19. März 2024

Meine Blutwerte nach 23 Jahren veganer Ernährung

Ich lebe jetzt seit 23 Jahren vegan, vegetarisch ein paar Jahre länger. Als ich vegan wurde, hatte ich jedenfalls in Österreich praktisch keine Vorbilder. Eines meiner Anliegen war daher sozusagen ein Experiment, im Selbstversuch zu prüfen, ob man gesund (und kräftig!) rein vegan leben kann, oder ob man Mangelerscheinungen bekommt, schwächlich und blass wird, und dauernd kränkelt. Vor 23 Jahren wusste ich nichts über Vitamin B12, auf keiner Liste von Inhaltsstoffen ist darüber etwas gestanden, es gab für mich keinerlei Infos zu Veganismus – mit Ausnahme von der veganen Gesellschaft England!

Erst 8 Jahre nach Beginn meiner veganen Lebensweise ließ ich zum ersten Mal meine Blutwerte testen. Ich hatte überhaupt keinen Mangel, alles war bestens. Ich war gerade aus England nach Österreich zurückgekehrt und hatte dort Vitamin B12 angereicherte Nahrungsmittel wie Toast, Margarine oder Sojamilch gegessen, ohne das zu registrieren. Einige Jahre später unternahm ich den nächsten Bluttest – und hatte einen leichten B12 Mangel. Da wurde mir klar, dass man auf die Zufuhr dieses Vitamins extra achten muss. Vitamin B12 wird von Bakterien im organischen Schmutz produziert. Erst durch das hygienisch saubere Leben in der Stadt wird dieses Vitamin von den Nahrungsmitteln gewaschen und ist daher bei der rein pflanzlichen Ernährung nicht mehr dabei. Tiere, die organischen Schmutz zu sich nehmen, erhalten so Vitamin B12 und speichern das in ihren Körpern. FleischesserInnen zapfen dann diese Speicher an und werden mit B12 versorgt.

Vitamin B12 kann man also bei der veganen Ernährung aus z.B. Gemüse beziehen, das nicht gewaschen wurde, oder aus fermentierten Produkten, aber diese Quellen sind nicht zuverlässig, jedenfalls beim Stadtleben. Daher empfiehlt die Vegane Gesellschaft Österreich, siehe http://www.vegan.at/newsundinfo/flugblaetter/vitamin_b12.pdf, Vitamin B12 zu supplementieren oder damit angereicherte Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Nach meinem Bluttest mit Vitamin B12 Mangel entschied ich, angereicherte Nahrungsmittel in meinen Speiseplan einzubauen. Darunter sind z.B. Multivitaminfruchtsaft und angereicherte Marmelade sowie Margarine. Mein nächster Bluttest 1 Jahr danach wies wieder einen gesunden B12-Spiegel aus, allerdings hatte ich zu viel Eisen.

Dieses seltsame Ergebnis wurde in einem weiteren Detailtest bestätigt und so empfahl mir mein Hausarzt, öfter Blutspenden zu gehen. Offenbar hatte ich zu dieser Zeit zu viel Müsli gegessen. Ein zu hoher Eisenspiegel im Blut wird mit erhöhter Krankheitsanfälligkeit assoziiert – obgleich ich davon gar nichts bemerkte, ich war eigentlich mein ganzes Leben (bisher) kaum krank.

Im Jahr 2005 untersuchte mich das Institut für Ernährungswissenschaften der Uni Wien im Rahmen einer Studie über Veganismus und bestätigte, dass ich mit allen Nährstoffen exzellent versorgt war. Dieses Ergebnis publizierte ich in meinem Buch „Kontinuität von Bewusstsein“. Die folgenden Tests der nächsten Jahre waren ebenfalls ohne Anzeichen eines Mangels.

Jetzt habe ich wieder einmal mein Blut testen lassen, das Ergebnis findet sich unten. Alle meine Werte sind, soweit ich sehen kann, wunderbar, lediglich beim Vitamin D gibt es etwas zu beanstanden. Ich habe zwar keinen Vitamin D Mangel, aber es finden sich laut Testergebnis Anzeichen einer Unterversorgung. Da das meiste Vitamin D durch Einstrahlung der sommerlichen Sonne auf die Haut entsteht, könnte das darauf hinweisen, dass ich in letzter Zeit zu wenig in der Sonne war. Laut Auskunft der Veganen Gesellschaft sind 60% aller Menschen – auch der Omnivoren – mit Vitamin D unterversorgt, dieses Vitamin würde deshalb momentan in der Ernährungswissenschaft besonders unter die Lupe genommen und offiziell seien kürzlich die Zufuhrempfehlungen drastisch hinauf gesetzt worden.

Wie auch immer, mein Vitamin D Wert ist nicht bedenklich – explizit kein Mangel – und deshalb werde ich nichts an meiner Ernährung umstellen, aber dafür bewusster täglich für 20 Minuten in die Sonne gehen. Der Sommer kommt und deshalb habe ich diesbezüglich keine Sorgen. Vielleicht werde ich mich im Herbst noch einmal testen lassen. Zusammenfassend zeigt meine Geschichte, dass es ohne Aufwand leicht möglich ist, sich hierzulande rein vegan gesund zu ernähren, auch wenn man sehr sportlich sein und ein Kampfgewicht von über 100 kg behalten will!

13 Gedanken zu “Meine Blutwerte nach 23 Jahren veganer Ernährung

  1. Ihr Guten!
    Immer wieder höre ich, daß die vegane Lebensweise ungesund, nicht nachhaltig (!) und der Wasserverbrauch höher ist als bei anderen (WWF) Dazu kam noch ein Bericht des WDR “Markt”, der suggerierte, daß eine Welt ohne “Nutz”Tiere gar nicht möglich sei. Dazu wurden Damen zitiert, die durch ihre eigenen Fehler Probleme bekamen, und es ihnen jetzt mit mäßigem Fleischkonsum besser geht.
    Der Wasserverbrauch wurde an Zitrusfrüchten und Avocados festgemacht, die allerdings nicht nur Veganer essen, auch die “Normalos”…
    Von den gesundheitlichen positiven Aspekten war gar nicht die Rede, Cholesterin, Fitneß, Gewichtsreduzierung, bessere Haut, angenehmerer Geruch etc.
    Höchstärgerlich das Ganze- weil nicht objektiv. Nico Rittenau ist Ernährungswissenschaftler und legt ganz klar fest, wo die Schwachstellen liegen. Und ob Carnivoren sich gesünder ernähren, kann ich, der ich einer der schlimmsten war, nicht behaupten. Wenn jeder sich mit der Materie ein wenig beschäftigen würde, hätte er bestimmt viele Vorteile und eine stabilere Gesundheit. Veganismus in Verbindung mit Bewegung trägt eindeutig zu einem gesünderen Leben bei… Meine Erfahrung.

    1. @Jessi
      Mein Eisenwert ist doch sehr gut. Mein einziges echtes Problem in der Ernährung war bisher eigentlich eher zu viel Eisen zu haben. Der Arzt hat mir empfohlen, möglichst oft Blutspenden zu gehen. Nein, ich fühle mich total energetisch und unternehme 100 Tage im Jahr Bergwanderungen. Ich kenne kaum einen Menschen, der so viel in der Natur unternimmt wie ich.

      1. Ich habe letztens einen Test machen lassen, der die Werte in den Zellen misst und nicht im Blut. Das Ergebnis unterschiedet sich teilweise zu meinen Blutwerten. Auf jeden Fall sind die B12 Werte in Ordnung, mit Supplementierung. Ich bin dabei, eine Formel für die Herstellung von B12 zu suchen, die die Herstelllung mittels Fermentation zu Hause möglich macht.

  2. Hallo :),

    Ja finde ich auch… Zink, Magnesium, Folsäure, Omega Profil und Kalzium fände ich auch interessant! Der Ferritin Wert sollte übrigens bei mindestens 50 sein… !! Die Normwerte werden ja aus dem Schnitt der Bevölkerung gerechnet und da jeder 2. Mensch Eisenmangel hat stimmt die Grenze nicht so ganz…. Liebe Grüße

  3. Von allen Seiten wird uns eingeredet, dass wir so und so viele Vitamine bräuchten und da ein wenig Kalium, Eisen oder ein anderes chemisches Element in bestimmter Dosierung. Haben sich unsere Vorfahren wegen Vitaminmangel den Kopf zerbrochen? Früher waren viele Stoffe und Verbindungen, die heute in aller Munde sind, unbekannt, niemand achtete darauf, ob er mit Vitamin X unterversorgt wäre, die Ernährung war ganz natürlich und einfach und so ist es heute noch bei indigenen Völkern oder traditionellen Hirten- und Nomadenfamilien, vor allem natürlich beim indischen Volk, das sich zu einem Großteil seit Menschengedenken vegetarisch ernährt. Es ist nicht so sehr entscheidend, was wir zu uns nehmen, sondern wie wir das tun. Im ausgezeichneten Buch “Yoga der Ernährung” wird einleuchtend dargestellt, dass es auf unsere Achtung, unsere Liebe der Nahrung gegenüber ankommt. Wer sich für das Essen einer Frucht Zeit nimmt, seine Gedanken liebevoll ganz auf die Frucht ausrichtet und sie in Dankbarkeit genießt, wird erleben, wie sich die Frucht ihm öffnet und seine Kostbarkeiten ausbreitet. Mit einer Frucht ist es wie mit einem Gast. Wenn wir einen Gast empfangen und ihm achtsam und liebevoll zuhören, wird dieser sich uns öffnen und von sich erzählen. Wenn wir dem Gast jedoch wenig bis gar keine Aufmerksamkeit schenken, die Frucht also unruhig hinunterschlingen, so wird er uns kaum etwas von seinen Schätzen und Geheimnissen wissen lassen.
    Sooft heißt es von ärztlicher Seite: Sie haben da einen …Mangel. In Ruhe und Dankbarkeit genießen und solche Sprüche lassen dich nicht mehr verdrießen.

  4. Dass Vegetarier gesünder sind als der Bevölkerungsdurchschnitt ist bereits bekannt. Das hat aber wahrscheinlich auch mit einer allgemein bewussteren Ernährung und Lebensweise zu tun. Vitam D Mangel ist weit verbreitet und kann viele Ursachen haben. Ich hatte überhaupt kein Vitamin D, was meine Ärztin entsetzt feststellte und ich habe noch immer schweren Mangel, trotz Tropfen. Leider wird von Ärzten Vitamin D nicht unaufgefordert überprüft. Man sollte es aber nicht einfach zusetzen, weil eine Überversorgung mit Vitamin D ebenfalls schädlich ist. Überprüfen sollte es jeder, denn ein Mangel führt zu brüchigen Knochen, kann Krebs, und Depressionen auslösen. Bei Vitamin B 12 kann nicht viel passieren. Wenn man zu viel davon hat, scheidet es der Körper wieder aus. Andererseits stehen künstlich erzeugte Vitamine in Verdacht, krebserregend zu sein. Deshalb sollte man auch damit etwas vorsichtig umgehen.

  5. Nach nun mehr 12 Jahren Veganerdasein habe ich wieder einmal – nach 9 Jahren – einen Bluttest inkl. B12 und Homocystein machen lassen. Alles in Ordnung, B12 ist sogar von 203 auf 280 pg/ml angestiegen. In Zeiten wie diesen, wo es sogar eine Zahnpasta mit zugesetztem B12 gibt, sollte dieses Vitamin überhaupt kein Thema mehr sein. Und wie hat damals jemand zu mir gemeint: “Ohne tierisches Eiweiß kannst ned leben”. Naja, offensichtlich doch. 🙂

  6. dito: meine hausärztin war beim letzten kompletten gesundheits-checkup von allen blut- etc. werten begeistert.
    ich lebe seit vielen jahren vegetarisch und verzichte nach möglichkeit auf milch- und eiprodukte, immer bio, leider (noch) nicht ganz vegan.

    ähnlich gute ergebnisse hat der kinderarzt auch bei meinen kindern gefunden (für bluttests gab’s da nie einen anlass, aber ich bin sicher die werte wären ähnlich gut).

    gerade schwangeren frauen und müttern wird oft eingeredet, sie und ihre kinder müßten tierische lebensmittel zu sich nehmen, um ihrer beider gesundheit nicht zu riskieren.

    meine chinesischen buddhistischen kollegen würden sagen: welch ein unsinn – ganz im gegenteil! einem kind die milch, die für ein kälbchen gedacht ist, oder das fleisch eines getöteten tieres zu füttern, läßt es unschuldig teilhaben am kreislauf des leidens.

    und die erfahrung zeigt, dass sie recht haben.
    tierleidfrei von anfang an ist der beste start ins leben.

  7. interessant wären noch werte wie zink oder folsäure, und evtl. (das allerdings im blut nicht so aussagekräftige) kalzium. ansonsten: super werte, wie bei vielen von uns (z.b. bei mir nach mind. 10 jahren vegan und gut 20 jahren vegetarisch)

  8. Ich bin vegetarisch aufgewachsen, seit 7 Jahren vegan – Blutwerte ohne zusätzliche Einnahmen von Vitaminen oder ähnliches – immer einwandfrei 🙂

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