Der Wald war in Österreich lange Zeit Allgemeinbesitz und für alle zugänglich, siehe https://martinballuch.com/?p=1046, bis die Industrie im 18. Jahrhundert einen großen Bedarf für Energieträger entwickelte. Und für die Herstellung der dafür nötigen Holzkohle musste der Wald herhalten, bis man letztlich auf den Abbau von Steinkohle umstieg. Doch für den Wald kam dieser Wechsel zu spät, in Österreich gibt es deshalb seit gut 200 Jahren fast keinen Urwald, d.h. einen nie von Menschen gerodeten Wald, mehr.
Fast. Eine Reihe von winzigen Waldinseln ist offiziell als Urwald anerkannt. Die bekanntesten und größten davon sind der Große und der Kleine Urwald im Rothwald südöstlich des Dürrenstein in Niederösterreich. Diese beiden Urwälder dürfen von der Öffentlichkeit nicht betreten werden. Doch ein paar andere kleine Urwäldchen kann man auch ohne Genehmigung besuchen.
Die ersten 3 Bilder zeigen einen Urwald in Österreich in 900 m Seehöhe am 31. Mai. Charakteristisch ist, dass es sich um einen Mischwald handelt. Die Bäume sind alle unterschiedlich alt und stehen eher weit auseinander. Es gibt sehr geringen Unterwuchs. Viele alte Bäume, die kollabiert sind, liegen kreuz und quer am Waldboden herum. Die Bäume sterben im Stehen und brechen dann auf halber Höhe ab. Die Baumleichen verrotten langsam am Waldboden.
Bilder 4-6 zeigen einen Urwald in Neuseeland im Spätsommer. Das vierte Bild ist im Fjordlandnationalpark am Breitengrad von Turin aufgenommen. Das Bild 5 stammt aus den Südalpen der Südinsel, Höhe Neapel. Das letzte Bild wurde auf der Nordinsel am Breitengrad vergleichbar mit Sizilien aufgenommen, im Urewera Nationalpark. Alle Neuseeland-Bilder zeigen Urwälder in wenigen hundert Meter Seehöhe. Es handelt sich um Regenwälder der gemäßigten Breiten, also keine tropischen Regenwälder. Ganz im Gegensatz zum österreichischen Urwald herrscht eine ungeheuerliche Artenvielfalt und eher dichterer Unterwuchs, außer vielleicht im letzten Bild von der Nordinsel (also näher dem Äquator).
Der mangelnde Unterwuchs im österreichischen Urwald könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Jägerschaft in Österreich planmäßig eine viel zu hohe Paarhuferdichte mästet, die dann auf alle Jungpflanzen zurückgreifen muss, um überleben zu können. Es gibt ja hierzulande nicht nur (fast) keinen Urwald mehr, auch die Wildtierpopulationen sind reichlich künstlich.
Doch damit will ich nicht alles verloren geben und für die Ausreise nach Übersee plädieren. Es liegt an uns, in Österreich wieder eine Wildnis zu etablieren. Deshalb die Idee der Urwald-Stiftung, siehe https://martinballuch.com/?p=1934. Wenn ich die natürlichen Wildtierpopulationen in den Südkarpaten (Rumänien) erlebe, oder eben in Neuseeland oder der Arktis die Urwälder und naturbelassenen Nationalparks, dann weiß ich, was uns hier verloren gegangen ist, und wie wichtig es wäre, unsere letzten Reste an Wildnis zu retten und eine neue Wildnis sich selbst wieder aufbauen zu lassen!