnisse überraschen noch mehr, als alles bisher Dagewesene!
Den SchimpansInnen wurde ein Touchscreen gezeigt, auf dem bei erster Berührung kunterbunt verteilt Zahlen von 0-9 erscheinen, jeweils 10 Zahlen auf einmal. Nach 210 Millisekunden (!) wurden diese Zahlen an ihren jeweiligen Orten automatisch durch ausgefüllte Vierecke ersetzt, sodass die Zahlen nicht mehr zu sehen waren. Trotzdem konnten sechs verschiedene SchimpansInnen, die sich diesem Test (übrigens freiwillig) stellten, regelmäßig die ausgefüllten Vierecke in der richtigen Sequenz der darunter liegenden – für sie nunmehr unsichtbaren – Zahlen von 0 bis 9 richtig berühren. Kein Mensch ist zu dieser Intelligenzleistung in der Lage!
Ein Film dazu: http://www.livescience.com/27192-chimps-quickly-recall-numbers-video.html
Zweifellos sind das echte Intelligenzleistungen, also Tests zumindest einer gewissen Art von Intelligenz. Und bzgl. dieser Intelligenz sind Menschen anderen Menschenaffen offensichtlich unterlegen. Im letzten Beispiel sogar sehr!
Als ich diesen Film von den japanischen SchimpansInnen in einer Maturaklasse vorführte, klappte eine Schülerin lautstark ihr Schulbuch zu und rief: „Das muss ich mir nicht anschauen!“ Dann verließ sie offenbar aufgebracht das Klassenzimmer. Die meisten SchülerInnen reagierten nicht so, aber alle waren sehr erstaunt und viele irritiert. Wie kann ein „Tier“ intelligenter sein als alle Menschen? Was nicht sein darf, kann nicht sein. Oder doch?
Ob uns solche Erkenntnisse letztlich dazu bringen können, andere Tiere als etwas gleichberechtigter zu respektieren?
Hier vermag man nur mit einem Zitat zu reagieren:
“Der Mensch ist das einzige Tier, das sich einbildet, keines zu sein.” (Gerlinde Nyncke)
– Und Bischof Laun sollte zu seiner Wissenserweiterung einmal die Internetseite http://www.tigerfreund.de/10/kirche_und_tierschutz-die_verratene_schoepfung.htm aufrufen.
@ harry: “tiere sollte man als mitlebewesen respektieren, weil sie ja ganz offensichtlich empfinden, fühlen können”:
Da stimme ich Dir uneingeschränkt zu!!!
Als Leitlinie für unseren Umgang mit unseren Mitlebewesen stellt Jeremy Bentham fest: “Die Frage ist nicht ‘Können sie denken?’ oder ‘Können sie reden?’, sondern ‚Können sie leiden?“ Wie wahr!
Trotzdem finde ich diese Resultate wertvoll, weil sie uns mehr darüber mitteilen, wie verwandt wir ihnen sind. Desto absurder steht doch dann der überhebliche Art-Egoismus der Anthropozentriker da.
und ich finde die argumentation für den falschen weg
tiere sollte man als mitlebewesen respektieren, weil sie ja ganz offensichtlich empfinden, fühlen können
ob jemand oder etwas klüger oder weniger klug ist, sollte nicht das entscheidende kriterium sein
und ein greifvogel kann ein gut getarntes beutetier aus enormer entfernung erkennen
zeifelos eine intelligenzleistung, weil das tier wird als mögliche beute erkannt
der mensch würde im vergelich desaströs aussteigen
sind deshalb diese vogel intelligenter als der mensch?
wird wohl niemand behaupten
menschenaffen sind z.b. bei diesem memory besser als menschen, aber auch kinder sind bei memory besser als erwachsenen
deshalb wird aber keiner behauten, dass die intelligenter sind
Was der katholische Salzburger Weihbischof Laun abgesondert hat, ist genau das überhebliche, dünkelhafte Geschwätz der anthropozentrisch-artegoistischen Kirche,
die die Menschen blindwütig beweihräuchert und mit dem sie immer mehr ethisch orientierte Menschen von sich abstößt.
Die Schülerin, die vor den Fakten die Augen vershlossen hat, war sicher davon verseucht.
SchimpansInnen intelligenter als Menschen!? 🙂
Was macht Mensch so anrührig, ängstlich, einmal nicht der Beste, Stärkste, Klügste, Schnellste, Überdrüber zu sein?
Was die Tiere könnnen, regt zum Staunen an, zum Lächeln, zur Mitfreude.
Der Mensch nimmt sich selbst viel, wenn er das Staunen verlernt.
Dass nicht wenige Wissenschaftler eigene, andere, naturgegebene Wahrnehmungsfunktionen ausschalten und im Tunnelblick nur sehen, was sie sehen wollen, spricht nicht für eine umfassende, echte Wissenschaft. Gott sei Dank gibt es andere!!
Neuerdings gibt es verblüffenden Gegenwind. Noch im gedruckten Papier (DIE ZEIT 21. Februar 2013 Seite 38), demnächst wohl online:
“Von wegen menschlich: Schimpansen sind uns weniger ähnlich, als viele Studien nahelegen. Doch diese ernüchternde Erkenntnis kommt in der Fachwelt nicht gut an. Von Frederic Jötten.”
Genaueres im Artikel:
http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0041548
Die Farm der Tiere ORF kreuz und quer vom 19. Februar 2013
http://youtu.be/tnVnmVPoYfQ
Schimpansen erweisen sich beim Gebrauch von einfachen Werkzeugen Kleinkindern zumindest ebenbürtig, Krähen basteln in wenigen Sekunden Werkzeuge, die sie zuvor noch nie gesehen haben, Hunde können Hunderte Begriffe Gegenständen zuordnen, und der Gesang der Buckelwale weist zahlreiche Ähnlichkeiten mit der menschlichen Sprache auf. „Die Farm der Tiere“ zeigt, welche enorme kognitive, kreative und kommunikative Leistungen Tiere erbringen können.
„Die Grenze zwischen Mensch und Tier wird laufend verschoben“, beschreibt Christophe Boesch vom Leipziger Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie die Entwicklung in der Erforschung der tierischen Fähigkeiten, „und wir wissen nicht, wie weit das noch gehen wird.“ Schon jetzt ist der Einfluss der Forschung auf das Bild von Mensch und Tier enorm. Manche scheinbar unumstößliche Regel der Evolution muss neu geschrieben werden: Boesch etwa hat nachgewiesen, dass männliche Affen weibliche Waisen adoptieren – ganz ohne Nutzen für die Verbreitung ihrer Gene, aus Mitgefühl.
Ein Film von Kurt Langbein und Florian Kröppel