Erst Anfang November 2013 haben 4 führende KlimaexpertInnen die Umweltschutzorganisationen der Welt aufgefordert, ihren Widerstand gegen Kernkraft dem Klima zuliebe aufzugeben. Es ist richtig, dass Kernkraftwerke wesentlich weniger CO2-Ausstoß für die gleiche Energiemenge produzieren, als mit Kohle betriebene kalorische Kraftwerke. Aber mit Blick auf Fukushima und Tschernobyl scheint das doch zu kurz gedacht. Selbst wenn man behaupten würde, derartige Unfälle werden nur selten stattfinden und seien mit neuer Technologie in den Griff zu bekommen, gibt es ein großes Problem mit Kernkraftwerken, das bisher auch nicht ansatzweise gelöst ist: wohin mit dem radioaktiven Müll?
Global gibt es momentan 350.000 Tonnen radioaktiven Abfall aus Atomkraftwerken, der ohne absehbare Lösung zwischengelagert wird. Mit den 67 zusätzlichen in Bau befindlichen Atommeilern wird dieser Abfallhaufen im Jahr 2020 auf 450.000 Tonnen und im Jahr 2030 auf 700.000 Tonnen angestiegen sein. Dann werden zwischen 525 und 785 Kernkraftwerke weltweit aktiv sein.
Atommüll enthält sehr langlebige radioaktive Substanzen, deren Halbwertszeit, also die Zeit, nach der erst die Hälfte der anfänglichen Menge zu strahlen aufgehört hat, Millionen von Jahren betragen kann. In 1 Tonne dieses Sondermülls finden sich 150g Jod-129 (Halbwertszeit 15,7 Millionen Jahre), 200g Palladium-107 (Halbwertszeit 6,5 Millionen Jahre), 380g Cäsium-135 (Halbwertszeit 2,3 Millionen Jahre), 440g Neptunium-237 (Halbwertszeit 2,1 Millionen Jahre), 720 g Zirconium-93 (Halbwertszeit 1,5 Millionen Jahre) und Technetium-99 (Halbwertszeit 300.000 Jahre), um nur einige zu nennen.
Im Zwischenlager wird der Atommüll in Fässer eingeschlossen und seit neuestem auch von Kupfer umgeben, der den Behälter für 100.000 Jahre dicht halten soll. Kritische ExpertInnen sehen das aber anders. Der radioaktive Müll strahlt so stark, dass die Fässer innen 100° C und mehr erreichen, selbst nach 1000 Jahren werde es noch eine sehr große Hitze darin geben. Feuchtigkeit und Hitze zusammen würden auch Kupfer korrodieren.
Das Asse II Zwischenlager in einer aufgelassenen Salzmine bei Braunschweig in Deutschland muss jetzt aufgelöst werden. Der Atommüll dort stammt aus den 1960er und 1970er Jahren, seit 1988 wird dadurch das Grundwasser kontaminiert. Die Regierung hat nun beschlossen, das Lager wieder auszuheben und die Fässer zu bergen. Doch wohin mit ihnen?
Auf der finnischen Insel Olkiluoto im Baltischen Meer versucht man, erstmals auf der Welt, ein dauerhaftes Endlager zu bauen. 420 m tief soll der Tunnel in den Boden gegraben werden, dann hätten 9000 Tonnen radioaktiver Müll dort Platz. Bis 2022 will man mit dem Bau fertig sein und das Lager dann 100 Jahre lang befüllen. Auch hier gibt es Kritik. Wer kann schon sicherstellen, dass die Radioaktivität in den nächsten Jahrmillionen nicht austreten wird?
Es ist unverantwortlich, weitere Kernkraftwerke zu bauen, solange dieses Problem nicht gelöst ist – ganz abgesehen von anderen Gefahren. Klimaschutz kann nicht darin bestehen, alle zukünftigen Lebewesen dieser Erde für die nächsten Millionen von Jahren dieser Gefahr auszusetzen! Daher bin ich sehr froh, dass wir in Österreich 1979 nach einer intensiven Kampagne in einem Volksentscheid den Bau von Kernkraftwerken grundsätzlich verboten haben.
Ab Jänner im Kino:
http://www.diereisezumsicherstenortdererde.ch/de/
http://www.youtube.com/watch?v=rSNAzr-WS6M
🙂