17. November 2024

„Für Wolf und Bär ist die Zeit noch nicht reif“

Letztes Wochenende, 23 Uhr im dunklen Wald. Plötzlich ein lauter Schrei, heiser, fast wie eine Mischung aus Vogel und Katze, der sich ab und zu wiederholt. Vermutlich ein Fuchs, oder vielmehr eine Füchsin, auf der Suche nach einem Partner. Der Ruf erinnert mich an die Laute der männlichen Luchse, die ich in den Südkarpaten ebenfalls Ende März gehört habe. Nur sind diese viel klarer katzenartig und lauter und halten länger an. Im Februar 2008 habe ich ein einziges Mal Luchsspuren im Schnee in Österreich gefunden. Die Fotos davon wurden mir aber leider von der Polizei bei ihrem Überfall auf mich im Mai desselben Jahres unwiederbringlich geraubt.

Zwar fasziniert mich auch der Fuchsschrei, aber wo bleiben die Luchse heute? Leider verschwinden sie immer wieder, werden von JägerInnen erschossen oder gar ertränkt. In der Zeitung „Der Obersteirer“ stand in der Bezirksausgabe Liezen vor einigen Jahren ein Bericht der Bezirksjägerschaft über die letzte Jagdsaison. Es seien über 14.000 Rehe erschossen worden, „Wermutstropfen“ (wörtlich!) sei nur ein Luchs, der dort sein „Unwesen“ treibe und mindestens 15 Rehe erlegt habe. Die Bezirksjägerschaft habe beantragt, dieses Untier mit einer Lebendfalle entfernen zu dürfen. Und wohin? Vermutlich in den nächsten Zoo.

Ist das nicht ungeheuerlich? 14.000 Rehe schießen die Menschen, aber wenn ein Luchs 15 Rehe tötet, dann ist das zu viel und er muss weg. Wollte die Jägerschaft nicht immer so tun, als wäre sie Raubtierersatz, weil es „leider“ keine dieser Tiere mehr bei uns gäbe? Im Gegenteil: ohne die JägerInnen wären Luchs, Bär und Wolf längst wieder bei uns heimisch.

P1000585kleinBei der Jagddiskussion am 7. März 2014 in Graz antwortete Jäger Florian Gartler auf diese Frage, dass sich die Luchse schon ansiedeln würden. Es gebe immer mehr und sie würden eh nicht erschossen. Für mich überraschend meinte er dann zu Bär und Wolf aber, dass für diese Tiere in Österreich die Zeit noch nicht reif sei. Die Menschen würden ihre Präsenz noch nicht akzeptieren, die Landwirtschaft sei darauf nicht vorbereitet. In den Südkarpaten wäre die Situation ganz anders, offenbar auch in der Schweiz und in Deutschland, jedenfalls bzgl. der Wölfe. Doch in Österreich, da äußerte Gartler ein gewisses Verständnis mit den illegalen Abschüssen, würden diese Tiere eben als inkompatibel immer sofort getötet.

In der Schweiz gibt es nach Angaben von Josef Reichholf bereits über 300 Luchse, in Deutschland und Österreich würde seine Rückkehr aber am Widerstand der Jägerschaft scheitern. Nicht, dass Luchse weidende Nutztiere reißen würden, nein, sie töten Rehe, und die will man selbst schießen! Bären duldet man bisher leider in keinem der drei deutschsprachigen Länder.

Ich bin davon überzeugt, dass die Mehrheit der Menschen, auch die Mehrheit der AnrainerInnen in den wolf- und bärfähigen Habitaten in Österreich, die Rückkehr dieser Tiere wünscht. Die Zeit ist längst reif dafür, für die illegalen Abschüsse gibt es keine Entschuldigung. Ich fürchte nur, solange wir die Jägerschaft nicht unter Kontrolle bekommen, werden Luchs, Wolf und Bär in Österreich nur Phantome bleiben, die kurz auftauchen, um dann gleich wieder zu verschwinden und in den Kellern altehrwürdiger Mitglieder der Jagdgesellschaft, wie Herrn Alois Huber, als Trophäen zu vergammeln.

P1000668klein

24 Gedanken zu “„Für Wolf und Bär ist die Zeit noch nicht reif“

  1. >Bären duldet man bisher leider in keinem der drei deutschsprachigen Länder<

    Kärnten – "grüner Korridor": Die letzten beiden Abschüsse (Wolf, Greifenburg 21.05.2014; Braunbär, Bad Eisenkappel 30.05.2009) würden diese Beurteilung fast bestätigen, wenn beide Vorfälle gezielter Tötung nicht illegal wären!
    Eine Reform der österreichischen Jagdgesetze mit rigoroseren Strafen bei Missachtung wären zwar ein bald zu wünschendes Signal der Innenpolitik – länderübergreifender Artenschutz mit Slowenien und Italien funktioniert zumindest aber in einer "fortgeschrittenen Anfangsphase" seit Jahren. EU-Projekte und Washingtoner Artenschutzübereinkommen fördern das Fundament. Ob wir wilden Tieren aber ihren Lebensraum zuerkennen oder nicht, hängt schlussendlich von uns allen ab. Wirtschaftliche Interessen beeinflussen politische Parteien, Argumente gegen Bär und Wolf basieren dann nicht mehr auf aktuellen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen, sondern werden im Märchenschatzniveau durch die Medien posaunt!

    Zum Vergleich, Slowenien, ein Land mit ähnlichen Strukturen wie Österreich hat eine Bärenpopulation von ca. 450 Individuen.

    https://www.flickr.com/photos/102789406@N06/10098044486/

  2. Es läuft eigentlich immer darauf hinaus: Man sollte, man müsste … Die Realität ist aber anders gestrickt. Wer entscheidet denn was richtig, oder falsch, gut oder böse ist? Es wird keine Diktatur des überlegen Guten und Richtigen geben. Schon weil wir gar nicht wissen was gut und was richtig ist. Wir sind alle nur Menschen und somit anfällig für Fehler und Schwächen; wir irren uns, machen Dummheiten. Andere haben andere Meinungen und was macht ein “guter” Diktator? Entweder er unterdrückt andere Meinungen – dann muss er brutal sein und ist nicht mehr “gut”, oder er kann sich nicht behaupten. Die Menschen müssten sich geistig weiter entwickeln, aber das liegt nicht in unserer Macht. Das entscheidet die Natur. Deshalb befinden wir uns in einem Dilemma. Diese ganzen angeblichen Rechte und Pflichten gibt es real nicht. Sie existieren nur in unseren Köpfen. Tiere haben auch keine Moral im menschlichen Sinn. Der Hund sieht den Menschen als Boss und solange er das so sieht, wird er so halbwegs tun was der Mensch erwartet. Hält er sich aus irgendeinem Grund plötzlich selbst für den Boss, wird er den Menschen auch beissen wenn ihm etwas nicht passt. Tieren zu unterstellen, sie würden menschliche Moralvorstellungen übernehmen – welche im Übrigen auch nicht für alle Menschen gleichermaßen gelten, sondern kulturell bedingt verschieden sind – ist eine Projektion. Weil es diese übergeordneten Moralvorstellungen nicht gibt, haben verschiedene Menschengruppen auch auch verschiedenartige Zugänge zu Tieren. Einmal werden Tiere als Götter verehrt, dann wieder verdammt, vermenschlicht, missbraucht, oder was weiß ich was noch alles.

  3. @AKT-Institut für Mitweltethik
    “Sie sind der Ansicht, dass Freiheit stets mit Selbstsucht und Beliebigkeit verbunden sein muss” Nein, aber mein und ihr Leben hat genauso viel Wert wie jedes andere auch!

    1. @ Dean: Prinzipiell richtig aber realistisch gesehen falsch.
      Das Leben einer seltenen Spezies ist wertiger als das einer Spezies, die häufig vorkommt. Mein Leben ist wertiger als das eines Stierkämpfers und auch das eines unserer ca. 400 Tiere, denn wenn ich sterbe, ist der Fortbestand all jener Wesen, für die ich Verantwortung trage, akut bedroht.

      Deshalb: Alle Wesen sind gleich wertvoll (quantitativ) aber nicht gleich wertig (qualitativ).
      Wären die Menschen Homo cognoscens ethicus, würde ich sogar erstmals einen qualitativen Anthropozentrismus für gerechtfertigt sehen. Derzeit aber besteht schon aufgrund des Massenvorkommens und seiner Destruktivität des Menschen keinerlei Rechtfertigungsgrund zu qualitativem Anthropozentrismus oder sonstigen Speziesismus.

      “An jenem Tag, an dem der Mensch auch geistig zum aufrechten Gang übergehen wird, an jenem Tag wird sich sein selbstgefälliger Anspruch, das wertvollste Lebewesen auf Erden zu sein, verlieren! An jenem Tag wird er das wertigste Lebewesen sein!” P. H. Arras 1997

  4. @Hugo
    Ach ja, das große Ganze. Gesellschaftkritik und apokalyptischer Selbstmord.
    “Wir behandeln unseren Planeten als hätten wir einen Zweiten wo wir hingehen könnten.”
    Für mehr Text raucht mir der Schädel heute schon genug 🙂

  5. Ich wünsche uns Menschen keinen apokalyptischen Selbstmord, aber es ist auch erstaunlich wie vehement wir darauf hinarbeiten, mit der Wurstsemmel in der Hand.

    Als wir dem Olymp das Feuer gestohlen haben, und zum ersten Mal Tiere verdauen konnten haben wir angefangen wie Götter zu entscheiden wer (frei) lebt und wer nicht. Vorher waren wir, so der Olymp, natürlich vegetarisch. Willkürlich wurden aus allen Hühner Essen und aus Papageien Zierpflanzen (Haustiere). Zeus bestrafte uns mit Pandora aber auch mit einem zweiten Fluch: “Arbeit, Sorge und Hoffnung”. Wir sorgen uns um alles was nicht nachhaltig ist, arbeiten deswegen für nichts und hoffen, dass magisch alles gut wird. Mit anderen Worten, wir sind sehr unglücklich während wir jeden Tag emotionalen Wesen die schlimmsten Qualen zufügen und langsam an den von Zeus prognostizierten Selbstmord arbeiten.

    Wir haben vom Tree of Knowledge (Baum des Sündenfalls?) gegessen und glauben jetzt über Leben und Tod entscheiden zu können. Wir töten für Genuss und Spass (Essen) und nicht zum Überleben. Das ist unsere Erbsünde?

    Mich überrascht nicht, das Leonardo Da Vinci, in seinem Buch Prophezeiung unter dem Kapitel “Die Bosheit des Menschen”, folgendes vorhersagt:

    “Creatures shall be seen upon the earth who will always be fighting one with another, with very great losses and frequent deaths on either side. These shall set no bounds to their malice; by their fierce limbs a great number of the trees in the immense forests of the world shall be laid level with the ground; and when they have crammed themselves with food it shall gratify their desire to deal out death, affliction, labours, terrors and banishment to every living thing. And by reason of their boundless pride they shall wish to rise towards heaven, but the excessive weight of their limbs shall hold them down. There shall be nothing remaining on earth or under the earth or in the waters that shall not be pursued and molested or destroyed, and that which is in one country taken away to another; and their own bodies shall be made a tomb and the means of transit of all the living bodies which they have slain. O Earth! what delays three to open and hurl them headlong into the deep fissures of they huge abyss and caverns, and no longer to display in the sight of heaven so savage and ruthless a monster?”

    400 Jahre später schreibt Harvard Biologe und “Scientist of the Century” E.O. Wilson einen Artikel namens: “Is humanity suicidal?” http://www.cosmosmagazine.com/environment-nature/is-humanity-suicidal/
    Wir haben momentan, was Naturwissenschaft betrifft, keine höhere Autorität als Wilson und wir ändern nichts.

    Mit anderen Worten, wenn die besten Wissenschaftler und die Theologen den Selbstmord nicht aufhalten oder verlangsamen können, wer dann? Momentan sehe ich nur den VGT in Österreich, der erfolgreich! für das nachhaltige Überleben der Menschheit kämpft. Den meisten anderen scheint die Menschheit völlig egal zu sein solange sie….. Wurstsemmel!

  6. @AKT-Institut für Mitweltethik
    Dass euch meine Meinung egal ist wundert mich nicht, ihr seid nicht die einzigen aber damit muss ich leben.
    Dass ihr allerdings stur bleibt und eure Ideologie forthin nur zu verteidigen sucht, müsste euren eigenen Prinzipien doch widersprechen, oder?
    Dass ihr den Sünder Mensch – und am besten gleich den ganzen Erdballen – mit Radioaktivität, SuperGAUs und Kriege ausräuchern wollt ist sicherlich eine moralische Pflicht in eurem System!
    Aber steht diese Misanthropie und “Erlösung” nicht im Widerspruch zu -ich zitiere:
    “Anerkennung der angeborenen Rechte allen Lebens und unsere angeborene Verpflichtung, diese zu wahren und zu gewähren,” Ja wo sind den hier die Menschen anzusetzen?
    Ich habe mich in der Tat für euer Denken und Philosophie interessiert, aber ich lese nichts als eine Leidbekundung, eine Weltuntergangspredigt, eine tiefe Kränkung und einige weitere christlich geprägte Moralvorstellungen auf ihrer Homepage.
    Was Sie betreiben ist eine “Tugendethik” indem sie dem Gebot und dem Verbot immer die Wertigkeit “gut oder böse” zuordnen. Sie begründen diese Dialektik damit, dass Menschen unabhängig ihrer Kultur, Alter, sozialen Lage, etc. etc. ” … zur Geistigkeit und Ethik prädestinierte Lebewesen sind.” und führen das mit den Worten “Es DÜRFTE Beweis genug sein…” an. Also dem Risiko solcher Beweise sind Sie sich wohl selber bewusst! Bauchgefühl, Tradition, Autorität, Religion und Meinungen waren bis zur Aufklärung sicher gültige sittliche, moralische und ethische Prinzipien, aber seit Kant eben nicht mehr! Vernunft, Autonomie, Selbstzweck, Emanzipation – das sind die kantschen Forderungen! (ob jetzt anthropozentrisch oder nicht ist ein anderes Thema!)
    In iherer Ethik spielt die Selbstaufopferung eine zentrale Rolle. Allem voran soll der kranke Mensch “verschwinden”, der Natur wieder platz machen, ihr weichen und nie wieder zurückkehren! Zu verzichten, zu entsagen, aber gleichzeitig Pflichten zu erfüllen und Leben zu schützen/retten!
    “Pflicht und Verzicht höher zu bewerten
    als das Einfordern eigener Rechte.
    Selbst zu opfern statt Opfer zu fordern;”
    Wenn Selbstgeißelung, Selbsterniedrigung, Verzicht, Aufopferung usw. Tugenden sind, ja dann erklären Sie mir bitte wie solche Tugenden die Freiwilligkeit begünstigen? Sie verstehen unter Autonomie genau diese Begriffe, Selbstgeißelung, Selbsterniedrigung, Verzicht, Aufopferung etc. Aber worin liegt hier die Freiheit? Deshalb werden Sie sich und Herr Balluch wohl nicht einig werden.
    Sie und der Herr MB gehen zwei ganz verscheiden Wege – der eine ist eher bei Kant, der andere beim Christentum zu suchen! Die Christen fragen “Wie lebe ich Gottgefällig?” und sie fragen “Wie lebe ich Biosphäre-gefällig?” Kann man sich nicht Sich-selbstgefällig im Einklang mit der “Biosphäre” leben? Ich bin mir sicher dass Sie genau das fordern, aber ihre Emotionen kommen ihnen zu oft dazwischen.
    Ich glaube dass Sie auf ihrer Hompage eher ihre eigenen Probleme nieder geschrieben haben und nicht die der Tiere.
    Dass Sie die Überfluss, Wegwerf, Luxus, Kapital, Müll und Verschwendungsgesellschaft, oder überhaupt die Menschheit an sich anprangern kann ihnen keiner Abstreiten, und das spüren ja auch die meisten Menschen schon in sich, aber dieses Wehklagen und Verdammen der Mitmenschen ist einfach keine Überzeugungsgrundlage! Ich als depressiver Mensch kann ihnen das nur versichern!
    Und bitte, ich will sie nicht beleidigen oder kränken. Ich habe mir Mühe gegeben und Zeit genommen meinen Eindruck hier zu schildern, auch wenns ihnen vielleicht egal ist und sie sich darin sicherlich nicht vorfinden werden.
    MfG
    Dean

    1. @ Dean: Sie sind der Ansicht, dass Freiheit stets mit Selbstsucht und Beliebigkeit verbunden sein muss – und weil das bei den meisten Menschen so ist wie bei Ihnen, müssen Freiheiten solange gestutzt werden, bis der Mensch trotz seiner geistigen Überlegenheit reif dazu ist, diese nicht gegen Schwächere zu missbrauchen. Ja, die geistige Überlegenheit gibt dem Menschen keine Rechte, sondern zuvorderst Pflichten – so wie ein großer Geschwister gegenüber dem kleineren auch mehr Pflichten Kraft siner Überlegenheit aufweist. Können Sie das verstehen, Dean? Oder sehen Sie das auch anders? Bei Ihnen wundern wir uns ja über gar nichts mehr.
      Was sollen wir mit Kant, wenn die Welt/Biosphäre am Arsch ist, frage wir Sie: Aus Ihren Zeilen spricht die althergebrachte, kein bisschen bescheidene Arroganz des Menschen. Sie sind ein Anthropozentriker wir er im Buche steht. Sie fühlen sich dem Agressor, der die Mitwelt tyrannisiert verbunden, weil er ihr Artgenosse ist. Das Hemd ist Ihnen halt doch näher als die Hose.
      Wenn dieses Statement wirklich das Resultat Ihrer Befassung mit unseren Inhalten ist, dann haben Sie sich selbst disqualifiziert. Die Wahrnehmung von Rechten setzt Reife voraus, so wie man einen Führerschein machen muss, um Auto fahren zu dürfen. Der Mensch schwingt sich zum Herrscher auf und hat den Verstand und das Gewissen eines Kleinkindes. Die Menschheit ist oralinfantil – sagen Sie mal einem Kleinkind, dass es Verantwortung übernehmen soll und sich nicht schuldig machen darf.. Sie sind so ein Kleinkind! Und deshalb ist es sinnlos, weilter auf Ihr Gescheibe einzugehen.

      Die Freiheit, Gutes zu tun, ohne Gegenleistung zu erwarten / zu erhalten ist die größte, ja sogar die einzige Form der Freiheit, da sie altruistisch ist. Sie hat Schöpfungscharakter. Alles andere ist nur Berechnung und Aussein auf den eigenen Vorteil und somit von niederer Gesinnung.

  7. @AKT-Institut für Mitweltethik
    Es tut mir leid das wir in Punkto “Ich wünsche mir, dass alle Atomkraftwerke explodieren” nicht der gleichen Meinung sind.
    Ihre Rechtfertigung dafür ist wie “Wir führen Krieg für den Weltfrieden” und da kann ich ihnen nicht zustimmen.

    1. In der Tat sind wir zwar Kriegsgegner, zugleich aber der Überzeugung, dass wenn es je einen Grund geben kann, der einen Krieg rechtfertigt, dann jener, die Biosphäre dieses Planeten und alle Lebewesen, die unter der Knute der Menschen vegetieren, gefoltert und gemeuchelt werden, zu erretten. Dies nicht zuletzt deshalb, weil es sonst die Natur selbst erledigen wird,und zwar auf die denkbar grausamste und unerbittlichste Weise, die denkbar ist.
      Das sehen Sie sicherlich anders, Dean, aber das ist uns ziemlich egal.

  8. @Susanne Veronika
    Ja, das ist traurig dass etwas erst offensichtlich wird, wenn es bereits eingetretten ist.
    Davor müssen noch 1000 Gutachten auch den letzten Zweifel beiseite schaffen.
    Wie war der Spruch: wir fällen den Regenwald für Papier um den Regenwaldschutz drauf zu schreiben?

  9. @Dean, Massenselbstmord begehen die Menschen in regelmäßigen Abständen – auch Kriege genannt. Grade eben findet ein Kongreß statt der sich mit den Veränderungen des Klimas beschäftigt. Wir Menschen zerstören die Natur und damit unsere Lebensgrundlage. Irgendwann wird die Rechnung präsentiert, das lässt sich nicht verhindern. Wir haben vergessen, dass wir in der Natur leben und genauso wie alle anderen Tiere auch, Teil der Natur sind. Wir glauben wir könnten uns nur die Rosinen aus dem Kuchen holen. Alles für uns alleine beanspruchen, alles für unser Wohl opfern – genau das tun wir. Es funktioniert nur leider nicht. Die Natur schlägt jetzt zurück.

  10. @AKT-Institut für Mitweltethik

    also da habt ihr euch aber selbst ins Bein gehackt! Wofür steht ihr eigentlich wenn euch ein nihilistischer Massenselbstmord – weil irgendwie wirds schon weiter gehen – am liebsten ist?
    Wer soll den zuerst sterben?

    1. Wir schließen uns der Argumentation von Susanne Veronika an, sind aber im Gegensatz zu ihr der Ansicht, dass der menschliche Wille, ethisch motiviert, den Exodus noch abwenden könnte, da er das Potenzial besitzt und entfalten könnte, zu einem gütigen, ganzheitlich denkenden und handelnden und das Leben in jeder Form prinzipiell achtende und schützen wollende Wesen werden kann (Homo cognoscens ethicus).
      Wenn man die Argumente in diesem Blog mehrheitlich liest – so auch zu anderen Themen – verliert man aber die Hoffnung, dass dies je eintreten könnte.
      Dean hat unsere Persiflage nicht als eine solche gelesen und nicht verstanden, was wir damit sagen wollten. Schade!
      Wir hofften, hier auf Gleich- und Ähnlichgesinnte zu stoßen – da haben wir uns gründlich geirrt. Weniger schade für uns als für die Tier- und Mitwelt, die in der bisherigen From untergehen wird, weil Menschen es nicht anders wollen – selbst solche, die sich als Tierschützer und -rechtler auffassen.

  11. Wie wollt ihr denn verhindern, dass der Wolf (weiterhin) herkommt? Und wollt ihr die 15 Wolfsrudel bzw. -paare, die schon in Deutschland sind, wieder rauswerfen?

  12. Da muss ich AKT Recht geben. Es braucht unberührte Wildnis, die als solche geschützt werden sollte – vor den Menschen. Auch vor dem Betreten durch den Menschen. Das lässt sich aber schwer durchsetzen. Erst wenn noch einige Atomkraftwerke in die Luft fliegen, wird der Mensch gezwungenermaßen Lebensraum an Tiere abgeben. Kommt sicher noch. Ist zwar nicht ideal, für viele Tiere aber auch nicht schlimmer als ein Leben unter Menschen. Autonomie haben sie dann jedenfalls. Dort gibt es zwar dann auch viele kranke Tiere, die anpassungsfähigen leben aber in Freiheit und ungestört.

    1. @ Susanne Veronika: Jetzt sind wir aber erstaunt, dass Sie mit uns mal übereinstimmen. Am 11.03,2014 verbreiteten wir die folgende Rundmail, die allerdings als Persiflage gedacht war (sie wird Ihnen aus dem Herzen sprechen):

      Anlässlich des dritten Jahrestages der Atomkatastrophe von Fukushima möchten wir neue Gedanken äußern und zur Diskussion stellen.

      Seit Tschernobyl bin ich bezüglich einer Zukunft der Biosphäre nach dem Aushauchen der menschlichen Existenz, das wir ja so emsig betreiben, zuversichtlich. Die Natur wird überleben, sie wird weiterleben, alle Schäden, die wir ihr zufügten, ausheilen und sich wieder ins ökologische Gleichgewicht fügen.

      Entgegen aller Vermutungen hat die Natur im radioaktiv verseuchten Sperrgebiet von Tschernobyl nicht nur überlebt, sie erblüht seit der Abwesenheit des “Monsters der Evolution”, wie ich den Menschen nenne, in einer Weise, die kaum zu beschreiben ist.

      Sicherlich: Tiere und Mitwelt hatten in den ersten Jahren nach dem Supergau ebenfalls sehr unter der Verstrahlung zu leiden. Es gab qualvolle Todesfälle, Fehl- und Missgeburten, furchtbare Mutationen, aber das legte sich bereits nach zwei Jahren beträchtlich in nicht für möglich gehaltener Weise.

      Die Atomkatastrophe hatte einen segensreichen Effekt für Wildtiere und Natur, der die Unbilden der radioaktiven Verstrahlung in ungeahnter Weise wett machte. Die Monster verließen das Gebiet für immer und endlich war der Weg frei für diejenigen, die permanent verfolgt, unterdrückt, zurückgedrängt und in ihrer naturgewollten Entfaltung gehemmt wurden – die Tiere, Pflanzen und die Wildnis. Inzwischen gibt es dort wieder eine Urnatur mit enormer Artenvielfalt. Es haben sich sogar Tierarten dort wieder ausgebreitet, von denen man gar nicht wusste, dass sie in dem Gebiet vorkommen.

      Und das Beste: Niemand will diese Tiere jagen und angeln, einfangen, mit ihnen handeln, sie schlachten, häuten oder verzehren, denn sie sind noch immer radioaktiv verstrahlt. Niemand will die Wälder roden, das Land umpflügen und landwirtschaftlich ausbeuten, Bergbau betreiben – und dies Jahrtausende lang nicht! Niemand will dort wohnen, Urlaub machen und in der Wildnis herumstampfen. Besser hätte es die Natur um Tschernobyl nicht treffen können. Eine Katastrophe der Monster entpuppte sich zum Segen für deren jahrhundertelange Opfer und Sklaven.

      Wenn unsere Biosphäre überleben soll, ist es erforderlich, dass sich der Mensch weltweit zurück nimmt, dass er Tieren und Natur ein Eigenrecht auf unbeeinflusstes Leben und auf Entfaltung einräumt, indem er sich auf ein Minimum an Fläche zurück zieht. Aber die Menschen weigern sich – im Gegenteil werden immer mehr Naturgebiete unwiederbringlich zerstört, die humanoide Population nimmt weiter zu, breitet sich ungehemmt aus, die Ressourcen der Welt gehen immer rasanter zu Neige, als gäbe es kein Morgen mehr.

      Auch wenn es manche befremden mag. Ich bin inzwischen ein Atomkraftbefürworter. Da der Mensch nicht dazu bereit ist, freiwillig die Erde mit den Abermillionen anderen Lebensformen und -individuen gerecht zu teilen, wünsche ich mir noch mehr Atomkatastrophen, möglichst in der Nähe der Gebiete, die noch Primärnatur aufweisen, damit er davon ablässt, diese auch noch zu zerstören. Mögen sie endlich durchrosten, die ungezählten Tonnen radioaktiver Abfälle, die die Menschen in den Weltmeeren versenkten, damit die Ausbeutung derselben – wegen Verseuchung ihrer Lebewesen – endlich eingestellt wird.

      Weder erschreckt es die Menschen, noch beschämt es sie, dass offensichtlich nichts schädlicher für Tiere und Mitwelt zu sein scheint, als ihre eigene Präsenz und damit einhergehende destruktive Aktivität. Ich wünsche mir, dass alle Atomkraftwerke explodieren – nur das kann die Mitwelt vor unserer Ausbeutung und Unterdrückung langfristig bewahren, auch wenn es zunächst auch bei den Nichtmenschen Opfer geben wird. Sie werden nicht beklagenswerter sein, als jene, die gefordert werden, wenn der Mensch sein Zerstörungswerk und seine sadistische Hemmungslosigkeit fortsetzt.

      Prof. Grzimek bezeichnete einst die Tsetse-Fliege als die effektivste Naturschützerin Afrikas. Dort wo sie in Massen vorkam, drangen die Menschen nicht in die Naturgebiete vor. Heute sprühen sie DDT aus Flugzeugen, vergiften alles, um sodann einzumarschieren und auszubeuten. Was damals die Tsetse-Fliege leistete, das kann heute nur noch die Radioaktivität, nämlich die Monster fern halten oder zur Flucht verleiten, damit Tiere und Natur leben und sich entfalten können, wie es ihr Recht ist und schon immer war.

      In diesem Sinne
      Peter H. Arras/ AKT-gGmbH

  13. @AKT-Institut für Mitweltethik
    Ja, so erfahren bin ich nicht um Prognosen über die Wolfsrückkehr aufzustellen, aber Tierschutz vollzieht sich auch in kleinen Schritten. Dass das Bewusstsein der Menschen nicht so weit ist sollte die kleinen Anstrengungen mehr als Impuls in diese Richtung werten und nicht sie im Schatten des Soll-Ideals als unnütz abtun. Auch der Ist-zustand hat Wirkung!
    Man verändert das Bewusstsein der Menschen nicht nur indem man das Bewusstsein selbst verändert sondern auch durch Veränderung der “circumstances”!
    Also hier bin ich ganz beim Herrn Balluch und befürtworte “die wolf- und bärfähigen Habitaten in Österreich und die Rückkehr dieser Tiere”.
    Ich glaube das in erster Linie nicht die Menschen, Bürger und Anrainer das Problem sind, sondern nur die Jäger! Die gehören umerzogen!
    Interessant ist dass Sie und die Jäger die Wölfe noch nicht rückkehrreif sehen! Die Jäger zum Schutz der Landwirtschaft und sie zum Schutz der Wölfe.

  14. Ja, das hab ich mal in einer Doku gesehen. Ist interessant wie sich Biologen darüber freuen und du als Tierschützer alarm schlägst 😉 Müssen wir den Wolf auf einen roten Teppich empfangen? Ist es nicht doch ein Schritt vorwärts wenn Tiere ihren alten neuen Lebensraum zurück erobern? Wo ist denn der Wolf überhaupt sicher in der urbanisierten Welt?
    Also ich finde es sollte Aufgabe des Tierschutzes sein dem Wolf eben diesen Lebensraum wieder zurück zu ermöglichen und zu schützen und nicht schon von vornherein ihm diesen zu verwehren zum eigenen Schutz!
    Wäre mein optimistischer Ansatz

    1. @Dean: Na, dann mach mal – viel Erfolg wünschen wir…
      Wir schaffen es ja nicht einmal, die bereits hier lebenden Tiere vor den Jägern, Landwirten, Touristen und dem Straßenverkehr zu beschützen. Der Feldhase steht, obwohl im Bestand bedroht, nach wie vor auf der Liste des “jagdbaren Wildes”. Ein Wildtier möchte man in dieser vom Menschen dominierten und umgekrämpelten Welt nicht sein.

      Zuerst muss die Einstellung der Menschen verändert werden – DANN erst können die Wildtiere und die Wildnis zurück kehren. Es geht auch um Leidprävention. Wildtiere und Natur haben ein Recht auf vom Menschen unbeeinflusstes Leben und Gebiete, aus denen sich Menschen fern zu halten haben.
      Wenn wir sowas behaupten, bekommen wir Widerspruch – auch von “Kollegen” wie z. B. M. B., der zu einem anderen Thema in diesem Blog doch tatsächlich behauptet hat, dass ALLE Menschen (derzeit 7,2 Mrd.) das Recht hätten, in der Natur zu leben. Wenn die Definitionen von Tierrechten nicht einmal insoweit konsensfähig sind, dass sie auch eine gerechte Aufteilung der Planetenoberfläche unter den vorkommenden Arten mit einschließt, dass Tierrechte nicht auch beinhalten, vor menschlicher Einflussnahme kategoriasch geschützt zu werden, dann gibt es keine Tierrechte, die diese Bezeichnung verdienen.
      Was offensichtlich nicht kapiert wird ist, dass Rechte anderer Spezies Pflicht und Verzicht von uns Menschen erfordert, weil dies nicht mit dem über alles zu gehen scheinenden Individualismus der “Schützer und Rechtler” vereinbar ist.
      Im Grunde handelt es sich um eine humanpsychologische und charakterliche Problematik. Und solange diese nicht angegangen wird, gibt es kein Comeback der Wildnis und der Wildtiere.

    1. Wölfe haben die Tendenz, neue Gebiete zu besiedeln – das geschieht durch verstoßene Jungtiere, die von Revierinhabern verdrängt werden. Genau so ist es beim Fuchs auch. Wölfe sind Opportunisten, die sich auch an schwierige Umweltbedingungen anpassen können oder es zumindest versuchen. Es steht zu befürchten, dass sie, wie andere Tierarten auch, eine Kulturfolger-Mentalität entwickeln und, falls der Revierdruck dies erfordert, auch in Stadtgebiete einwandern und dort dann Müll fressen. In Ländern mit Wolfsvorkommen gibt es schon entsprechende Erfahrungen.
      Es ist falsch, aus nostalgischen Gründen die Rückkehr der Wölfe zu wollen, ohne dass unsere Gesellschaft dafür mental vorbereitet ist. Es wird zu Auseinandersetzungen kommen und der Wolf wird gegenüber dem Menschen den Kürzeren ziehen. Sein Naturschutzstatus wird alsbald in “jagdbares Wild” geändert werden. Das muss man weder dem Wolf, noch dem Tierschutz zumuten.

  15. ich kann mir das auch nicht vorstellen. in deutschland ist doch nicht mal genügend platz für wolfsrudel oder bären, alles ist kulturlandschaft, auch der wald… zumindest da wo ich wohne. und ich kann mir die aufregung der jäger vorstellen, und die ersten *versehentlichen* abschüsse… leider ist das so. vielleicht irgendwann, wenn die menschen wieder mit der natur leben, und nicht mehr gegen sie.

  16. Thema “Willkommen Wolf”

    Die AKT ist IMMER für die Tiere, für das Comeback der Natur und das Zurückweichen des Menschen, da er Platz zu machen hat all jenen, die er verdrängt, bedroht, ausgebeutet und ausgerottet hat.
    ABER: Die Menschheit ist nach wie vor nicht bereit, diesen Planeten angemessen mit den anderen Spezies gerecht zu teilen. Kein Land der Erde ist dermaßen besiedelt und von Straßen zerschnitten, wie Deutschland. Kultursteppe, wohin man sieht und selbst die wenigen Wildtiere, die noch hier leben, wirken wie Fremdkörper in einer vom Menschen annektierten und dominierten Landschaft. Ich weiß beim besten Willen nicht, wie hier Wölfe ein einigermaßen sicheres und artgemäßes Leben führen könnten.
    Man bedenke auch, dass es früher oder später zu Kreuzungen mit Hunden kommen wird und sobald eine Wolfsmutter umkommt – z. B. durch den Straßenverkehr, hat sich der Tierschutz den verwaisten Jungen anzunehmen. Wie soll das bewältigt werden können, was soll aus den handaufgezogenen und verprägten Wolfswelpen werden, wenn sie groß sind? Auswildern – das ist illusorisch, denn sie brauchen ihre Mutter und ihr Rudel, um zu lernen, wie man überlebt.
    Ich mahne dazu, sich genau zu überlegen, ob der Tierschutz es überhaupt schaffen kann, auch noch die Wölfe vor Jägern, Landwirten, denaturierten Touristen und Städtern, Verwaltungen und Behörden, Rowdies und Straßenverkehr zu schützen.
    Der Gedanke, dass Wölfe wieder in Deutschland leben ist verlockend aber realitätsfern – ich bin mir nicht sicher, ob wir dies zum jetzigen Zeitpunkt gut heißen können, wenn man sieht, wie weit Gesellschaft und Politik von der Reife und Ethik entfernt sind, sich mit solchen Wildtieren zu arrangieren. Man denke an Braunbär Bruno, an die genehmigten Abschüsse von Krähen und Tauben, die eigentlich geschützt sind etc.
    Unsere Gesellschaft ist nicht reif für den Wolf!
    (Peter H. Arras, Gründer der AKT)

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