Es hat geschneit, einige Tage hindurch. In höheren Lagen sind über 50 cm Neuschnee gefallen, mancherorts noch um einiges mehr. Jetzt kehrt wieder die Stille in die Wälder ein. Die Spuren der Menschen, als Forststraßen wie Narben in der Landschaft, sind gnädig verdeckt.
Ein früher Wintereinbruch bedeutet auch das Ende der Jagd, zumindest im Hochgebirge. Es mag JägerInnen geben, die mit Schneeschuhen oder Schi unterwegs sind, mir sind sie aber noch nie begegnet. Die typischen JägerInnen reisen mit ihrem Auto auf den Forststraßen bis zum Jagdstand an. Je mehr Forststraßen, desto größer der Jagddruck. Doch auch hier gebietet der tiefe Winter einhalt. Die wenigsten Forststraßen werden vom Schnee geräumt und Hochstände abseits der Straßen sind ohne Ausrüstung praktisch nicht mehr erreichbar. Die Winterruhe umfasst zumindest in den Hochlagen auch die Jagd.
Ich stapfe mit meinem Hund durch die frische weiße Pracht. Noch immer fällt lautlos der Schnee, mit großen vielkantigen Flocken. Jetzt ist er noch so weich, dass man die Unterlage spürt, zu früh für Schitouren. Meinen Hund freuts, er kann mit voller Geschwindigkeit durch den Schnee pflügen, dass es nur so staubt. Und überall frische Tierspuren, spannende Gerüche!
Heute sieht man keine 30 m weit, so dicht fällt der Schnee, so tief hängen die Wolken. Für die Tiere des Waldes beginnt jetzt eine harte Zeit. Ist der Schnee noch weich, ziehen sie sich zurück, um nicht zu viel Energie durch das tiefe Einsinken zu verlieren. Erst wenn die Schneeauflage hält gehen sie wieder auf Nahrungssuche. Ich sehe ein Reh mit einer Schnauze voller Schnee. Lautlos verschwindet es im Gebüsch, mein Hund hat es nicht bemerkt. Gut so.
An mehreren Stellen im Wald Futterplätze, daneben die Jagdstände. Ist das nicht gut? Nein. Durch das große Nahrungsangebot sind alle weiblichen Tiere im Frühjahr in einem physiologischen Zustand, der ihnen ermöglicht, schwanger zu werden. Das ist der Zweck dieser Futtermengen, eine möglichst große Geburtenzahl zu erreichen, um viele Zielscheiben für die Jagd zu produzieren. Abgesehen davon ist die Nahrung auch noch mit Kraftfutter versetzt, das zu großen Trophäen führen soll. Erst seit dem 3. Reich wird von der Jägerschaft gefüttert. Im Rahmen einer Dissertation an der Uni Wien konnte ein nicht-gefüttertes Hirschrudel in Ostösterreich über mehrere Jahre hindurch im Winter beobachtet werden. Bei Tiefschnee zogen sie auf die Hochwiesen, um im abgeblasenen Gelände Nahrung zu finden. Die Tiere verhungerten nicht, sie sind an Winterbedingungen sehr gut angepasst. Aber sie vermehrten sich deutlich weniger. Ideal, für ein natürliches Gleichgewicht.
Auch die Luchse sind jetzt aktiv, vor einigen Jahren habe ich am Hochschwab eine Spur gesehen. Im Dreiländereck Österreich, Slowenien und Italien leben momentan 3, weitere 5-10 streifen durch das Mühl- und Weinviertel und 8 Individuen sollen im Nationalpark Kalkalpen in OÖ zu Hause sein. In Fallenstein hat ein Luchs Hirschkinder in einem Wildgatter gerissen. Sofort sollte der „Problemluchs“ entfernt werden. Im August 2013 fand man eine Mutter und ihr Kind in einem Plastiksack in der Ysper ertränkt.
Nein, ich denke unsere Wildtiere, deren Vorfahren hier schon viel länger als wir Menschen gelebt haben, kommen bei uns in der Natur sehr gut zurecht. Wir brauchen sie weder zu füttern, noch zu töten.
Bald wird es düster, Zeit, wieder aus dem Wald zu gehen. Ich nehme mir aber fest vor, in der nächsten Woche wiederzukehren. Und diesmal um einiges länger!
Danke. Schöne Worte und Bilder. Sichercoolmit dem Kucksli herumzuwandern im Schnee. Ich vermisse das sehr.
@Margarete Pum
Wo nehmen Sie denn jetzt die jagenden Hunde her? Tierspuren folgen und Gerüche aufnehmen bedeutet doch nicht gleich Jagd.
Enormer Stress der Wildtiere die von Hunden gejagt werden!
Wieder mal ein sehr schöner Beitrag und wie schön, bei euch liegt schon Schnee, viel Spaß dabei, auch hier in Berlin wird es sicher bald schneien, aber ob der liegen bleibt……….