Südföhn! Schon wieder Südföhn! Ein Phänomen, das in üblichen Wintern vielleicht 1-2 Mal auftritt, ist seit Dezember 2013 zum Dauerzustand geworden. Ein Tief über dem Mittelmeer schiebt die feuchte und eher warme Luft von Süden her gegen die Alpen. Die Folge sind große Schneemengen auf der Südwestseite, mit pappigem, feuchtem und schwerem Schnee ohne Kälte, und kein Niederschlag, aber bis zu 15 ° plus, auf der Nordseite der Alpen. Auch heute wieder + 14 ° C in der Obersteiermark. Weit und breit kein Winter.
Mit dem Blickwinkel aus der Stadt wirkt dieser „Winter“ vielleicht nicht ungewöhnlich. Ein paar Schneeflockerl hat es sogar in Wien gegeben, ein paar Tage lang war es kalt. Ja, der Südföhn kommt kaum bis an den Ostrand Österreichs. Wie es aber in Wien knapp 0 ° C hatte, blies ein Sturm bei + 10 ° C in 1000 m Höhe über die Berge. Aber sind da nicht Fotos von Schnee auf den Bergen im Internet zu finden? Richtig, es gibt schon einen Winter. Er ist aber um 400 m im Vergleich zu normalen Wintern den Berg hinauf gewandert. Ich war schon ein paar Mal heuer auf Schitour, ohne mir die Schi zu ruinieren. Doch normalerweise gehe ich 40 Tage auf Schitour pro Saison, bisher waren es gerade einmal 5. Und noch nie hatte ich heuer diesen weichen, trockenen, eiskalten Pulverschnee, der die Schiabfahrt zum lustvollsten Erlebnis macht, das dieses Leben zu bieten hat!
Aber zum allerersten Mal in meinem Leben gibt es den ganzen „Winter“ hindurch keine Möglichkeit, auf Loipen langlaufen zu gehen, jedenfalls im Tal. Und das Schlimmste: Heuer, als erstem Jahr seitdem ich das beobachte, gab es nicht einen einzigen Tag einen gefrorenen Wasserfall zum Eisklettern in Ostösterreich! Diese Sportart scheint durch den Klimawandel einfach auszusterben!
Zu dem dauerhaften Südföhn in den Alpen habe ich eine gewagte Erklärung. In über 10 km Höhe in der Atmosphäre umkreist den Nordpol ein sehr starker Sturm, der sogenannte Jetstream, dessen Geschwindigkeit durch das Temperaturgefälle zwischen Pol und Äquator bestimmt wird. Ein durch den Klimawandel tendenziell wärmerer Nordpol schwächt den Jetstream und weitet ihn nach Süden aus. Unser Wetter wird i.a. durch Luftwirbel gebildet, die sich aus dem Jetstream lösen und als Tiefdruckgebiete von Nordwesten auf die Alpen zusteuern. Die Folge ist ein Nordstau mit kalter Luft aus der Nordsee, also Schneefall und Temperaturen unter 0 ° C nördlich des Alpenhauptkamms.
Wird der Jetstream aber durch den Klimawandel geschwächt und dehnt er sich nach Süden aus, dann kommen die Tiefdruckgebiete tendenziell von Südwesten aus dem Mittelmeer auf die Alpen zu. Die Folge ist ein warmer Südföhn mit nassem Schnee im Süden und schneefreien, hohen Plusgraden im Norden des Alpenhauptkamms.
Sollte diese Erklärung stimmen, dann wird das heurige Jahr nicht die Ausnahme bleiben, sondern die Regel werden. Mich graut bei der Vorstellung!
Ich bin an der steirisch-slowenischen Grenze aufgewachsen. Auf 330 m Seehöhe. Mitte der 70 er bis Mitte der 80er, also in meiner Kindheit und frühen Jugendtagen. Haben wir dort von Dezember bis März die eigenen Sprungschanzen gebaut, die eigenen Schipisten getreten und es gab in jedem Dorf Schi-Rennen, Schi-Klubs und Schi-Lifte. Ab Mitte der 80er ging es dort mit der Schneelage bergab. Ziemlich schnell. Im Februar 1986 noch ein aufbäumen mit Rekordmengen von 1,30 m auf dieser Seehöhe. In Graz herrschte der Ausnahmezustand und die Straßen wurden zu Loipen. Wunderschön war das. Die Schi-Klubs gibt es schon lange nicht mehr und Schi-Rennen schon seit meiner späteren Kindheit keine mehr. Gerade der Süden war immer vom berühmten Italien-Tief abhängig, bei gleichzeitiger Kaltluftzufuhr aus dem Norden oder Osten. Heute ist es einfach zu warm. Es regnet meist und wenn es schneit, dann bleibt “Gatsch” liegen. Mein letztes Bergerlebnis mit dem bemerkenswerten Eisregen schildere ich hier: http://jochenkrieger.blogspot.co.at/2014/02/fallende-baumwipfel.html