19. Dezember 2024

Den Tierschutzgedanken an Schulen streuen!

_MG_7365_kleinKein Zweifel: als soziale Tiere ist für uns Menschen am Wesentlichsten, in welcher sozialen Umgebung mit welchen sozialen Regeln und Werten wir aufgewachsen sind. Das, was wir da an Werten übernehmen, empfinden wir zutiefst als richtig und wichtig und zumeist können wir es nicht mehr hinterfragen. Füttert man die Kinder ungefragt mit Massentierhaltungsfleisch und tabuisiert das Hinterfragen dieser Praxis in der Erziehung, dann darf man sich später nicht wundern, wenn es den allermeisten Menschen sehr schwer fällt, von dieser Gewohnheit abzuweichen und nicht wiederum ihre Kinder so zu indoktrinieren. Deshalb ist es so wichtig, den Tierschutzgedanken an Schulen zu tragen, wenn wir die Gesellschaft tierfreundlicher machen wollen. Und so versuchen wir von Tierschutzseite her schon seit Jahrzehnten an Schulen zu gehen und mit den SchülerInnen über Tierschutz zu diskutieren. Ich habe damit schon in den frühen 1990er Jahren angefangen, der VGT beschäftigt seit 1995 eigene TierschutzlehrerInnen.

Und diese Arbeit hat bereits Früchte getragen. Seit dem Pelzfarmverbot 1998 wurden sukzessive weitere Verbote eines zweifelhaften Umgangs mit Tieren im Tierschutzgesetz Wirklichkeit. Und so reagierte die Tierindustrie. Im September 2005, kurz nach Einführung des Legebatterieverbots, das durch eine konfrontative Kampagne seitens des VGT erreicht wurde, veranlasste das damalige Unterrichtsministerium, nachdem es von Tiernutzerseite in einem Brief dazu aufgefordert worden war, dass alle Schulen Österreichs eine Warnung vor dem VGT erhielten! Darin stand wörtlich:

Auf seiner Homepage bietet der Verein gegen Tierfabriken (VGT) den Schulen so genannte „Tierschutzlehrer“ für Vorträge zum Thema Tierschutz an. […] Grundsätzlich steht es Lehrkräften im Rahmen der ihnen gemäß § 17 SchUG übertragenen Verantwortung für die Gestaltung des Unterrichts frei, zu speziellen Themen externe Personen in den Unterricht einzuladen. Allerdings haben sie in diesem Fall die Verpflichtung, sich zuvor von der Kompetenz und den Absichten der Eingeladenen zu überzeugen. Gewinnt der Lehrer oder die Lehrerin während des Vortrags den Eindruck, dass der Experte bzw. die Expertin das Thema instrumentalisiert, muss eingeschritten werden. Das ergibt sich aus der im Grundrecht auf Bildung verankerten Verpflichtung der Schule einen indoktrinationsfreien Unterricht anzubieten. Die Pflicht, sich zuvor ein Bild von der Kompetenz und den Absichten von Personen zu machen, die zur Behandlung spezieller Themen in den Unterricht eingeladen werden, besteht auch dann, wenn diese Personen vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur approbiertes Unterrichtsmaterial verwenden.

In den USA organisiert sich die Tierindustrie ebenfalls gegen die Erwähnung von Tierschutz an den Schulen. In einer Aussendung von „protect the harvest“, http://protecttheharvest.com/, steht:

While it is important that future generations are taught the importance of respecting and caring for animals, both wild and domesticated, we should not allow extremist animal rights groups to dictate information children will be exposed to.  Emotional, subliminal vegan messages replacing animal care based on accepted, proven animal husbandry practices is _not education, but indoctrination_. […] As animal owners, farmers and horse and dog breeders, we are the targets of animal rights legislation that would criminalize our traditional relationship with animals.  […] We are joining with a number of other animal rights targets to mount a nationwide campaign to educate our legislators and the public on the dangers of what appears on the surface as harmless legislation.  It must be stopped before it becomes embedded in our schools.  This is a call to action to stay vigilant and not allow vegan biased “humane education” into our schools. […] We believe human society requires and accepts the use of animals as sources of food and fiber, as well as for scientific research, sport, entertainment and clothing.  […] Politically charged philosophies regarding the use of animals should not be involuntarily forced upon children and families through indoctrination by organizations with extreme agendas that are incompatible with mainstream American values. _These organizations should not have unfettered access to impressionable children_.

Der Versuch, uns im Rahmen des Tierschutzprozesses zu kriminalisieren, zielte ebenfalls darauf ab, uns aus den Schulen zu drängen. Wer würde „Kriminellen“ erlauben mit SchülerInnen zu diskutieren? Im Jahr 2005 wurde als Gegenmittel gegen unseren Schulunterricht das staatliche Projekt „Tierschutz macht Schule“ ins Leben gerufen. In den ersten Unterrichtsmaterialien stand noch, dass Pelz nicht unbedingt als Tierquälerei zu sehen sei, auch wenn Pelzfarmen in Österreich verboten sind. Und man müsse wegen grausamer Tiertransporte nicht gleich vegetarisch werden. Heute haben sich aber mittlerweile viele vernünftige Menschen diesem Projekt angeschlossen und die Unterrichtsmaterialien sind durchaus positiv zu sehen. Allerdings werden die Themen Jagd, Pelz und Vegetarismus vorsätzlich ausgespart, weil da offenbar eine Positionierung schwierig wäre, die nicht der Meinung der Tiernutzungsseite „zu sehr“ widerspricht.

Bei all dieser Gegenpropaganda ist es sehr erfreulich, dass noch immer sehr viele Schulen die TierschutzlehrerInnen des VGT und anderer Tierschutzvereine an ihre Schulen einladen. Vom VGT aus werden etwa 200 Schulen pro Jahr besucht. Gestern erst war ich wieder an eine Hauptschule in Wien eingeladen, in der ich vor allen SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen im Festsaal sprechen durfte. Ich möchte mich an dieser Stelle bei der sehr engagierten Lehrerin und allen ihren KollegInnen bedanken, die diese Arbeit für uns möglich macht.

3 Gedanken zu “Den Tierschutzgedanken an Schulen streuen!

  1. Schön, dass sich trotz des tierschutzfeindlichen Einflusses gewisser politischer und tiernutzender Kreise dennoch Schulen, Lehrer und Lehrerinnen finden die zum objektiven Tierschutzuntericht einladen. Eine ganz wichtige Einrichtung zur Bewusstseinsbildung.

  2. Es entbehrt nicht einem gewissen Zynismus, wenn die Tierindustrie von Indoktrination spricht.

    Danke für dein unermüdliches Engagement!

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