18. April 2024

Symbolische Blockade der ÖVP-Bundeszentrale in Wien mit Anzug und Krawatte

Ein seltsames Gefühl, sich mit Anzug und Krawatte im Rahmen einer Tierschutzaktion anzuketten. Zusammen mit 40 anderen Personen tat ich gestern genau dies vor der Bundeszentrale der ÖVP, um auf die  Blockadepolitik dieser Partei in Sachen Aufnahme von Tierschutz in die Verfassung hinzuweisen. Die ÖVP blockiert Tierschutz in die Verfassung – wir blockieren die ÖVP! Polizei hielt sich dabei sehr dezent im Hintergrund und kein Passant und keine Passantin sagten  irgendetwas von „Geht’s was arbeiten!“ Manche der BlockiererInnen meinten daher sogar, wir sollten ab sofort nur noch in derartiger Kleidung Aktionen durchführen.

Wir befinden uns wieder in einer Art „Superwahljahr“ in Österreich. Wir haben noch 6 Monate bis zur Nationalratswahl, die KoaltionspartnerInnen SPÖ und ÖVP werden zunehmend weniger Rücksicht aufeinander nehmen und mit dem Wahlkampf gegeneinander beginnen. Das sind gute Vorzeichen, um noch vor der Wahl endlich Tierschutz als Staatsziel in die Verfassung zu bekommen. Die ÖVP verhindert ja als einzige Partei diesen Schritt seit Jahren, nein sogar Jahrzehnten!

Je direkter man einem Tier in Not helfen kann, desto eher wird man alles stehen und liegen lassen, das auch zu tun. Leider ist die Aufnahme von Tierschutz in die Verfassung eine besonders indirekte Tierhilfe. Sollte das gelingen würde zunächst einmal gar nichts passieren, nichts würde sich ändern. Erst dann, langsam, bei den nächsten Gesetzen, bei den nächsten Höchstgerichtsurteilen würde man über die Jahre und Jahrzehnte echte Effekte sehen.

Ich möchte daher noch einmal dringend an alle appellieren, denen Tierschutz ein echtes Anliegen ist. Helft mit, Helfen Sie mit, Tierschutz noch vor der kommenden Nationalratswahl in die Verfassung zu bekommen. Wir werden jetzt eine starke Kampagne in Bewegung zu bringen versuchen, die von der Hilfe möglichst vieler Menschen abhängt. Nur wenn die ÖVP spürt, dass dieses Thema genügend Menschen ein Anliegen ist, wird sie reagieren. Und sie wird insbesondere dann reagieren, wenn diese engagierten Menschen aus dem christlich konservativen Milieu kommen, aus der Stammwählerschaft der ÖVP. Daher die Aktion gestern vor der ÖVP-Bundeszentrale mit Anzug und Krawatte!

5 Gedanken zu “Symbolische Blockade der ÖVP-Bundeszentrale in Wien mit Anzug und Krawatte

  1. Susanne, ja, natürlich ist das absurd, aber die Zirkusbetreiber in Deutschland haben mit dem Argument, dass die Dompteure Freiheit der Berufswahl haben und behalten müssen, immer wieder geschafft, ein Verbot von WIldtierauftritten im Zirkus zu umgehen, und inzwischen sind schon mehrere Initiativen gescheitert, endlich ein Verbot wie in Österreich durchzukriegen. Haupthindernis ist der Fraktionsvorsitzende der CDU Volker Kauder – der lächerlicherweise als Kind Zirkusdirektor werden wollte, bekennender Zirkusfan ist und ein Verbot mehrfach blockiert hat. Auf dieses Scheitern und die fadenscheinige Begründung der Berufsfreiheit bezog sich kürzlich auch das Gericht. Letzten Endes die gleiche Haltung, mit der Amazon etc. Tierqualprodukte verkaufen: so lange es nicht geetzlich verboten ist, handeln wir damit, denn Moral und Gewissen muss jeder einzelne für sich berücksichtigen,;so lange es legal ist, machen wir weiter Geschäfte und lassen wir dem Verbraucher die Entscheidungsfreiheit, ob er solche Dinge kaufen will oder nicht. So lange es “nur” Tiere sind, und nicht wie in Deinem Vergleich Menschen, die nicht selbst sagen können, ob es ihnen dabei gut geht oder schlecht, und Menschen darüber befinden dürfen, ob es den Löwen im Zirkus Krone gut geht, und so lange es Volker Kauder gibt, wird sich ein Verbot in Deutschland kaum durchsetzen lassen. Bisher allerdings sind einzelne Städte und Gemeinden mit einem Auftrittsverbot immer durchgekommen; es steht zu befürchten, dass das Darmstädter Beispiel Schule macht und Krone sich in Zukunft unter Verweis auf dieses Gerichtsurteil über solche Verbote nicht mehr zu kümmern braucht.

  2. … Verletzung der Berufsfreiheit …

    was soll das sein? Es gibt Gesetze; daran muss sich entweder jeder halten, oder keiner. Sonst sind es keine gesetze, sondern nur Vorschläge. Dann könnte man ja auch mit diesem Argument Zwangsprostitution in einem Bordell erlauben, weil der Bordellbetreiber die Freiheit haben muss seinen Beruf auszuüben wie er sich das vorstellt.

  3. Ich bin ganz dieser Meinung, dass Demos etwas “Faschinghaftes” an sich haben: Klar muss man sich immer Zielgruppen-gerecht anziehen / wirken will man die Message auch effektiv anbringen!

  4. Nun, die neue Kleiderordnung wär ja vielleicht was? Erstaunlich, dass man als Anzugträger sofort als arbeitender Mensch wahrgenommen wird, im Hoodie als Nichtstuer. Aber wenn es so wirkt, warum nicht?

    Wie wenig Tierschutz in der Verfassung allein nützt, erfahren wir gerade in Deutschland: kürzlich hat die Stadt Darmstadt ein Verfahren gegen Zirkus Krone verloren und darf sich nun nicht mehr weigern, dem Zirkus wegen seiner Wildtiervorstellungen ein Gelände zu vermieten – mit dem Argument der Verletzung der Berufsfreiheit! Als ob den Tieren nicht noch viel mehr Freiheiten genommen würden als nur die freie Berufswahl – wer würde schon gern Zirkustiger sein?! Und dies trotz aller Verfahren, die gegen Krone wegen Tierquälerei laufen und liefen, und trotz Tierschutz im Grundgesetz.
    Um die Kombination aus beidem – Wildtierverbot im Zirkus *und* Tierschutz im Grundgesetz – würde man Österreich natürlich wieder mal beneiden müssen … Glück auf bei der ÖVP-“Blockade”!

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