23. Dezember 2024

Schnabelverstümmelung bei Puten in Österreich – der traurige Normalfall

Sie liegen in jeder Putenfabrik herum, diese Zangen. Das Küken wird ergriffen, der Schnabel mit Gewalt auseinander gezwungen. Dann schieben die PutenmästerInnen die Spitze des oberen Schnabelteils zwischen die Kneifklauen und zwicken zu. Ein lautes Quieken, der Schnabel bricht ab, Blut tropft aus der Wunde. Die kleinen Küken sitzen mit blutigen Schnabelspitzen verstört herum. Nirgendwo eine Mama, die sie schützt, beruhigt, versorgt oder einfach nur tröstet. Die Schmerzen müssen grauenhaft sein, der Schnabel ist mit Nerven durchzogen, ähnlich wie die Fingerspitzen bei uns Menschen.

KupierterSchnabel

Puten sind in Österreich die vom Tierschutz vergessenen Tiere. Die Putenmast war hierzulande nie sehr weit verbreitet, gerade einmal 140 Betriebe gibt es. Putenfleisch ist einfach kein Teil der Esskultur gewesen. Ich z.B. habe mein Leben lang noch nie davon gegessen. Bevor ich Vegetarier wurde, hat es das hier überhaupt nicht gegeben. Wie Halloween kam es schließlich aus dem anglikanischen Raum auch bis zu uns.

Für Hühner, Rinder und Schweine engagieren wir uns im Tierschutz und insbesondere beim VGT seit mehr als 20 Jahren. Sicher, Puten wurden nicht völlig ignoriert, so haben wir im Jahr 1997 eine offene Befreiung in Draßmarkt im Burgenland durchgeführt und in Alt Erlaa in Wien vor einem Delikatessenladen für Edelputen demonstriert. Aber im Großen und Ganzen ist das Schicksal der Puten am Bewusstsein der Öffentlichkeit vorbeigegangen. Selbst in der EU gibt es nur für Puten keinerlei Verordnung zu ihrem Schutz. Darin liegt der Grund, warum von allen SprecherInnen der Geflügelindustrie in Österreich nur noch die PutenmästerInnen eine Verschlechterung der Haltungsbedinungen fordern. Sie spekulieren damit, dass die Öffentlichkeit sich nicht für Puten interessiert. Und genau das wollen wir jetzt ändern.

Wir haben herausgefunden, dass in der Putenmast immer noch flächendeckend Schnäbel kupiert und abgezwickt werden, völlig ohne jede Schmerzausschaltung und von Laien. Bei Hühnern ist das seit über 10 Jahren Vergangenheit – wenn auch nicht verboten. Die Verstümmelung von Ferkeln (Zähne, Schwänze und Kastration) sowie von Kälbern und Ziegen (Enthornung) ist Thema im Tierschutzrat beim Tierschutzministerium, aber von den Verstümmelungen bei Puten ist nirgendwo die Rede. Diese Tiere werden einfach links liegen gelassen!

Das darf nicht so bleiben! Ich werde noch heute die Vorsitzende des Tierschutzrates über die Problematik informieren und unsere Vertretung im Tierschutzrat bitten, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Es ist auch ein Dossier zur Situation der Puten in österreichischen Mastfabriken in Arbeit, das ans Tierschutzministerium gehen wird. Die Haltungsform muss sich in allen Belangen deutlich vom EU-Durchschnitt abheben, bevor wir den Handel auffordern können, kein billigeres ausländisches Putenfleisch dem österreichischen vorzuziehen!

Ein absolutes Verbot des Schnabelkupierens bei Puten (und Hühnern) ist möglich. Den Tieren muss nur ein ausreichend gutes Management, mit Beschäftigungsmaterial, mehr Platz, Strohballen und erhöhten Sitzgelegenheiten geboten werden. Es steht wohl außerhalb jeder Diskussion, heute noch ein Tier ohne Schmerzausschaltung einfach zu verstümmeln!

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