Die Grundidee des Kriterienkatalogs für Genehmigungsanträge von Tierversuchen, siehe https://martinballuch.com/tierversuche-kriterienkatalog-oder-3r-optimierung/, ist es, zwischen nützlichen und unnützen Zwecken für die Versuche zu unterscheiden. Es macht einen großen Unterschied im Nutzen aus, ob an einem Medikament gegen eine bedrohliche Krankheit für Menschen gearbeitet wird, oder an der „Optimierung“ der Nutztierhaltung im Sinne der Profitinteressen der Tierindustrie. Letzteres ist ein Zweck, der keinen öffentlichen Nutzen hat, sondern, im Gegenteil, in jeder Hinsicht schädlich ist. Die Nutztierindustrie ist für Tierquälerei, Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung verantwortlich. Je profitorientierter sie arbeitet, desto schlechter für alle in unserer Gesellschaft, insbesondere für die betroffenen Tiere. Die Effizienz dieser Industrie durch Tierversuche zu fördern, dürfte also niemals genehmigt werden!
Im Jahr 2014 gab es in Österreich dazu folgende Tierversuche:
• An 600 Masthühnern aus der kommerziellen Tierindustrie wurden Futterzusätze getestet, die eine antibiotika-ähnliche Wirkung erzielen, insbesondere schnelleres Wachstum, ohne aber Antibiotika zu sein.
• Bei 144 Masthühnern wurden Muskelmagenerosionen künstlich erzeugt und dann verschiedene Futtermittel auf ihre Auswirkung getestet, da dieser Zustand, wie angegeben wird, ökonomische Verluste für die armen Tierfabriken bringe. Das Ziel sei, wörtlich, „die Optimierung von Fütterungsprogrammen in der kommerziellen Hühnermast“.
• An 12 Pferden wurden chemische Mittel zur Fruchtbarkeitssteigerung ausprobiert.
• 30 Schweine wurden mit einem PRRS-Virus infiziert, um die Immunantwort des Körpers zu untersuchen. Dieser und verwandte Schweineviren würden ökonomische Verluste für die Schweineindustrie bedeuten.
• 80 Milchkühe wurden für einen Tierversuch herangezogen, bei dem Milchleistungsverluste durch Ketose dokumentiert wurden.
• 300 Hühner verschiedener Rassen setzte man verschiedenen Krankheitserregern aus, um den genetischen Einfluss zu untersuchen.
• 20 Milchkühe wurden in einer Studie verwendet, um Milchleistungskontrollparameter für eine effiziente Zucht zur Turbokuh zu ermitteln.
• An 102 Mastschweinen wurden verschiedene, kommerziell erhältliche Futtervariationen danach getestet, wie effizient sie vom Schweinekörper verwertet werden, d.h. wie rasch die Tiere dadurch mehr Körpermasse bekommen.
• Milchkühe „müssen“ heute ja widernatürliche Kraftnahrung zu sich nehmen, weil eine so hohe Milchleistung von ihnen verlangt wird, dass reines Grünfutter dafür zu wenig Energie liefert. Deshalb hat man nun an 18 Milchkühen Getreide mit oder ohne Milchsäurezusatz ausprobiert, um mittels Pansenkanülen und Blutproben die Unterschiede in der Verdaulichkeit zu ermitteln.
• Um bei weiblichen Pferden die fruchtbaren Tage verlässlich künstlich auslösen zu können, hat man 12 Stuten Hormone injiziert und die Wirkung beobachtet.
• An 2 Ochsen wurden Futtermitteltests durchgeführt, um eine Effizienzsteigerung zu erreichen.
• 100 Hühner und 100 Puten wurden mit der Schwarzkopfkrankheit infiziert. Der unbehandelte Krankheitsverlauf wurde beobachtet. Diesen Tierversuch gibt es unverändert seit weit über 10 Jahren, um, wie es heißt, „die wirtschaftlichen Verluste für die Geflügelbranche“ zu reduzieren.
• An 30 Schafen wurden Euterentzündungen ausgelöst, um Wege zu finden, trotz hoher Milchleistung keine ökonomischen Einbußen zu erleiden.
• In einem weiteren Tierversuch wurden 20 Schweine mit PRRS-Schweineviren infiziert, um an ihnen Impfungen zu testen.
• 12 Schafe wurden Futtertests für eine Steigerung der Milchleistung unterzogen. Es sei ein Problem bei Wiederkäuern, den Magen-Darm-Trakt dazu zu bringen, Kraftfutter zu verwerten. Dafür wurden die Schafe über längere Zeit in winzigen Stoffwechselkäfigen gehalten. Dieser Tierversuch habe den Schafen schweres Leid zugefügt, wird von den ExperimentatorInnen selbst angegeben.
• 24 Legehühner wurden in klassische, alte Legebatteriekäfige der Größe 50 cm x 50 cm Grundfläche und 76 cm Höhe gesteckt. Dann testete man an ihnen Maßnahmen zur Verbesserung der Futterverwertung von Körnermais. Der Experimentator – jeder kennt ihn, er hält seit Jahrzehnten Hühner zu Tierversuchen in Legebatteriekäfigen! – bemerkte dazu süffisant: „Eine geeignete Futterverwertung schont die begrenzten pflanzlichen Ressourcen innerhalb der Produktion tierischer Lebensmittel“. Die „Leistung“ der Hühner wurde anhand der Anzahl gelegter Eier, der Eimasse und der Futterverwertung geprüft. Auch hier wird als Schweregrad des Leids die höchste Stufe „schwer“ angegeben.
• An 40 Milchkühen wurden Ergänzungsfuttermittel getestet, um eine hohe Milchleistung zu ermöglichen.
• Das Labemagengeschwür bei Rindern sei eine ökonomische Frage, begründet eine Forschergruppe ihren Tierversuch an 160 Mastkälbern, denen Zuckermischungen verabreicht und Blut abgenommen wurde, bevor man sie tötete und untersuchte.
• Weiteren 40 Milchkühen reicherte man Heu mit Zucker als Energielieferant an, mittels Pansenkanüle wurde dann die Verdauung beobachtet. Die Milchleistung und Milchqualität waren die Maßstäbe des Anwendungserfolgs. Der Schweregrad des Leids wurde mit „mittel“ angegeben.
• 24 Ferkeln gab man Futterzusätze und lieferte sie einem „Hitzestress“ aus. Das mussten sie in einem winzigen Stoffwechselkäfig erdulden. Ziel sei es, die Auswirkungen auf das Körperwachstum zu ermitteln, es gebe nämlich „Leistungseinbußen“ in der Schweinemast.
• An 60 weiteren Schweinen wurden die Auswirkungen verschiedener Antibiotika in der Schweinemast getestet.
• An 50 Rindern testete man verschiedene Formen der Besamung durch Injektion in den Eileiter, statt auf die herkömmliche Weise, um die Effizienz zu steigern.
• An 25 Pferden wurden gesundheitliche Untersuchungen geübt, um TierpflegerInnen in der Pferdezucht auszubilden.
• Weitere 50 Puten wurden wieder einmal mit der Schwarzkopfkrankheit infiziert. Zum x-ten Mal sollen Erreger isoliert werden – mit denen man dann weitere Tiere infizieren kann. Diesmal hat man die Puten mit verschiedenen neuen Virenstämmen infiziert und neue Techniken der Virenisolierung getestet.
• Zukünftige SchweinemästerInnen durften an 600 Schweinen „klinische Untersuchungen, praktische Handgriffe und Tätigkeiten aus der Praxis“ ausprobieren. Das Tierleid wurde mit „mittlerer Schweregrad“ angegeben.
• An 6 Milchkühen hat man neue Methoden zur Fruchtbarkeitsbestimmung getestet.
• 28 Schweine wurden mit Schweinegrippeviren infiziert. Diese Krankheit würde Schweinemastbetriebe wirtschaftlich schädigen. Deshalb wolle man ein leicht anwendbares, prophylaktisches Vakzin entwickeln, das in den bereits bestehenden Futtercocktail gemischt werden kann.
• An 20 Schweinen wurden Virulenzstudien neu isolierter PRRF-Virenstämme ausprobiert. Selbst die ExperimentatorInnen geben zu, dass es hier zu einer hochgradigen Belastung der Tiere mit schrecklichsten Symptomen kommt. Aber für die Billigproduktion der Massenware Schweinefleisch ist kein Tierleid zu groß!
• Parasiten würden das Wachstum von Ferkeln verlangsamen, was einen Profitverlust bedeute. Daher führte man an 300 Schweinen Immunisierungsexperimente durch.
• Und noch ein Tierversuch mit PRRS-Viren, mit denen 20 Schweine infiziert wurden, um neue Impfstoffe zu testen.
• Und weitere 20 Ferkel wurden neuen Feldvirusstämmen des PRRSV ausgesetzt.
• Bei 36 Ferkeln versetzte man das Futter mit Schimmelpilzen, wie das oft in der Schweinemast auftritt. Die verschiedene Behandlung des Futters wurde dann getestet.
• Bei 100 Milchkühen wurde eine Gebärmutterschleimhautentzündung hervorgerufen. Dann testete man verschiedene Methoden der Diagnose.
• Bei 80 Hühnern wurden neue Krankheitsbilder unterschiedlicher Viren beobachtet, die sich in letzter Zeit in Tierfabriken gebildet haben.
• 12 Ferkel wurden giftige Schimmelpilze verfüttert und die Wirkung beobachtet.
• An 20 Rindern, 50 Schafen, 20 Ziegen und 10 Kamelen durften zukünftige TierhalterInnen praxisnah klinische Untersuchungen üben.
Eine unfassbare Liste des Grauens von Tierversuchen zur Effizienzsteigerung der maximalen Tierausbeutung. Dagegen gab es 2014 in Österreich genau 2 Tierversuche mit Nutztieren, die darauf abzielten, die Behandlung bzw. Haltung dieser Tiere im Sinne des Tierschutzes zu verbessern:
• Mit 3140 Schweinen wurden Abferkelbuchten ohne Kastenstand getestet.
• An 60 Ferkeln testete man neue Betäubungsmittel aus der Humanmedizin bei der Kastration.
Nutztiere im Tierversuch gab es im Übrigen noch wesentlich mehr als hier angeführt. Allerdings bezogen sich diese Experimente auf den Menschen, für den die Opfer lediglich „Tiermodelle“ waren.
Das wäre doch eine interessante Basis für eine Diskussion über Tierversuche. Statt ständig davon zu reden, wie sehr Tierversuche Menschen helfen, würde ich von ApologetInnen der Tierversuchsindustrie gerne einmal hören, wie sie obige Liste von Tierleid rechtfertigen wollen!
Sehr geehrter Herr DDr. Balluch,
ich muss Sie darauf hinweisen, dass es bei Ihrer “Statistik” um die öffentlich einsehbaren, beantragten Versuche geht. Keinesfalls ist davon auszugehen, dass sie auch tatsächlich durchgeführt wurden bzw. die von Ihnen angeführten Tierzahlen der Realität entsprechen – es handelt sich um MAXIMALE Angaben. Eine Reduktion der Tierzahl ist legitim und sollte ja in Ihrem Sinne sein.
Daher ist Ihre Darstellung in dieser Form (“In Österreich wurden 2014 folgende Versuche durchgeführt”; “Es wurden x Schweine mit…”) einfach nicht korrekt und sollte in dieser Form nicht publiziert werden. Wenn man mit solchen Daten arbeitet und diese als Fakten verkauft, sollten es auch welche sein. Dann ist Kritik absolut zulässig. Ansonsten verliert ein Beitrag dieser Art an Glaubwürdigkeit.
Mit freundlichen Grüßen
Wirklich erschreckend. Vielleicht sollten Bilder an den Fleischtheken hängen. Schlimm, was aus uns Menschen geworden ist. LG Romy
Unerträglich diese Auswüchse der Tierquälerei und ein Grund mehr um auf tierliche Produkte gänzlich zu verzichten.
so eine quälerei, um den profit zu steigern, so viel fressen braucht niemand, man produziert letztendlich für die müllhalde
wirklich arg! 36 versuche für die optimierung der tierausbeutung, 2 um die behandlung von nutztieren zu verbessern! 🙁