Es war lange Zeit die bevorzugte Jagdart des Adels, die Hetzjagd mit Hundemeuten. Sie wurde in Österreich mit der Abschaffung des Adels nach dem 1. Weltkrieg beendet, doch in England praktiziert man sie bis zum heutigen Tag. Zwar beschloss dort das Parlament am 18. November 2004 ein Verbot, doch man hält sich nicht daran. Im House of Lords, dem Oberhaus im Parlament, in dem adelige Abgeordnete sitzen, die niemals gewählt wurden, ist die große Mehrheit selbst in die Hetzjagden involviert. Fast alle der GroßgrundbesitzerInnen unterstützen diese Tradition. Vor dem Gesetz sind doch nicht alle gleich.
Ich habe 8 Jahre lang diese Jagden aus nächster Nähe beobachtet und zu verhindern versucht. Man macht sich kaum eine Vorstellung davon, wenn man nie damit in Berührung war. Zu meiner Zeit in den 1990er Jahren gab es landesweit 250 Hundemeuten für die Fuchsjagd. Diese bestehen aus 40-60 Foxhounds, also einer extra für diese Jagdform gezüchteten Hunderasse. Zu Menschen sind diese Tiere übrigens immer sehr freundlich. Die Hundemeute wird von einem „Huntsman“ geführt, dem zwei oder mehrere „Whippers-in“ zur Seite stehen. Finanziert wird das Ganze von sogenannten Masters of Foxhounds. Alle diese Menschen folgen der Hundemeute zu Pferd in weißer Hose, roter Jacke und schwarzem Helm. Der Huntsman dirigiert die Hunde mit seinem Jagdhorn, auf das sie dressiert sind. Die Whippers-in flankieren ihn und haben lange Hundepeitschen dabei, mit denen sie laut knallen oder zuschlagen, sodass die Hunde gehorchen. Der Hundemeute und den Rotjacken folgen die zahlenden Jagdgäste in dunklem Reitkostüm ebenfalls auf Pferden. Zusätzlich beobachten sogenannte „Followers“ in Autos den ganzen Tross von der Straße aus. 2-3 Geländefahrzeuge stehen jederzeit bereit, sollte der Fuchs in einen Bau oder eine Röhre flüchten, die nicht zugänglich ist. Dann treten die „Terrierboys“ in Aktion, die mit einigen Terrierhunden den Fuchs dazu bringen sollen, wieder weiter zu laufen. Insgesamt verfolgen also 40 Hunde, 100 ReiterInnen und 100 Menschen mit Autos einen einzigen Fuchs.
In der „cubhunting“ Saison werden die Hunde an Fuchskindern trainiert. Zu dieser Zeit, von August bis Oktober, geht die Meute fast täglich im Morgengrauen aus. Die Terrierboys haben noch in der Nacht die ihnen längst bekannten Fuchsbaue blockiert, sodass die jungen Füchse irgendwo im Unterholz schlafen. Die JägerInnen umstellen dann das Gelände und treiben jedes Fuchskind, das sich zeigt, wieder zurück. In der Mitte laufen die Hunde auf und ab und töten alle Fuchskinder, derer sie habhaft werden können.
Ab Anfang November beginnt dann die Hauptjagdsaison und jede Hundemeute wird an fixen 2 Tagen die Woche zur Jagd geführt, bis sie Anfang April endet. Der Huntsman und die Whippers-in lassen dafür die Hunde ausschwärmen, bis sie eine Fuchsspur gefunden haben. Dann ruft der Huntsman die Hunde zusammen, gibt den ReiterInnen ein Signal und setzt die Hundemeute auf die Fährte des Fuchses – die Jagd kann beginnen. Die Hunde folgen der Spur im Galopp, allerdings sind sie langsamer als der Fuchs, der also zunächst außer Sichtweite bleibt. Die Followers in ihren Autos beobachten die Szene und geben durch einen spezifischen Ruf, den „Holloa“, den JägerInnen bekannt, wenn sie einen Fuchs gesehen haben. Man unterscheidet den „Hollo-over“, wenn der Fuchs die Straße gequert hat, und den „Hollo-back“, wenn der Fuchs wieder zurückgelaufen ist. Der Huntsman bringt dann umgehend seine Meute zu den RuferInnen und setzt sie gleich wieder auf die Fährte.
Geht es nach dem Wunsch der JägerInnen, wenn die Hunde die Fährte also nicht verloren haben, dann ermüdet der Fuchs langsam und die Hundemeute kommt immer näher. Typischerweise geschieht das nach etwa 45 Minuten. Dann kommt der Fuchs in Sichtweite der Hunde und es dauert nicht mehr lange bis sie ihn erreichen und zerreißen. Die zahlenden Jagdgäste zu Pferd versuchen alle, mit der Hetzjagd Schritt zu halten. Erfolgreich ist, wer beim Zerreißen des Fuchses anwesend war. Beim ersten Mal, wenn man das geschafft hat, wird man ge“blooded“, d.h. der Huntsman schneidet dem Fuchs den Schwanz ab und schmiert der jeweiligen Person mit dem blutigen Ende einen Streifen ins Gesicht. Dieses Zeichen soll man nach Möglichkeit nicht abwaschen. Es bestätigt, dass man in den erlauchten Kreis der Jägerschaft aufgenommen worden ist.
An einem guten Jagdtag im Sinne der JägerInnen gibt es ca. 5 solche Fuchshetzen und 2-3 Füchse werden getötet. Gelingt es dem Fuchs, sich irgendwo zu verstecken, dann schicken die Terrierboys ihre kleinen Kampfhunde in das jeweilige Loch. Manchmal verbeißen sich die Terrier in den Fuchs und er wird herausgezogen und entweder getötet oder wieder gezwungen, weiter zu laufen. Manchmal flüchten die Füchse aber vor den Terriern und die Hetzjagd setzt sich fort. Gibt es einen hohen Gast bei der Jagd, dann bringt man die Jagdopfer im Sack ins Feld, der sogenannte „bagged fox“. Er wird vor den Hunden aus dem Sack entlassen und flüchtet Hals über Kopf. Dann gibt man ihm einen kleinen Vorsprung und der „Spaß“ kann beginnen. Will man garantieren, dass ein Fuchs auch erwischt wird, dann schneidet man dem bagged-fox mit dem Messer in die Pfoten, bevor man ihn entlässt. Die so mit Blut vermischte Fährte kann von den Hunden nicht mehr verfehlt werden.
Grundsätzlich ist die Fuchsjagd die mit Abstand beliebteste Hetzjagdform des englischen Adels. Füchse riechen so stark, weil sie normalerweise keine natürlichen Feinde haben und es daher keinen evolutionären Druck gab, wie bei Rehen den Geruch zu unterdrücken, und so ist die Hetzjagd auf sie am ehesten von Erfolg gekrönt. Sehr häufig werden auch Hasen gehetzt. Die verwendete Hunderasse ist dann der Beagle. Diese Jagden finden auch zu Fuß statt. Weiters hetzt man Hirsche und Rehe mit Hundemeuten, bis 1976 auch Fischotter, seitdem stattdessen Nerze. Für jedes Jagdopfer wurde eine eigene Hunderasse gezüchtet, so z.B. die riesigen Otterhounds, die heute für die Nerzjagd verwendet werden.
Manchmal gehen Terrierboys auch selbständig auf die Fuchsjagd. Dann schliefen sie ihre Hunde in die Fuchsbauten und graben die Tierfamilien schließlich aus, indem sie dem Kampflärm folgen. Oft werden die Füchse dann gefangen genommen, um für zukünftige Fuchsjagden zur Verfügung zu stehen. In den meisten Jagdrevieren sind auch künstliche Fuchsbauten in Verwendung. Diese dienen einerseits dazu, die Fuchsanzahl zu erhöhen, damit möglichst viel gejagt werden kann, andererseits kann man so die Bauten für die Hetzjagden viel leichter schließen oder versteckte Füchse zum Weiterlaufen zwingen. Diese Baujagden gibt es übrigens auch bei uns, auf Füchse wie auf Dachse. Das ist das letzte Relikt dieser anachronistischen Tradition, das sich in unseren Breiten davon noch erhalten hat.
Das ist doch krank das ganze. In meinen Augen muss man psychisch gestört sein um so etwas zu machen.
Was sind da für verrohte kranke Geister am Werk? Zusätzlich zu all den Grausamkeiten gegenüber Tieren wohl eine der unnötigsten und verachtenswertesten Quälereien. In dieser Detailierung kannte ich die Fuchsjagd nicht, wollte ich sie wahrscheinlich auch gar nicht kennen.
Schön langsam wäre ich einem Kometen nicht einmal böse, wenn er Ziel auf die Erde nimmt …