Tierschutz, so meint man naiv, müsste eine Einbahnstraße zu immer strengeren Bestimmungen sein. Immerhin nimmt das Tierschutzbewusstsein von Generation zu Generation zu. Tierschutzarbeit bedeutet insbesondere im Nutztierschutzbereich das Abtragen von Altlasten aus der Zeit, in der Tierschutz noch nichts galt. Doch weit gefehlt.
Ständig gibt es Versuche der Tierfabrikslobby, bestehende Tierschutzbestimmungen wieder zu verschlechtern. Die Zentralisierung und Industrialisierung der Tiernutzung schreitet weiter voran, immer noch werden größere Tierfabriken gebaut. Seit einigen Jahren bereits versucht z.B. die Geflügelmastindustrie eine verheerende Verschlechterung der sogenannten Besatzdichten zu erreichen. Momentan dürfen 30 kg lebendes Masthuhn pro m² gehalten werden, für praktisch ausgewachsene Masthühner heißt das 20 Tiere pro m². Das muss man sich einmal vorstellen, dieses Gedränge von 20 ausgewachsenen Hühnern, die zusammen mit einem einzigen m² auskommen müssen! So bewegen sich die Tiere nur ganz wenig und die von ihnen aufgenommene Nahrungsenergie wird direkt in Körpermasse umgesetzt, statt als Bewegungs- oder Wärmeenergie zu „verpuffen“. Und die Betriebe können mehr Tiere in ihren Hallen gleichzeitig mästen, momentan typischerweise 30.000 in einer einzigen Halle.
Die Masthuhnindustrie sagt nun, sie hätte gerne 30% mehr Hühner auf dem gleichen Platz. Sie würde gerne 26 Hühner auf einen m² stopfen. Begründung, die mir persönlich auseinandergelegt wurde: dadurch lassen sich 4-5% der Produktionskosten einsparen, auch wenn die Sterberate um 44% steigt! Mit anderen Worten: die Masthuhnindustrie ist bereit, den Tod von mehreren Millionen zusätzlicher Hühner durch Verschlechterung der Haltungsbedingungen in Kauf zu nehmen, um dadurch einige Prozent an Kosten zu sparen und ihren Profit zu erhöhen! Bei Mastputen soll die Besatzdichte sogar um 50% angehoben werden! Es würde sich eh niemand an das Gesetz halten, behauptet man frech, also müsse man das Gesetz an die GesetzesbrecherInnen anpassen, anstatt, wie sonst üblich, die GesetzesbrecherInnen an das Gesetz.
Neben dieser Initiative ist aber eine weitere bereits beim für Tierschutz zuständigen Gesundheitsministerium. Freilandhühnern zur Eierproduktion stehen in Österreich 8 m² Weide pro Henne zu. Das ist bereits eine Reduktion von den ursprünglich 10 m² pro Henne, die noch bis 2005 gegolten haben. Doch das EU-Minimum beträgt 4 m² pro Huhn, und so sehen jetzt die FreilandhalterInnen eine Chance, mehr Geld aus ihren Hühnern zu pressen: die gesetzlich vorgesehene Weidefläche pro Freilandlegehenne soll auf 4 m² reduziert werden. Das sei bereits fix, erklärte Toni Hubmann von „Toni’s Freilandeier“ bei einem Treffen der Gesellschaft für artgemäße Nutztierhaltung (GAN) vor einigen Tagen, bei dem er als Sprecher der FreilandeiproduzentInnen auftrat.
Dank des Legebatterieverbots, das wir mühsam erkämpft haben, hat jetzt eine von drei Legehennen Zugang zu einer Weide in Österreich. Der Freilandeisektor ist seit dem Legebatterieverbot rasant expandiert. Und jetzt denken sich offenbar einige dieser ProduzentInnen, sie könnten das Gesetz verschlechtern, um so mehr Profit mit Freilandeiern zu erwirtschaften – auf Kosten der Legehühner. Auf Facebook betonte Toni Hubmann, er selbst sei gegen diese Verschlechterung und wolle sogar Verbesserungen, durch mehr Schatten- und Schutzflächen auf der Weide. Davon sagte er allerdings kein Wort beim GAN-Treffen, vielmehr schien es mir, als würde er die Verschlechterung unterstützen.
Freilandeier stammen aus einer besseren Haltung als Bodenhaltungseier. KäuferInnen von Freilandeiern dürften also dem Tierschutz gegenüber bereits sehr aufgeschlossen sein. Es wird sich weisen wie dieses Kundensegment reagiert, wenn es erfährt, dass ihre FreilandhennenhalterInnen eine Reduktion der Auslauffläche der Freilandhühner betreiben.
Nur öffentlicher Druck kann die Tierindustrie stoppen, ihr Einfluss auf die Politik ist viel zu groß, ihre Interventionsmöglichkeit viel zu direkt. Eine IFES-Umfrage hat ergeben, dass 91% der WählerInnen in Österreich keine Erhöhung der Besatzdichten von Mastgeflügel wollen. Die Gegnerschaft einer Halbierung der Weidefläche von Freilandhennen wird ähnlich groß sein. Wir werden diese Mehrheit mobilisieren müssen, um jeder weiteren Verschlechterung der Haltung von sogenannten Nutztieren einen Riegel vorzuschieben. Einen Rückschritt im Tierschutz dürfen wir keinesfalls zulassen, das wäre eine Bankrotterklärung für die gesamte Tierschutzbewegung!
Dank sei der Arbeiterkammer!!!!! Die verlangt ja, dass Lebensmittel nicht teurer werden dürfen!!! LG ein Landwirt
wird verm. auf eine 2 klassen freilandhaltung hinauslaufen… :-/
Es ist immer das Gleiche: Profitgier gegen Tierleid.
Es ist erbärmlich, wie man mit Tieren umgeht. Da verliert man vor Menschen jeden Respekt, das sollten auch die Politiker wissen.