Wer, wie ich, sehr lange mit Versuchen beschäftigt war, gewisse politische Anliegen in der Gesellschaft umzusetzen, weiß, dass ein Umstand das schlimmste Hindernis dabei ist: ignoriert zu werden. Die einzelnen Menschen durch persönliche Gespräche, Argumente oder Empathie zu überzeugen ist zwar notwendig, aber nur ein Teil des Erfolgs, nicht ausreichend für eine Änderung der Gesellschaft, wie ich in meinem Buch „Widerstand in der Demokratie“ darlege. Solange in der Gesellschaft kein Konflikt herrscht, wird es keine Änderung geben. Erst ein Konflikt weckt in den Verantwortlichen ein Bedürfnis nach Änderung. Deshalb müssen soziale Bewegungen ihre Anliegen auch immer wieder in Form von Provokation und Konflikt vorbringen.
Laute, zornige Demonstrationen z.B. werden (praktisch) immer wesentlich mehr PassantInnen stören, als sie von irgendetwas überzeugen. Nach jeder solchen Demo im Tierschutz gibt es Personen, die sich an uns wenden und sagen, wir sollten leise und freundlich sein, wir sollten die Menschen überzeugen und nicht verärgern, am Besten gar nicht demonstrieren, sondern mit einem Lächeln Flugblätter verteilen oder Informationen zur Verfügung stellen. Naja, sicher gut 80% der Tierschutzarbeit besteht auch genau darin. Aber das reicht eben nicht aus, das beweisen die jahrzehntelangen Erfahrungen.
Ein Beispiel: das Wildtierhaltungsverbot in Zirkussen. Nach unserer Aufklärungsarbeit waren sicher mehr Menschen gegen Wildtierzirkusse als dafür, vielleicht waren die meisten Menschen indifferent, aber diejenigen, die weiter in solche Zirkusse gegangen wären, hätten diese Unternehmen sicherlich finanziell erhalten. Es bedurfte also unserer Dauerdemos, unserer lästigen Kundgebungen – und auch der Gewalt der Zirkusleute, die unübersehbar machten, dass hier ein gesellschaftlicher Konflikt existiert! – bis die Gesellschaft erkannte, dass Wildtierzirkusse ein Problem sind. So wurde mit Wildtierzirkussen öffentlich und bei jedem Medienbericht der Aspekt Tierquälerei assoziiert, bis es schließlich politische Diskussionen darüber gab und sie letztlich verboten wurden.
Ähnliches versucht jetzt die Kreuzigungsaktion mit ihrer Provokation. Sie möchte Reaktionen hervorrufen, sie möchte, dass auch jene Menschen, die Tierquälerei bei der Fleischproduktion am liebsten ignorieren würden, einfach von der Kritik Notiz nehmen müssen. Und das ist zweifellos gelungen, wenn man die breite Diskussion und die vielen Berichte von der Aktion liest. Wie gesagt, auch wenn diese Berichte nicht positiv sind, so helfen sie, das Problem zu thematisieren. Provokante Aktionen dieser Art wollen nicht mehr als das erreichen. Hier z.B. eine Stellungnahme der katholischen Stadtkirche Graz: http://www.kath-kirche-graz.org/pfarren-seelsorgestellen/muenzgraben?d=kreuzzug-fuer-tierrechte
Die FPÖ hat interessanter Weise eine Anzeige wegen Herabwürdigung religiöser Lehren eingebracht und bei der Justizministerin angefragt, warum das entsprechende Ermittlungsverfahren (zur letzten derartigen Aktion in Innsbruck) bereits eingestellt wurde: http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/J/J_02583/fnameorig_162863.html. Interessant ist die Antwort der Justizministerin: http://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XXIV/AB/AB_02615/fnameorig_167219.html, aus der ich hier zitieren will:
In rechtlich-dogmatischer Hinsicht ist zunächst zu berücksichtigen, dass die Tathandlungen des § 188 StGB im Herabwürdigen oder Verspotten religiöser Lehren bestehen. Unter „Herabwürdigen“ ist „Beschimpfen“ und „Verächtlichmachen“ zu verstehen, wobei als „Beschimpfen“ jede grobe Kundgebung der Missachtung der Religion durch Worte, Zeichen, Gebärden und Handlungen in Betracht kommt. Die „Verächtlichmachung“ umfasst alle anderen Kundgebungen, die das Schutzobjekt als der Achtung der Menschen unwürdig hinstellen. Die Kundgebung muss geeignet sein, Verachtung, das ist eine entschiedene und weitgehende Ablehnung, hervorzurufen. „Verspottungen“ richten sich gegen wirkliche, angebliche oder vermeintliche Unzulänglichkeiten. Durch die Verspottung wird das Objekt der Verspottung lächerlich gemacht. Bei § 188 StGB handelt es sich um ein Vorsatzdelikt, sodass für eine Strafbarkeit die Herabwürdigung religiöser Lehren vom Vorsatz der Täter umfasst sein muss.
Den Ermittlungsergebnissen der Staatsanwaltschaft Innsbruck zufolge seien die Passanten in Gesprächen darauf hingewiesen worden, dass Vertreter der „Tierfabriken“ die Tiere für den Bedarf der Menschen schlachten würden, die Tiere keinerlei Rechte hätten und erhebliches Leid erfahren würden. Abfällige Bemerkungen über die Kreuzigung Christi, die katholische Kirche, den Glauben oder die Religion allgemein seien von keiner der beteiligten Personen gemacht worden.
Im Bericht der Staatanwaltschaft Innsbruck ist ferner festgehalten, dass nach den Ermittlungsergebnissen trotz Verwendung religiöser Symbole keine religiöse Beschimpfung oder Verspottung und auch keine sonstige Herabwürdigung des Kreuzes oder anderer religiöser Symbole stattgefunden habe. Die Tieraktivisten hätten vielmehr beabsichtigt, das ihrer Ansicht nach bestehende Tierleid auf drastische Art und Weise darzustellen.
Zuletzt noch die Stellungnahme einer katholischen Religionslehrerin an einem Wiener Gymnasium, Gertrude Friedel:
Jimmy, ich mag Deinen Beitrag hier von allen am meisten.
Jesus war jedenfalls ein cooler Typ, der sich weigerte, Stereotypen und konventionellen Erwartungen zu entsprechen, und auch nicht davor zurückschreckte, die Braven und Frommen sogar unter seinen eigenen Anhängern vor den Kopf zu stoßen.
Der mit Prostituierten und Ausgestoßenen jeder Couleur aß, sich von einer Straßendirne mit ihren Haaren trocknen ließ und nicht fragte, mit welchem Geld sie das teure Salböl bezahlt hatte.
Insofern erinnerst Du mich daran, dass es immer und unter allen Umständen falsch ist auf dem hohen Roß zu sitzen und über andere zu urteilen. Unter den Theologen hat Karl Barth Mitte des 20. Jahrhunderts davor gewarnt, Religion zu vereinnahmen (in seiner Zeit durch die Nazis und die Deutschen Christen) und sprach von Gott als “dem ganz Anderen”, der sich eben nicht von uns vereinnahmen läßt.
Ich bin sicher (falls er sowas tut – Gott, nicht Barth) er hat dazu genickt.
Und fand sich in Deinem Post bestimmt wieder.
Übrigends halte ich gerade die Vielfältigkeit in der Tierschutz- und Tierrechtsszene für ihre größte Stärke – zumindest solange trotz unterschiedlicher Meinungen und Ansätze Toleranz, respektvoller Umgang und sachliche Kritik hochgehalten werden und das ganze nicht in einem szeneinternen Kleinkrieg endet. Aber ich finde, das klappt in Österreich ja bisher wirklich gut! Von daher, danke an alle Beteiligten und weiter so!
Ich sehe diese Aktion auch ein wenig zwiegespalten, da sie meiner Meinung nach vermutlich bei vielen – gerade religiösen – Menschen eher missverstanden wird und Ablehnung zur Folge hat. Ist aber nur meine Vermutung, ich war selbst noch nie “live” dabei.
“ohne konfrontative Kampagnen gäbe es praktisch keine gesetzlichen Fortschritte”
In diesem Fall handelt es sich aber nicht wirklich um eine Kampagne, denn die sollte ja meines Erachtens ein bestimmtes, eng umstecktes Ziel umfassen (zb. Verbot von Legehennenhaltung), wie sonst sollte sie sich in einer gesetzlichen Umsetzung manifestieren? Das Ziel dieser Kampagne sollte wohl eher ein generelles Überdenken des eigenen Verhältnisses zum Tier sein? Und da ist dann eben tatsächlich die Frage wen man mit der Aktion erreichen will.
@Lisa, mit “über eine kritische Aktion aufregen” habe ich nicht Dich angesprochen. Ich habe nur mein Unverständnis darüber ausgedrückt, dass man sich über eine solche Aktion überhaupt aufregen kann und damit den Orginaltext aus meiner Sicht kommentiert. Dass mein Posting nach Deinem steht, ist ein Zufall, bei dem die Wahrscheinlichkeit, dass er eintritt, dadurch erhöht wurde, dass Du oft postest. 😉
Nach meinem Religionsverständnis ist Jesus ein cooler Typ. Wer in seiner Zeit einer Prostituierten die Füße öffentlich wäscht, der setzt bewusst ein Zeichen, das andere als Provokation auffassen könnten. Meine ganz persönliche Meinung ist, wenn Jesus heute leben würde, würde er bei solchen Kreuzigungsaktionen selbst mitmachen.
@Lisa:
Die Tierrechtsszene ist kein Meinungsmonolith. Deine Wiedergabe aller Meinungen, mit all ihren Widersprüchen, spiegelt wahrscheinlich auch das Meinungsspektrum der Menschen in der Gesellschaft wider. Und TierrechtlerInnen sind ganz normale Menschen aus der Gesellschaft. Kein Wunder, also, dass es grundverschiedene Meinungen gibt. Das Gegenteil von Einheitsmeinung und Fanatismus, würde ich sagen. Es gibt ja auch TierrechtlerInnen, wie die Julia, die diese Kreuzigungsaktion völlig ablehnen.
@Lisa
Bitte nicht alle in einem Topf werfen, ein “IHR” gibt es auch unter Tierrechtlern und Tierrechtlerinnen nicht. Zugegeben, den letzten Satz meines Beitrags hätte ich mir sparen können, er ist unsachlich und unfair, da habe ich bewusst provoziert.
Allerdings: wenn ich mir so Deine Beiträge durchlese, dann brauche ich keine Wikipedia um die Bedeutung des Begriffs “Fanatismus” zu verstehen.
Ich hoffe ihr versteht wie sehr ich mich bestätigt fühle ^^.
Also, doch nur eine Aktion zum Selbstzweck. Wir überzeugen uns selber! Wir bringen uns selber dazu über die anderen nachzudenken! (als ob das nötig wäre)
Wir erklären Gläubigen, dass sie nur irgendwelchen Phantasien nachhängen – DAS wird sie davon überzeugen einen Lebenswandel zu führen, der kein Tierleid vorraussetzt. Wir zeigen ihnen, für wie dämlich wir ihre Religion halten, und wenn uns einer anzeigt wegen “Herabwürdigung religiöser Lehren” (in Österreich immer noch ein, wenn auch etwas mittelalterlich anmutender Tatbestand), dann war das natürlich alles ganz, ganz anders; bestimmt sind wir nur missverstanden worden.
Überhaupt … wer wagt es irgendeine Kritik zu üben an unserem hehren Ziel?! Selbst die Methoden, wie wir zum erreichen dieses sakrosankten Ziels einsetzen sind über alle Kritik erhaben, anbetracht der hohen Moral, die wir vertreten.
Überlegt euch bitte nochmal: Worum geht es euch eigentlich? Was sind eure Ziele? Bisher hatte ich ein eindeutiges Bild davon, was eure Ziele sind, aber mitlerweile bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das richtig verstanden habe; es ist alles sehr verschwommen, und die Nachricht kommt an, wie ein kalaidoskopisches Bild:
– die Bibel lehrt, dass wir gut zu Tieren sein sollen und ist ganz lieb.
– die Bibel sagt “Macht euch die Erde untertan” und ist ganz bös.
– Religion im allgemeinen ist ein reines Phantasieprodukt, und Gläubige gehören eigentlich in die Klapsmühle
– Oh nein, eigentlich ehren wir die Religionen sehr, und würden sie nie herabwürdigen, da habt IHR was falsch verstanden, an UNS liegt das sicher nicht.
– Tiere leiden ebenso wie Jesus.
– Euer Jesus war ein Schwein.
– wir können uns in unseren Aktionen alles erlauben, weil wir ein hohes und nobles Ziel verfolgen.
– ausser jemand anderer behauptet das von uns, dann ist das natürlich nicht so.
Ich hab euch hier noch einen kleinen Auszug aus Wikipedia rauskopiert, vielleicht denkt der eine oder andere darüber nach:
Fanatismus im engeren Sinn ist durch das unbedingte Fürwahrhalten der betreffenden Vorstellung und meistens durch Intoleranz gegenüber jeder abweichenden Meinung gekennzeichnet. Der Fanatiker will häufig andere von seinen Ansichten überzeugen („missionarischer Eifer“), lässt jedoch seinerseits keinerlei Zweifel an der Richtigkeit und dem besonderen Wert seiner Überzeugungen zu. Vielmehr verteidigt er sie vehement gegen jede Infragestellung und ist dabei einer vernünftigen Argumentation nicht zugänglich. Die betreffende Vorstellung ist seinem kritischen Denken bzw. Reflexionsvermögen entzogen. Damit verbundene negative Konsequenzen für sich selbst oder andere werden als solche nicht erkannt bzw. anerkannt.
Welche die beste Religion ist und ob es einen Gott gibt, oder auch nicht, darüber gehen bekanntlich die Meinungen auseinander. Nur: letzteres läßt sich in keiner Hinsicht beweisen, das millionenfache Tierleid allerdings ist eine traurige Tatsache.
Wenn eine Einzelperson an ein imaginäres Wesen glaubt, so wird diese für verrückt erklärt, bei einer größeren Anzahl an Personen nennt es sich dann Religion.
Ja, ich weiss dass euer Blick für manches Wesentliche von den Tränen wegen dem Tierleid getrübt ist.
Jimmy, wenn bei dir nach allem, was ich geschrieben habe lediglich ein “Aufregen über eine kritische Aktion” hängengeblieben ist, dann solltest du an deinen Wahrnehmungsfiltern arbeiten; vielleicht sind sie zu engmaschig. Es scheint wirklich nur mehr das zu dir durchzudringen, was dir gerade passt.
Frag dich doch auch mal selber, was du dir von “Aktivismus” erwartest. Wie gesagt, wenn es eine Aktion zum Selbstzweck war (…eine Aktion von Aktivisten für Aktivisten…), dann war es eh ganz super.
Ich kann mich nur darüber wundern, wie man angesichts des schrecklichen Leidens von Millionen von Tieren, über eine kritische Aktion aufregen kann, die kein Leid verursacht.
Es herrscht doch Religionsfreiheit: der Gott, an den ich glaube, findet die Aktion großartig.
Hallo, ein letztes mal hierzu,
denn ich habe zu dem Thema eigentlich schon alles gesagt, was ich zu sagen hatte, bis auf eines; dass ich nämlich eure Arbeit im allgemeinen natürlich weiterhin sehr schätze und unterstützenswert finde. Auch, oder auch gerade die meisten Aktionen, die “provozieren”. Die letzten zwei Beiträge sind einer dunklen und sarkastischen Ader von mir entsprungen, und spiegeln nicht meine Meinung wieder!
Im Speziellen fand ich, dass hier ein wenig Kritik angebracht war, die hab ich angebracht, ich will mich da nicht drin verlieren.
Weiterhin viel Erfolg!
Nur zur Info:
Ich selbst habe zum Glück wenig mit der Lukrierung von Spenden im VGT zu tun (vielen Dank an jene, die sich dieser mühsamen aber notwendigen Aufgabe widmen!), aber natürlich bekomme ich nebenher mit, wie sich diese entwickeln. Mein Eindruck ist, je provokanter und konfrontativer man auftritt, desto weniger Spenden bekommt man. Je positiver und freundlicher man auftritt, desto mehr.
Da ich aber dennoch der Meinung bin, dass provokante und konfrontative Aktionen wichtig sind – ohne konfrontative Kampagnen gäbe es praktisch keine gesetzlichen Fortschritte z.B. – ist das Kalkül, so konfrontativ und provokant aufzutreten wie möglich, ohne dabei die Sympathie der Öffentlichkeit zu verlieren bzw. einen zu hohen Spendenrückgang zu haben. Unterm Strich heißt das, 80% positiv-freundliches Informieren, 20% provokantes Konfrontieren.
Die Auswirkung der Kreuzigungsaktion auf Spenden kenne ich nicht, da diese Aktion, wie gesagt, nicht vom VGT organisiert wird. Aber meine Einschätzung wäre, dass sich diese Aktion nicht positiv auf Spenden und Mitgliedschaften auswirkt. Große, laute und zornige Demos jedenfalls wirken sich nicht gut auf Spenden und Mitgliedschaften aus, sonst würden die großen Vereine laufend solche Demos durchführen.
Manchmal muss man sich entscheiden zwischen effektiv aber der Öffentlichkeit gegenüber unangenehm auftreten, oder positiv und freundlich aber ohne gesellschaftlich merkbaren Effekt, weil einen jene, die die tierquälerische Praxis ungehindert weiter durchführen, einfach ignorieren können.
Noch ein Indiz: nur jene Gruppen, die konfrontativ auftreten, erleben staatliche Repression. Ich gehe davon aus, dass ineffektive Aktivitäten keine staatliche Repression zur Folge haben. Wozu sollten sich die Mächtigen das antun, ineffektive Gruppen zu verfolgen? Mit Konfrontation handelt man sich also neben einem unsympathischen Erscheinungsbild auch noch Repression ein. Ein teurer Preis. Konfrontation muss also einen sehr sinvollen Output haben, damit sich das rentiert.
… auch wenn es natürlich, da gebe ich Ihnen recht, ein ziemlich unglücklicher Ausdruck war.
Oh nein.
Es geht darum, das Volk zu überzeugen, nicht die Kirche oder die Politiker. Positive Reaktionen aus der Bevölkerung (die sich im Maße der Beitritte, Spenden und Unterschriften, etc. abzeichnen) sind meiner Meinung nach der wichtigste Weg, um genug Druck zu erzeugen, dass sich auch tatsächlich etwas ändert.
Die Aktion schockt genauso wie viele andere (auch die Ferkel-Aktion) – und offenbar (ich kenne mich da, wie gesagt, zu wenig aus) ist das ein positiver Aspekt, auch wenn er natürlich nie allen passen wird.
Spendenrückgang ist in diesem Sinne also selbstverständlich nicht als Zeichen des Geldscheffelns, sondern als Maßstab für die Beteiligung und Befürwortung der Bevölkerung zu verstehen …
…aber schade, ich habe dem VGT immer höhrere Ziele zugesprochen, als nur möglichst viele Spender zu lukreieren. Also, Beseitigung von Tierleid, zum Beispiel. Informieren über Tierleid. Den Versuch Änderungen im Sinne von Tierrechten in der Gesetzesgebung voranzutreiben. Solche Dinge.
Nein, es geht bei den Aktionen um Geld, um Spenden, und wenn kein Spendenrückgang zu verzeichnen ist, dann muss doch alles super sein.
Vielleicht bin doch ich die Naive. Aber … schade.
“Spendenrückgang” -> ^^ alles klar ^^
@Lisa, mit negativer Reaktion hatte ich eher gemeint, dass sich die Aktion insofern daneben geht, als – wie Julia meint – christliche Unterstützer abgeschreckt werden.
Dass die Provokation natürlich viele Gegner auf die Spielfläche ruft und die Aktivisten sich wieder einmal in Schwierigkeiten hineinmanövrieren, ist natürlich klar. Allerdings ist das im Sinne der Verbreitung der Botschaft ja nicht negativ und ist bei den meisten anderen Aktionen ganz gleich.
Negativ in dem Sinne, den ich meinte, wäre also ein Spendenrückgang, weniger Aufmerksamkeit oder Ablehnung von den (potenziellen) Spendern; nicht Kritik von Seite der Kirche oder der Politiker – die ist schließlich vorprogrammiert …
Hallo!
Irgendwie finde ich es gar nicht verwunderlich, dass gerade die FPÖ sich auf diese so wunderbar reißerische Situation stürzt, denn in einem sind sich die FPÖ und der Aktivist gleich: Sie wollen provozieren um im Gespräch zu bleiben. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es den „neuen Juden“ (sic Strache) gerade ganz gut in den Kram gepasst hat, müssen sie sich doch selber oft mit dem Vorwurf „Herabwürdigung religiöser Lehren“ herumstreiten. Nun können sie jammern: Ja, wehe man sagt was gegen Moslems, aber die hängen Schweine an’s Kreuz und das soll ok sein? Also, Bravo: Die FPÖ wird sich freuen ihren Hasstiraden eine neue Note geben zu können.
@Miriam: Du scheinst wirklich der Meinung zu sein, dass der Veranstalter, wären negative Reaktionen gekommen, diese Aktion sicher nicht wiederholt hätte, eigentlich sogar abgeblasen. Das halte ich anbetracht des Titels zu dem Blog in dem du schreibst für ein wenig naiv, verzeih. Die Provokation ist nicht unabsichtlich und zufällig, sondern beabsichtigt.
Nun hat mir einer der Blogger im letzten Thread ja verraten, wer sich diese Aktion einfallen hat lassen. Ob die Info stimmt oder nicht, kann ich nicht sagen, aber ich will es gerne glauben, denn gerade dieser Aktivist ist mir auch früher dadurch aufgefallen, dass er für seine Aktionen gerne starke Bilder verwendet, weil diese direkt in die Seele gehen, und den Umweg über das Verständnis nicht brauchen. Und so kann ich (mir selber zumindestens) diesen ganzen Unsinn erklären: Chris, ich finde du bist eigentlich genial und ein Küstler, aber hier hast du für mein Empfinden danebengegriffen. Nicht weil du zu weit gegangen wärst, oder weil du zu extrem bist oder so, sondern einfach weil diese Aktion nicht zielgerichtet war. Sie hätte, genauso wie sie ist, zielgerichtet sein können, denn, wie ein Blogger im vorigen Thread auch bemängelt, hat die allgemeine Auslegung der Worte „Und macht euch die Erde untertan“ viel Tierleid quasi „abgesegnet“. UND der Tatbestand der „Herabwürdigung religiöser Lehren“ im 21. Jhdt. Ist ein Witz …etc…etc…etc … alles Überlegungen, die ich zumindestens nachvollziehen kann. Es gäbe also für einen Tierrechtsaktivisten (und andere Aktivisten auch) genug Angriffsfläche auf die Kirche, die Aktion KÖNNTE zielgerichtet sein.
Aber so war das ja alles nicht…oder?
P.S.: eine kleine Frage hab ich noch, weil ich vielleicht etwas falsch verstanden habe: Ist einem Aktivisten eigentlich die “ausgesendete Nachricht” oder “die empfangene Nachricht” wichtiger; oder sollte das möglichst deckungsgleich sein? Oder ist das eigentlich egal, solange man “irgendwas” macht? Gut…provozieren soll’s halt…
Aber auch hier gehst du von dir selbst aus: Du persönlich würdest es als Gläubige abschreckend finden, wenn du nicht bereits überzeugt wärst. Natürlich wird bestimmt ein guter Teil der Christen ebenfalls so denken, aber wie gesagt, kenne ich auch Gläubige, denen die Aktion egal war oder die sehr positiv reagiert haben. Nicht jeder ist schließlich derart theologisch bewandert wie du und viele verstehen sie – ohne langes Grübeln – einfach so, wie sie gedacht ist: Jesus ist für alle gestorben, auch für die Tiere, und deshalb ist dieses Leid nicht ok.
Deshalb verstehe ich nicht, wie du darauf kommst, dass damit der Großteil der Christen abgeschreckt werden sollte.
Ich persönlich habe da keinen Einblick und auch keine Erfahrungen, aber wenn die Aktion wirklich derart schädlich für den Tierrechtsgedanken wäre, dann müsste das in den letzten Jahren doch irgendwie bei dem Veranstalter angekommen sein.
Da der “Tierkreuzzug” aber schon öfter stattgefunden hat, gehe ich jetzt einfach mal davon aus, dass die Reaktion positiv war oder zumindest nicht geschadet hat …
Oh Mann, warum könnt Ihr diese beiden Argumentationsebenen nicht voneinander trennen – die akademisch-theologische und die rein praktische? Ist das denn so schwer?!?
Miriam, Du verstehst meine Argumentation einfach nicht. Mit “meiner persönlichen Sichtweise” hat das nichts zu tun; die gleichen Argumente haben hier schon mehrere geäußert.
Und um mich gleich “aus der Bahn zu werfen” reicht so ein
bisschen Kunstblut nicht, aber trotzdem danke für Deine freundliche Sorge um mein Wohlergehen. Mich ärgert lediglich, wenn Leute, die dieselben Anliegen haben wie ich, diesem Anliegen mit unüberlegten Aktionen schaden.
Es dreht sich nicht darum, wer was sagen darf oder nicht (Deutschland zumindest, wo ich lebe, ist noch sowas ähnliches wie eine Demokratie). Von mir aus kannst Du oder können diese komischen Grazer mit ihrem Theaterblut tun und lassen, was sie wollen. Es interessiert mich nur insofern ich wie ihr (?) daran interessiert bin, auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen.
Und deshalb geht es mir einzig und allein darum klar zu machen, dass diese Aktion unserem (?) gemeinsamen Anliegen, das alltägliche und sinnlose Leid der Tiere in der Gesellschaft zur Sprache zu bringen, nicht dienlich ist.
Um noch deutlicher zu werden:
Es geht einzig und allein darum, dass diese Aktion nicht im Sinn der Tiere geeignet ist, Christen – und allen anderen ist das Kreuzsymbol eh egal – dazu zu bewegen, ihren Fleischkonsum aus der Sicht ihres Glaubens zu überdenken.
Sie wird Beifall bei all denen finden, die eh schon auf Seiten der Tiere sind (und gegen die Kirche). Das haben auch andere hier schon geschrieben (und sollte jedem einleuchten).
Die, die auf Seiten der Kirche *und* der Tiere sind (wie ich) wird sie schlimmstenfalls ein wenig peinlich berühren, aber uns braucht man nicht zum Tierrechtsgedanken zu bekehren, genau so wenig wie Dich oder Martins Wiener tierkreuzigende Religionslehrerin.
ABER: solche Christen, die bisher nicht über ihren Fleischkonsum nachgedacht haben, wird diese Aktion eher dazu bewegen, dass sie Tierrechtler als Gegner empfinden, die ihren Glauben verspotten und mit denen man nicht redet und schon gar nichts von ihnen lernt. Es schafft Fronten, wo Brücken zu bauen wären. Ist das so schwer zu verstehen?
Und diese Gruppe ist nicht nur die eigentliche Zielgruppe dieser Aktion (denn die andern braucht man nicht mehr zu überzeugen), sondern auch die bei weitem größte unter allen irgendwie christlich orientierten Menschen.
Dh: bei der größten Zielgruppe erreicht man genau das Gegenteil von dem, was man bewirken will! Soll das im Interesse der Tiere sein? Ich meine nicht. Es ist eitel (denn man drückt damit aus, dass nur “wir” die wahren Leidenden kennen und uns mit ihnen identifizieren), selbstgerecht und dumm.
Tierkreuzigungsszenen dienen nicht dem Interesse der Tiere. Sondern bestenfalls der Publicitysgeilheit einiger selbsternannter Märtyrer, die es eben brauchen, sich auch mal ein bisschen subversiv zu fühlen.
Ich bin, wie Du anscheinend auch, vollkommen der Meinung, dass gerade Christen, wenn sie die Schriften des Alten und Neuen Testaments ernst nehmen, an der alltäglichen Tierqual in der westlichen Welt keinen Anteil haben dürfen. Seit langem versuche ich dies in meiner persönlichen Umgebung zu vermitteln. Daher weiss ich auch recht genau, welche Reaktionen solche Kreuzigungsaktionen in kirchlichen Kreisen in der Regel hervorrufen. Sie werden bloß als unpassend und peinlich empfunden.
Die Tierrechtler disqualifizieren sich damit als Gesprächspartner selbst. Um mit jemand ins Gespräch zu kommen, sollte man nicht mit einer Beleidigung anfangen, nicht einmal mit den besten Absichten (zumindest verstehe ich Kommunikation so). Es sei denn, man *will* gar nicht ernsthaft ins Gespräch kommen, siondern bloss mal ein bisschen auf den Putz hauen, um selbst Gesprächsstoff zu werden. Bei machen Tierrechtlern hat man mitunter den Eindruck, dass Kirche(n) für sie von vornherein der böse Feind sind (klar, die Hexen und die Kreuzzüge und so …)
Ich finde solche Aktionen eher beschämend für die “Märtyrer” am Kreuz. Und für die Tiere ist es schade, denn wieder mal wurde eine Gelegenheit, in ihrem Interesse aktiv zu werden, um der Lust an der Provokation willen verspielt.
Das müßte doch rational nachvollziehbar sein, oder?
Ich wiederhole mich ungern, aber es scheint sinnvoll: Wenn man mit Demonstrationen etwas erreichen will, sollte man Denken vorm Demonstrieren. Alles andere ist Kindergarten.
@Julia,
aber das ist deine persönliche Sichtweise. Sie mag vielleicht theologisch sehr richtig und korrekt sein, aber sollten nun deshalb alle religiösen Themen unter Tabu gestellt werden?
Im kulturellen Leben (zu dem ich auch Aktionen wie diese zählen würde) werden nun einmal Aspekte aus jedem Lebensbereich verarbeitet bzw. als “Material” herangezogen – das betrifft neben der Religion doch alle Arten von Lebenseinstellungen, Weltanschauungen und Überzeugungen.
Nur weil die “Benützer” nicht immer jedes Detail verstehen oder auch einmal etwas zu Unrecht in einer gewissen Weise darstellen, kann man ihnen doch nicht den Mund verbieten …
Oder sollen deiner Meinung nach nur mehr studierte Theologen über Religion sprechen bzw. diese heranziehen dürfen?
Wenn jemand wie du sehr fachkundig und überzeugt ist, dann kann es doch nicht sein, dass es dich so sehr aus der Bahn wirft, dass ein paar Tierschützer bei dem Versuch, etwas Gutes zu tun, religiöse Symbole benutzen …
Natürlich hat der Glaube indirekt etwas damit zu tun, da die christliche Nächstenliebe ein gutes Beispiel dafür ist, dass in unserer gesellschaftlichen Sicht offenbar etwas falsch läuft, wenn man Nächstenliebe für Menschen predigt, sie bei Tieren aber (nicht laut der Bibel, aber laut unserer derzeitigen Taten) völlig egal ist.
Insofern ist der Bezug zum Christentum im Rahmen des Karsamstags genauso sinnvoll, wie im Rahmen einer Kochmesse vegane Rezepte zu präsentieren …
Ich kann dein Problem ehrlich gesagt also nicht ganz verstehen …
Die Anzeige der FPÖ ist ebenso unpassend (und möglicherweise heuchlerisch) wie die Aktion selber.
Beiden gemein ist, dass es ihnen nur vordergründig um das in Rede stehende Anliegen geht: der FPÖ geht es doch wohl kaum wirklich um die Würde des Glaubens – so sehr, wie diese Partei für ihre christliche Grundhaltung bekannt ist , oder? – , und den selbsternannten Märtyrern am Kreuz geht es vor allem darum ins Gespräch zu kommen (wie ja inzwischen immer deutlicher wird).
Tote Ferkel oder blutüberströmte Aktivisten, so gemein die Schweinezüchter oder Pelzverkäufer das auch finden mögen, greifen sie nur die Tierquäler und ihr Verhalten an.
Solche Aktionen sind eine grundsätzlich andere Kategorie und damit nicht vergleichbar.
Wer das nicht begreift, hat das Wesen von Religion nicht verstanden.
Die Kreuzigungsaktivisten berühren eine Sphäre, die mit dem alltäglichen Tierleid nichts zu tun hat – es sei denn man wollte den lieben Gott oder sein Fußvolk dafür verantwortlich machen. Das aber, hieß es, sei nicht beabsichtigt.
Für das Handeln von Menschen sind sie selbst verantwortlich, nicht der liebe Gott. Aber der wird auch diese Geschmacklosigkeit ertragen. Österreichische Katholiken leiden da offenbar unter den ja angeblich ihrer Nation eigenen Masochismus, wenn sie in theologisch nicht zu rechtfertigender Weise bereit sind mißzuverstehen, dass das freiwillige Leiden Christi mit dem unfreiwilligen und von uns zu veramtwortenden Leiden menschlicher und nichtmenschlicher Tiere grundsätzlich nicht gleichzusetzen und nicht vergleichbar ist.
Das Leiden Christi nach christlicher Auffassung war freiwillig und hatte einen Sinn. Das Leiden der Tiere ist unfreiwillig, vermeidbar und sinnlos.
Das eine ist mit dem anderen nicht zu vergleichen; es doch zu tun, suggeriert, dass auch das Leiden Christi sinnlos und vermeidbar gewesen wäre, wie heute das der Tiere. Ohne Karfreitag keine Auferstehung, ohne Auferstehung keine Kirche. Der Vergleich des unfreiwillig und sinnlos leidenden Tiers mit Christus entzieht dem christlichen Glauben die Grundlage. Das mag beabsichtigt sein oder nicht; aber wer das abstreitet, hat die Grundlagen christlicher Theologie nicht verstanden. Muss ja auch nicht jeder, aber dann kann auch nicht behauptet werden, dass der Glaube dadurch nicht herabgewürdigt werde, wenn man nichts davon versteht. Was offenbar weit verbreitet ist.
Mir sind Tierrechtler, die religiöse Gefühle verletzen, ebenso peinlich wie Pfarrer, die kein Problem damit haben an der Kirchweih Würstchen zu grillen, oder Theologen (?), die kein Problem damit haben, das Leiden Christi mit irdischem Leid, ob tierischem oder menschlichem, zu vergleichen. Meine Migräne ist ebensowenig mit dem Leiden Christi vergleichbar wie das Leiden der Schweine in Haßleben, auch wenn beides grausig genug sein kann.
Der Aktivist am Kreuz ist ebenso daneben wie der grillende Pfarrer, aber bitte, wer’s braucht … bon appetit, in doppeltem Sinn. Für meinen Teil beende ich die Diskussion damit.