27. April 2024

Besuch am Lebenshof Lebenslänglich

Ursprünglich war es ein Milchbetrieb mit Anbindehaltung, dann eine Rindermast mit Mutterkuhhaltung. Seit Herbst 2021 ist der Sauschneidhof auf ca. 1000 m Seehöhe bei Radstadt in den Salzburger Niederen Tauern gegenüber dem Dachstein ein Lebenshof. Die Betreiber:innen sind Anfang 2020 vegan geworden und begannen natürlich, ihre Tierhaltung zu überdenken. Zuerst musste umgebaut werden, seit nunmehr 2 Jahren ist alles nach Wunsch eingerichtet.

23 Rinder leben hier, 2 davon Ochsen, der Rest Kühe. Sie sind Pinzgauer mit wunderschönen Hörnern, eine seltene, alte Rasse, die glücklicherweise noch nicht Kraftfutter braucht, um dem Energieanspruch ihres Körpers wegen hoher Milchleistung zu entsprechen. Josef und Juliane, die beiden Betreiber:innen, bieten ein bisschen Extrakost nur als Leckerli.

5 weitere Rinder pro Jahr könnten sie noch aufnehmen, erzählen sie, so viel Bedarf gibt es. Doch das tun sie nicht, sie wollen ihren Tieren ein gutes Leben bieten und nicht in die Falle vieler Lebenshöfe geraten, die an Tieren übergehen. Andererseits zeigt das, wie wichtig weitere Lebenshöfe für sogenannte “Nutztiere” in Österreich wären.

Neben den Rindern leben noch einige Katzen her. Die freuen sich über Streicheleinheiten der Gäste in der Frühstückspension am Hof. Für 10 Personen ist Platz, das Angebot ist vegan.

Der Stall ist ein sehr heller Laufstall und viel frischer Luft. Zusätzlich gibts einen ganzjährig nutzbaren Betonauslauf mit einer elektrischen Bürste, die die Tiere selbst einschalten. Der Hof ist recht hoch gelegen und daher schneereich. Die südwestseitige Ausrichtung ermöglicht trotzdem einen üppigen Gemüsegarten.

Großartig sind die riesigen Weideflächen, etwa 10 ha. Sehr viel Platz für die 23 Rinder. Dazu gehört noch ein Wald, der holzwirtschaftlich genutzt wird. Und es gibt eine 250 ha (!) große Alm in 1.700 – 2.100 m Seehöhe im Besitz des Hofes, auf der die Tiere 3 Monate pro Jahr verbringen dürfen.

Angst vor dem Wolf hat man nicht, weil die Rinder sehr wehrhaft sind. Aber das Betreiberpaar, selbst ja mit bäuerlichem Hintergrund, kann die Angst vor allem von Schafhalter:innen schon nachvollziehen.

Beeindruckend ist, dass die beiden die Umstellung einer Fleisch- und Milchproduktion auf eine vegane Frühstückspension mit Lebenshof tatsächlich geschafft haben. Josef erzählt, dass er sich immer sehr unwohl gefühlt hat, wenn seine Rinder zum Schlachthof gebracht wurden. Dennoch war der Wechsel zum Veganismus zunächst nur aus gesundheitlichen Gründen. Doch, wie so oft, muss man keine Ausreden für das eigene Verhalten mehr finden, weil man Tiere nicht mehr isst, dann ist der Schritt zum Verständnis für Tierrechte auch nicht weit. Heute sind die beiden Betreiber:innen tierethisch motiviert. In einer hofeigenen Holzhütte haben sie eine Dauerausstellung u.a. über Tierleid für alle, die vorbeikommen, bereit stehen.

Bei unserem Besuch des Hofs werden wir mit hervorragendem veganen Kuchen bewirtet. Diese Kunst beherrscht Juliane offensichtlich bereits. Mir hat es dort so gefallen, dass ich demnächst mit meinen Kindern für 4 Tage in der Frühstückspension bleiben will.

Infos: https://www.lebenslaenglich.at/

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