28. März 2024

Die Hetze und Panikmache gegen den Wolf muss ein Ende haben!

Das allererste Wolfspärchen hat sich nun nach gut 150 Jahren nach der Ausrottung in Österreich wieder niedergelassen. Endlich ist auch Österreich als das letzte Land Europas von Wölfen wiederbesiedelt worden, wenn auch nur von einem Pärchen bisher. Und das im Truppenübungsplatz Allentsteig, wo sich sowieso niemand aufhält außer dem Militär und jedenfalls niemand Landwirtschaft betreibt. Aber trotzdem fordert man den sofortigen Abschuss und die Ausrottung. Die LandwirtInnen überschlagen sich mit Panikberichten, die Landwirtschaftskammer legt nach. Eine ungeheuerliche Hexenjagd!


„24 Wolfsrisse“ seit Anfang des Jahres 2017, titelt der ORF. Man ist entsetzt. Wen hat er denn gerissen? Schafe vielleicht? Nein. Nur aus dem Kontext des Artikels wird klar, es ist die Rede von frei lebenden Rehen. Das Wolfspärchen in Allentsteig hat also 24 Rehe gegessen. Überraschung! Was sollen sie denn sonst essen? Ökologisch gesehen ist das die beste Nachricht, da wir alle wissen, dass die Jägerschaft die Population der Paarhufer absichtlich viel zu hoch hält, sodass der Wald zerstört wird. Aber die JägerInnen jammern. Jetzt können sie jährlich nur noch 9976 statt 10.000 Rehe in diesem Bezirk schießen! Da muss schleunigst etwas unternommen werden! Der Wolf muss weg!

Als weiland Erzherzog Johann Anfang des 19. Jahrhunderts den Brandhof in der Obersteiermark übernahm, war eine seiner ersten Handlungen, 36 Jäger anzustellen, um sämtliche Wölfe der weiteren Gegend auszurotten. Das Ziel war, eine möglichst hohe Gemsen-, Reh und Hirschpopulation zu erreichen, um dann in den typisch adeligen Großtreibjagdveranstaltungen jeweils hunderte dieser Tiere über den Haufen schießen zu können. Der Wolf musste weg, um die Jagdstrecke nicht zu verringern. Und das gilt heute genauso, wie noch vor 200 Jahren.

Die NÖN berichtet, dass die Anzahl der ausgesetzten Mufflons in Allentsteig abnehme. Aha, der Wolf ist Schuld! Aber Mufflons wurden genauso wie Damhirsche künstlich von der Jägerschaft eingeführt, um eine Abwechslung bei der Jagd zu haben. Sie passen nicht in das hiesige Ökosystem. Der Wolf schon. Und seine Anwesenheit bedeutet hier ein Korrektiv. Das Leid der ausgesetzten Tierpopulationen ist ausschließlich der Jägerschaft zu verdanken.

Die JägerInnen schießen in Österreich einige hundert Hunde pro Jahr, weil diese angeblich wildern. Nehmen wir diese Ausrede kurz einmal Ernst, dann dürfte doch ein Wolfspärchen das Ausmaß dieser Wilderei nicht wirklich vergrößern, oder? Abgesehen davon jagen Wölfe frei im Wald lebende Hunde. Wäre die Ausrede der Hundeabschüsse also wahr, dann würden die Wölfe die Anzahl an „Rissen“ reduzieren, und nicht erhöhen. In Rumänien z.B. gibt es viele Streunerhunde, aber überhaupt keine dort, wo Wölfe leben. Nur, ich habe nach 50 Jahren Wanderung in Österreich hierzulande noch nie einen Streunerhund im Wald gesehen. Die Abschüsse betreffen immer Hunde, die in der Nähe der Häuser ihrer Menschenfamilie herum laufen oder sogar direkt mit ihren MenschenfreundInnen spazieren gehen. Ich bezweifle, dass es eine relevante Anzahl von „Rissen“ durch Streunerhunde in Österreich gibt. Aber, wie gesagt, selbst wenn, dann wäre das das beste Argument für die Ansiedlung von Wölfen.

Die Landwirtschaftskammer und mit ihr einige LandwirtInnen schreien nach Ausrottung, weil der Wolf ihre Nutztiere auf den Almen gefährde. Man versteigt sich zur Aussage, dass der Wolf anderswo in Europa Lebensraum hätte, nur nicht bei uns, keinesfalls in den Ostalpen. Aha, also wo genau? In Rumänien gibt es sehr viele Wölfe, aber die Dichte von Menschen und der Almwirtschaft in den Karpaten ist genau gleich wie bei uns. Österreich ist reicher, will aber dem armen Rumänien die Erhaltung der Wölfe aufbürden. In Afrika soll man Elefanten und Nashörner erhalten, und Löwen und Geparden, ja auch Schimpansen und Gorillas. Diese Tiere richten auch Schäden in der Landwirtschaft an und die Bevölkerung dort wächst viel schneller als hierzulande. Aber in Österreich will man nichts von einer intakten Natur wissen. Da will man die Ökosysteme brutal ausbeuten. Da zählt man sogar die Anzahl der Rehe, die man schießen kann, dass keines fehle, und stemmt sich mit aller Macht gegen die ökologisch notwendige Reduktion und ein Fütterungsverbot.

Doch nicht alle sind so unvernünftig. Auf der Biorama Messe 2017 in Wien gab es eine Podiumsdiskussion zum Wolf unter der Teilnahme von NGOs, WolfsexpertInnen und BiolandwirtInnen. Man war sich einig, dass dieses einzigartige Lebewesen auch in Österreich geschützt werden soll und stellte übereinstimmend die folgenden 7 Forderungen auf:

01 „Wir fordern ein flächendeckendes, österreichweit einheitliches Monitoring mit nötiger finanzieller und technologischer Unterstützung.“

02 „Wir fordern eine bundesweit einheitliche Regelung bei der staatlichen Unterstützung sowohl für Herdenschutz von Rindern, Ziegen und Schafen (also die Prävention von Schäden) als auch für den konkreten Schadensfall.“

03 „Wir fordern eine Abdeckung von Schäden durch eine landwirtschaftliche Versicherung – der Wolf ist als Naturereignis zu betrachten.“
„In den Pyrenäen werden von den dort insgesamt 26 Millionen Schafen jährlich 7.000 Tiere von Wölfen gerissen. Zusätzlich gibt es jährlich 35.000 Risse durch Hunde – während 400.000 Schafe durch Blitzschlag und Abstürze ums Leben kommen. Alle diese Fälle sind von der Versicherung als Naturschäden abgedeckt, bei möglichst wenig administrativem Aufwand für die Tierhalter. Voraussetzung für Ausgleichszahlungen haben auch in Österreich möglichst genau definierte – minimale – Herdenschutzmaßnahmen zu sein.“

04 „Wir fordern eine Kulanzlösung für unklare Schäden.“

05 „Wir fordern eine Anpassung der Regularien an die Situation der Wolf-Präsenz.“

06 „Es braucht ein Büro für Planung und Kommunikation zum Thema Wolf.“

07 „Wir fordern eine Finanzierung für den Einsatz von ausgebildeten Studenten und Freiwilligen oder Zivildienern, um Kleinbauern in den Sommermonaten beim Herdenschutz zu unterstützen.“
„In Frankreich werden 250 eigens (für zwei Jahre geschulte) Studenten dafür bezahlt, im Sommer im Rahmen eines dreistufigen Praktikums als Hirten zu arbeiten oder um Bauern beim Herdenschutz zu unterstützen. In Frankreich erhalten diese EUR 600,- monatlich. Auch in Österreich wären Biologie-Studenten, Freiwillige oder Zivildiener im Sommer gern gesehene Hilfskräfte.“

Unterschrieben von:
Max Rossberg (European Wilderness Society),
Helena Kunes (Biobäuerin, Working Cattle Ranch, Karlstift/Waldviertel),
Kurt Kotrschal (Biologe),
Lena Schaidl (Wildtierökologin und Jägerin) und
Willi Klaffl (Biobauer in Langenlois, Halter von Herdenschutzhunden).

9 Gedanken zu “Die Hetze und Panikmache gegen den Wolf muss ein Ende haben!

  1. Die Politik sollte schnellst möglich aufhören mit der Jagd- und Landwirtschafts- Lobby “Hänsel & Gretel” zu spielen und nachhaltige Maßnahmen zum möglichst problemlosen Zusammenleben zwischen Mensch und Wolf setzen! Wer dies verhindert und eigene, fragwürdige Interessen in den Vordergrund stellt, hat definitiv seine(n) Beruf(ung) verfehlt. Egal ob als Jäger, Förster, Landwirt oder eben Politiker. Zeit für hegen statt erlegen!

  2. Die Verantwortlichen sollen zu denken beginnen, und über die Grenze nach Ungarn sehen, da arbeitet seit vielen Jahren ein junger Mann mit Wölfen, mit Liebe

    1. Lasst die Tiere leben. Sie waren vor uns da, dann leider weg wegen uns. Gott sei Dank jetzt wieder.Regt zum Nachdenken, warum sie jetzt wiederkommen? Ist nicht der Mensch alleine Schuld?

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