Salchenegger besitzt allein schon 137 ha Grund, der mehr als 2 Millionen Euro wert ist. Und natürlich einige Häuser darauf. Vielleicht verliert man, wenn man so reicht ist, den Bezug zur Realität von normalen Menschen. Salchenegger mästet Rinder und möchte deren Fleisch verkaufen. Zugegeben, er hält diese Rinder vergleichsweise sehr gut. Aber das entschuldigt nicht, wie er sie anpreist: er behauptet allen Ernstes, das Fleisch seiner Rinder würde weniger Leid verursachen als vegane Nahrungsmittel, die nachhaltig produziert wurden. Und das deshalb, so Salchenegger, weil ein Traktor, der über das Feld mit veganen Nahrungsmitteln fährt, mehr Tiere erdrückt, als Rinder für dieselbe Nahrungsmittelmenge (wie auch immer gemessen) getötet wurden, um Rindfleisch zu produzieren. Ein altes Argument, das auf Mike Archer zurückgeht, aber gerade bei Salchenegger überhaupt nicht zutrifft.
Schauen wir uns Salcheneggers Rindermast genauer an und vergleichen:
- Salcheneggers Rinder bekommen Getreide zugefüttert, vermutlich pro Tier mehrere kg pro Tag, wie in der Stiermast üblich. Er mästet seine Rinder mindestens 18 Monate, macht etwa 1,3 Tonnen Getreide pro Rind. Wie wurde dieses Getreide erzeugt? Richtig, mit Traktoren, die am Feld Tiere überfahren haben!
- Salcheneggers Rinder haben einen Tretmiststall zur Verfügung. Das ist ein tief mit Stroh eingestreuter Stall, in dem ständig Stroh nachgestreut wird, den die Tiere voll koten und dann nach unten in den Mittelgang treten. Von dort wird er auf einen Misthaufen entsorgt. Wenn die Mastrinderhaltung Hütthaler auf Stroh vergleichbar ist, dann braucht man 7,5 m³ Stroh pro Rind und Jahr, macht ca. 10 m³ pro Rind bei Salchenegger. Wie werden diese 10 m³ Stroh erzeugt? Richtig, mit Traktoren, die am Feld Tiere überfahren.
- Salcheneggers Rinder stehen gut die Hälfte des Jahres auf einer Weide. Das heißt aber, dass sie die Hälfte des Jahres im Stall stehen. Da bekommen sie vergorenes Heu zu essen und übrigens auch in der Weidezeit zugefüttert. Wie wurde dieses Heu erzeugt? Richtig, mit Traktoren, die über Wiesen gefahren sind und dabei Tiere getötet haben.
- Salcheneggers Rinder sind die Hälfte des Jahres auf einer Wiese und auf diese Haltung bezieht er sich mit seiner Behauptung, dass Rindfleisch weniger Tierleid bedeute als vegane Nahrungsmittel. Da stellt sich die Frage, wieviele Mäuse oder Amphibien werden vom Traktor pro Flächeneinheit überfahren? Faktum ist nämlich, dass auch Rinder Kleintiere töten, wenn sie über eine Wiese gehen. Ich habe selbst beobachtet, wie ein Rind auf eine Eidechse gestiegen ist und sie zerquetscht hat. Diese getöteten Tiere muss man in Salcheneggers Kalkül einbeziehen.
Unterm Strich, soviel ist klar, bedeutet also Rindfleisch von Salchenegger definitiv mehr Tierleid als vegane Nahrungsmittel. Und eines sollte man bei dieser Rechnung nicht vergessen: die Motivation dahinter, das Leid zuzufügen. In Österreich wird jemand, der vorsätzlich einen Menschen tötet, lebenslang wegen Mordes eingesperrt. Jemand der versehentlich oder fahrlässig einen Menschen tötet, erhält dagegen vielleicht nicht einmal Gefängnis. Es ist also moralisch und rechtlich von entscheidender Bedeutung, warum man Leid zufügt. Und ein Rind zu töten, um es zu essen, ist vorsätzlich. Mit einem Traktor versehentlich über eine Maus zu fahren, wenn man Getreide erntet, ist es nicht. Diese beiden Vorgehensweisen sind also nicht zu vergleichen.
Das ist das Getreide, das Salcheneggers Mastrinder zugefüttert bekommen:

Hier Salcheneggers Tretmiststall, rechts oben sieht man die Schütte für das ständig zugeführte Stroh!

Das ist die Grassilage, die Salcheneggers Rinder verfüttert bekommen:

Und das ist eine Eidechse, die von einem weidenden Rind zertreten wurde (nicht bei Salchenegger):
