Ich habe ein ethisches Ideal, und das ist ein möglichst gewaltfreier Umgang mit allen Tieren. Sie sind autonomiefähige Lebewesen und aus Vernunftgründen, wie Kant uns lehrt, sollten wir daher ihre Autonomie respektieren. Aber ich lebe in einer realen Welt, in einer Gesellschaft, die ganz anders tickt, und daher gehe ich die Sache pragmatisch an. Während ich in meinem Leben die Autonomie aller Tiere so weit, wie es mir möglich ist, respektiere, arbeite ich politisch mit allen Organisationen und Menschen zusammen, die bereit sind, zunächst einmal in dieselbe Richtung zu gehen.
Zum Beispiel die Freilandhaltung von Legehühnern. Als wir die Kampagne für ein Verbot der Legebatterien geführt haben, organisierte ich Exkursionen mit PolitikerInnen zu Freilandbetrieben, um ihnen diese Alternative zu zeigen. Und um das Verbot abzusichern, zielten eigene Kampagnen von uns darauf ab, dass alle Supermärkte keine Käfigeier sondern nur mehr Freilandeier verkaufen. Ebenso wandten wir uns gegen gastronomische und ei-verarbeitende Betriebe mit der gleichen Intention. Letztlich haben wir mit dem Käfigverbot auch die Freilandbetriebe gefördert, es wurden deutlich mehr, der Markt ist gewachsen.
Bei der Jagd gibt es den Ökologischen Jagdverband, der mich an die FreilandhalterInnen erinnert. Wir haben gemeinsam das Jagdgatter Kaumberg recherchiert und angezeigt, traten zusammen im Club 2 und im Report im ORF auf, und haben bei verschiedenen LandesrätInnen vorgesprochen. Letzten Freitag nahm ich an einer Exkursion in ein Eigenjagdrevier teil, das vom Ökologischen Jagdverband bejagt wird, siehe https://vgt.at/presse/news/2016/news20160202mb.php. Wie es der Zufall so will, kenne ich den Grundbesitzer persönlich aus der Schule. In diesem Revier werden keine Vögel und keine Raubtiere, ja überhaupt kein sogenanntes Niederwild inklusive Hasen bejagt. Diese Tiere, so der Ökojagdverband, stellen kein ökologisches Problem dar. Allerdings haben die ÖkojägerInnen keine Hemmungen, im Winter einen Fuchs zu schießen, um an seinen Pelz zu gelangen. Sie füttern grundsätzlich nicht und interessieren sich nicht für Trophäen, aber die Tiere zu töten um sie nachhaltig zu nutzen ist für sie kein Widerspruch. In dem besagten 200 ha großen Revier werden im Wesentlichen nur Rehe geschossen, und zwar 40 pro Jahr. Diese doch recht große Anzahl ergibt sich aus dem Umstand, dass in den umliegenden Revieren fleißig gefüttert wird.
Der Obmann des Ökojagdverbands sagt, er gibt gerne sein Gewehr ab, wenn wieder Luchse einwandern, die statt ihm die Anzahl der Rehe kontrollieren. Deshalb sei auch der Luchs das Logo des Ökojagdverbands. Aber mit der Verhütung bei Wildtieren kann man ihm nicht kommen. Die ökologische Verträglichkeit dieser Jagdform ist jedenfalls auf den ersten Blick zu sehen. Ich komme viel in der Natur herum in Österreich, aber derartig viel Jungwuchs von Tannen und Eichen habe ich noch nirgends beobachtet.
Der Ökologische Jagdverband ist den eingesessenen Landesjagdverbänden ein großer Dorn im Auge. Sie behandeln ihn nachgerade als Verräter an der gemeinsamen Sache. Die JägerInnen sollten doch einen Schulterschluss betreiben und sich gegenseitig decken, nicht kritisieren, so die Ansicht. Deshalb gibt es ständig Anzeigen und Klagen gegen ExponentInnen des Ökojagdverbands. Im besagten Eigenjagdrevier haben die beiden bisherigen Jagdaufseher aufgrund dieses Drucks ihre Funktion zurücklegen müssen. Und Jagdfanatiker Rudolf Gürtler vertrat als Rechtsanwalt die NachbarjägerInnen bei Klagen. Die PächterInnen von Revieren, die neben Ökojagdrevieren liegen, ärgern sich nämlich sehr, dass ihre mühsam angefütterten Überpopulationen dorthin abwandern und oft auch abgeschossen werden. Das ist der Jagdneid, wenn die Überhege in den Nachbarrevieren verloren geht, ein sinnlos verpulvertes Investment. Mich freut es, wenn diese JägerInnen Verluste machen.
Der Ökologische Jagdverband hat in meinen Augen sehr gute Ansätze, um die Jagdpraxis nachhaltig positiv zu reformieren. Das Einstellen der Fütterungen außer in Notzeiten, keine Jagd auf Zuchttiere, keine Wintergatter, keine Jagdgatter, keine Baujagd, kein Abschuss von Hunden und Katzen, keine Niederwildjagd bis auf den Fuchs im Ausnahmefall wegen seines Pelzes – das sind alles sehr sehr große Fortschritte, ähnlich wie die Freilandhaltung bei Hühnern gegenüber der Legebatterie. Und deshalb begrüße ich die Zusammenarbeit und freue mich sehr, kompetente Personen aus dem Jagdbereich für eine grundlegende Reform der Jagdgesetze gefunden zu haben, auch wenn mein ethisches Ideal letztlich anders aussieht. Doch wir gehen in dieselbe Richtung und der Ort, an dem sich unsere Wege trennen, ist noch so weit von der jetzigen Praxis entfernt, dass man ihn von hier aus gar nicht sehen kann. Sollte die Gesellschaft einmal so weit kommen, dann können wir über unsere Differenzen zu diskutieren beginnen.
Meinen Sie die Begehung des Ökojagdreviers? Das war der Wald von Thomas Burtscher bei Ternitz in Niederösterreich.
Reden Sie hier vom Hrn. Meran der um Schloss Steinz einige hundert Heckter Wald besitzt,und lieber forscht(in Korp.) statt kommerziellen interessen zu folgen?Tiere werden in der Regel nur bei Krankheit liquidiert.