Es wurde viel über die „Urkost“ des Menschen geschrieben, ein älterer Artikel von mir z.B. ist http://archiv.veggie-planet.at/warumvegan/tierrechte/die_natuerliche_nahrung_des_homo_sapiens.html. An welche Nahrungsform sind wir evolutionär angepasst und welche Nahrungsmittel überlasten unseren Körper und führen zu Krankheiten? Gibt es überhaupt soetwas wie eine „Urkost“? Faktum ist jedenfalls, dass bei Menschen, die viele gesättigte Fettsäuren essen, die Arterienwände durch Fettablagerungen schmäler werden (Arteriosklerose), während das bei Hunden nie passiert, wieviel Fett welcher Art sie auch immer zu sich nehmen.
Jared Diamond, Professor für Geographie an der Uni von Los Angeles, Kalifornien, ist kein Kampaigner für Veganismus. Deshalb ist besonders interessant, was seine jahrzehntelange Erfahrung mit der Ernährung der UreinwohnerInnen von Neuguinea und deren Gesundheit in diesem Zusammenhang belegt (aus „Vermächtnis“, S. Fischer 2013, Seite 471 ff):
Als ich 1964 mit meiner Arbeit in Papua-Neuguinea begann, lebten die Bewohner des Landes größtenteils noch nach der traditionellen Lebensweise: Sie wohnten in Dörfern, bauten ihre eigenen Lebensmittel an und ernährten sich salz- und zuckerarm. Die Grundnahrungsmittel im Hochland waren Wurzelgemüse (Süßkartoffel, Taro und Yamswurzeln): Sie deckten bei den Hochlandbewohnern etwa 90% des Kalorienbedarfs, im Tiefland waren Stärkekörner aus dem Mark der Sagopalme die wichtigsten Kalorienlieferanten.[…]
Zu den vielen Dingen, die mich damals an den Neuguineern beeindruckten, gehörte ihre körperliche Verfassung: Sie waren schlank, muskulös und körperlich aktiv. […] Während dieser ganzen ersten Jahre sah ich in Neuguinea keinen einzigen fettleibigen oder auch nur leicht übergewichtigen Einheimischen. Die Krankenhausakten aus Neuguinea und die ärztliche Untersuchung von Neuguineern bestätigen dieses Bild einer guten Gesundheit – jedenfalls teilweise. Die nicht übertragbaren Krankheiten, an denen heute die meisten Bewohner der Ersten Welt sterben – Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall, Herzinfarkt, Arteriosklerose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Allgemeinen und Krebs – waren bei den traditionellen Bewohnern der ländlichen Gebiete Neuguineas selten oder unbekannt. Dass solche Krankheiten fehlten, lag nicht nur an der geringen Lebenserwartung [aufgrund von Gewalt, Unfällen, Infektionen, Malaria etc.]: Sie traten auch bei jenen Neuguineern nicht auf, die das 60., 70. oder 80. Lebensjahr erreichten. […]
Schon 1964 erschienen die neuen Todesursachen der Ersten Welt auch in Neuguinea auf der Bildfläche; betroffen waren Bevölkerungsgruppen, die am längsten mit Europäern in Kontakt standen und deren Ernährung und Lebensweise übernommen hatten.[…] Zur westlichen Lebensweise gehören viele gemeinsam auftretende Aspekte: wenig körperliche Aktivität, hohe Kalorienaufnahme […]. Die Zusammensetzung der Ernährung verschiebt sich meist in Richtung eines geringen Ballaststoffgehalts, eines hohen Anteils an einfachen Zuckern sowie gesättigter und ungesättigter Fettsäuren.
Die vegane Ernährung ist im Vergleich zur omnivoren Ernährung reich an Ballasstoffen und hat einen geringeren Anteil an Fett und insbesondere an ungesättigten Fettsäuren. Die von Diamond beschriebenen NeugineerInnen leben zweifellos nicht vegan. Aber ihre Nahrungszusammensetzung entspricht wesentlich mehr der veganen als der in der westlichen Welt typischen omnivoren Ernährung. Dass mit dem Wechsel der Ernährungsweise so ein deutlicher Sprung in der Häufigkeit des Auftretens der Zivilisationskrankheiten einhergeht, ist durchaus bemerkenswert.