Die Idee zu veganen Sommerfesten haben wir ursprünglich aus England importiert, dort gab es Mitte der 1990er Jahre die Cruelty Free Fairs, eigentlich mehr mit den heutigen Veggie Planet Messen verwandt. Dazu wurde eine Messehalle in London gemietet und sehr viele – wirklich sehr viele! – Tierrechtsgruppen und Firmen mit veganen Produkten bauten ihre Infostände auf. Mich beeindruckte das und ich wollte in Österreich etwas Ähnliches organisieren. Da bot sich die Idee eines Straßenfestes an, weil eine Halle zu mieten schien mir in den 1990er Jahren für Tierrechtsaktivitäten hierzulande doch zu riskant, man würde schließlich Eintritt verlangen müssen. Die Szene war damals ja unvergleichlich viel kleiner als heute, ein finanzielles Desaster absehbar.
So wichen wir auf die Straße aus und hielten 1998 das erste vegane Sommerfeste in Wien ab, anfänglich am Stefansplatz im Stadtzentrum, dazwischen auch am Graben und zuletzt auf der Freyung. In wenigen Jahren – zunächst organisierten wir die Feste im Rahmen des VGT, ab 1999 gründeten wir die Vegane Gesellschaft, die das übernahm – expandierte das Fest zu 36 Infoständen. Da wurde es der ÖVP-Innenstadtregierung zu viel und sie verbannte das vegane Sommerfeste aus dem 1. Bezirk. Wir erhielten sogar hohe Geldstrafen, weil einige Infostände ohne Konzession und Gesundheitsprüfung vegane Nahrungsmittel verkauft hatten. Seitdem findet das Wiener vegane Sommerfest – mittlerweile unter dem Namen Veganmania – im 7. Bezirk, der von den Grünen geleitet wird, Ecke Museumsquartier und Mariahilferstraße statt. Einige Jahre bereits erstreckt sich das Fest über 2 Tage, Freitag und Samstag, wie eben morgen und übermorgen wieder. Insgesamt veranstaltet die Vegane Gesellschaft heuer 12 vegane Sommerfeste, siehe www.veganmania.at
Die Vegane Gesellschaft Österreich VGÖ, 1999 mit meinem Bruder Harald als Obmann und meiner damaligen Partnerin und mir als MitbegründerInnen und einzigen Vorstandsmitgliedern, hatte zunächst die Aufgabe, in der Gesellschaft überhaupt bekannt zu machen, dass es so etwas wie Veganismus gibt und dass diese Lebensform so heißt. Wir erstellten eine Datenbank von veganen Produkten und schrieben alle Firmen an, um sie zu motivieren, manches wenigstens auf vegan umzustellen und diese Ernährungsweise zu berücksichtigen. Man muss sagen, dass in Österreich damals die Zeit wirklich reif für diese Idee war, der Veganismus hob regelrecht ab. Das Interesse an unserem neuen Verein war groß und er fand einigen Zulauf. Wir brachten auch die Zeitung „vegan.at“ heraus.
Doch als wir realisierten, dass im Tierschutz echte politische und insbesondere gesetzliche Fortschritte möglich sind, verschob sich unser Arbeitsschwerpunkt zum VGT und dessen Reformkampagnen. Die VGÖ übernahm Felix Hnat ab 2004, er sollte später mit mir zu den Angeklagten im Tierschutzprozess gehören. Seit 2007 unterstützt ihn die Ernährungswissenschaftlerin Katharina Petter, und gemeinsam haben sie die VGÖ in neue Dimensionen gehoben. Mittlerweile wird die Zeitung „vegan.at“ schon in einer Auflage von 18.000 Stück produziert, mehr als 500 Mitglieder finanzieren Angestellte des Vereins und die Veganmanias sind mehr und größer denn je. Die VGÖ gibt auch ein Gütesiegel für vegane Produkte heraus, das bereits von zahlreichen Firmen, u.a. sogar Supermärkten, für einige ihrer Waren verwendet wird. Felix Hnat kontrolliert dafür regelmäßig die Herstellungsweise dieser Produkte. Heute ist die VGÖ eine bekannt kompetente Informationsquelle in allen Fragen zu Veganismus und aus vielen gesellschaftlichen Bereichen nicht mehr wegzudenken.
Auch wenn, oder vielleicht gerade weil, ich die heutigen veganen Sommerfeste persönlich nicht mehr mitorganisiere, gehe ich sehr gerne hin und freue mich darauf, wieder viele Menschen dort zu treffen. Waren wir 1998 noch eine Handvoll „Verrückter“, gibt es heute mehr vegan lebende Menschen, als ich je zu träumen gewagt hätte. Eine revolutionäre Idee breitet sich aus und dringt in alle Gesellschaftsschichten vor. Ich bin schon sehr gespannt, wohin uns als Gesellschaft das führen wird!
Seinerzeit am Stefansplatz in Wien:
Interessant auch etwas zur Geschichte der Veganmania und VGÖ zu erfahren!
Und ich kann nicht hin 🙁
ich freu mich schon drauf! 😀
ps: schön hier letze zeit soviel lesen zu können! bitte weiter so!