In der Diskussion über das neue Tierversuchsgesetz betreibt die Gegenseite, also die Vertretung der Tierversuchsinteressen und das Wissenschaftsministerium, eine totale Verweigerungspolitik. Man weigert sich ganz grundsätzlich mit uns zu verhandeln, auch das Fachgremium, wie noch vor 4 Wochen angekündigt, https://martinballuch.com/?p=1659, wurde jetzt einfach abgesagt. Das Kalkül ist klar: man hat keine guten Argumente, um strenge Kontrollen für Tierversuche zu verhindern, also entzieht man sich der Diskussion. Dann will man im Hintergrund die Fäden ziehen, das Wissenschaftsministerium und die ÖVP beeinflussen, um doch noch ein nichtssagendes Tierversuchsgesetz zu bekommen, das Narrenfreiheit und Wildwuchs im Tierversuchsbereich ohne jede Kontrolle weiter ermöglicht. Daran ändert auch die heutige Podiumsdiskussion nichts. Wir werden ja sehen.
Gegen diese Verweigerungspolitik der Tierversuchsseite kann die Tierschutzseite eigentlich nur an die Öffentlichkeit gehen. Durch ihr totales Schweigen wollen Tierversuchsseite und Wissenschaftsministerium auch keinen Ansatzpunkt für neue Medienberichte liefern. Also muss der Tierschutz von sich aus öffentlichkeitswirksame Aktionen durchführen, um die Diskussion am Leben zu erhalten. Dazu gab es gestern und heute mutige Aktionen in Klagenfurt und Innsbruck, übermorgen dann Ähnliches in Linz und am Montag vor dem Parlament in Wien. Vielleicht werden auch noch andere Städte nachziehen, wenn sich mutige Menschen dort finden.
Und tatsächlich gehört schon einiges an Mut dazu, sich nackt den FotografInnen zu präsentieren, wie das bei diesen Aktionen geschieht. 3 AktivistInnen mit Kaninchenkopf, Kaninchenpfoten und künstlichem Kaninchenfell an den Füssen und um die Taille, lassen sich große Brandwunden auf den Körper malen und dann in einen Käfig sperren. Damit wird an den Tierversuch einer Wiener Versicherungsgesellschaft erinnert, die am Institut für angewandte Mikrobiologie der BOKU in Wien 50 Kaninchen in kochend heißem Wasser verbrühen ließ, um eine neue Hautcreme zu testen. Tierversuche werden ja wie ein Staatsgeheimnis behandelt, niemand soll davon wissen. Über diesen Tierversuch erfuhren wir durch eine entsprechende Publikation in einer Fachzeitschrift mehr oder weniger zufällig, Dank „Ärzte gegen Tierversuche“. Hätte die Öffentlichkeit der Genehmigung dieses Tierversuchs zugestimmt, wäre sie früh genug darüber informiert worden? Sicher nicht!
Danke daher den mutigen AktivistInnen, sich selbst derart zu exponieren, um den betroffenen Versuchstieren eine Stimme zu geben! Die Nacktheit ist dabei ein Symbol der Verletzlichkeit, der Hilflosigkeit. Übrigens stellten sich insgesamt mehr männliche als weibliche AktivistInnen für diese Aktion zur Verfügung, in der Praxis ist das Geschlechterverhältnis ausgewogen.
Kommt die Botschaft an? Nächste Woche Dienstag ist wieder Ministerrat, laut Bericht der Salzburger Nachrichten soll da ein neuer – der bereits fünfte! – Entwurf zum Tierversuchsgesetz vorgelegt werden, die Gespräche dazu zwischen SPÖ und ÖVP laufen laut APA-Aussendung gerade. Leider ohne, dass TierschützerInnen in die Verhandlungen einbezogen wären, wie das in einer Demokratie eigentlich zu erwarten wäre.
Wir müssen wachsam bleiben. Sollte das Ergebnis kein tragfähiger Kompromiss für uns sein und der Mehrheitsmeinung, wie sie sich im Rahmen der letzten IFES-Studie dazu artikuliert hat, widersprechen, werden wir auf die Barrikaden steigen. Wir stehen bereits in den Startlöchern!
Interessant wäre es schon, welche Wiener Versicherungsgesellschaft als Auftraggeber hinter dieser Gräueltat steckt. Eine Veröffentlichung wäre durchaus wünschenswert, aber dann würde wohl erfahrungsgemäß der/die Veröffentlicher/in mit Klagen überhäuft werden …
Die Arbeit der Aktivisten und Aktivistinnen kann tatsächlich nicht hoch genug einzgeschätzt werden. Danke!
Der Einsatz der jungen Leute lohnt sich: so kommt das Thema Tierversuche in die Öffentlichkeit und dort gehört es hin.
Die Podiumsdiskussion heute war ein Paradebeispiel für 1) nach langem Hinauszögern reden wir mal, 2) vor möglichst wenig Menschen und 3) wenn wir dort sind, versuchen wir zu emotionalisieren.
Die Teilnehmer der Tierversuchsseite haben sich gegen eine ernsthafte und sachliche Diskussion gewehrt. Danke, Dr.Dr. Balluch, für den sachlichen Beitrag. Bitte jedoch den Verbalinjurien austeilenden alten Mann nicht mehr einladen. Auch dann nicht, wenn er sich selbst meldet. Er hat nichts Sachdienliches beigetragen und es war ihm eh fad, er hat eh nur Handy und Computer gespielt, wenn er nicht Schwänke aus seinem Leben erzählt hat. Im Publikum war ein Uni-Mitarbeiter, der einen kurzgefassten und durchaus interessanten Beitrag gebracht hat. Wie wäre es mit dem?
Es ist schaurig was diese Leute den Tieren antun und wie sehr sie sich dagegen wehren dass man ihnen das Handwerk legt. Gerade eben habe ich einen alten Spiegelartikel gefunden http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14346139.html . Dort steht beschrieben was man 1982 alles an “Tierversuchen” gemacht hat. Viele davon waren absolut sinnlos und nur da um die Neugierde zu befriedigen. Vielleicht ändert sich auch nichts, weil dort Sadisten unbeschränkt ihre Machtgelüste an wehrlosen Tieren ausleben dürfen und diese Leute meistens zielstrebig sind und im wahrsten Sinne über Leichen gehen.
Man argumentiert das müsse einfach sein und beruft sich auf die “segensreichen Erkenntnisse”. Was alles an Medikamenten und sonstigen Mitteln erzeugt werden die nicht wirken, oder sogar schädlich sind, sagt niemand.
Es wird auch wenig darüber geredet, dass alle Medikamente, etc. später an Menschen getestet werden müssen und dass man dazu Menschen heranzieht die manchmal nicht wissen welche Risiken sie eingehen, bzw. nur aus Armut die Tests machen lassen.
Auch diese “Menschentests” werden ohne schlechtes Gewissen durchgeführt. Das sollte man vielleicht etwas mehr in den Vordergrund stellen, denn vielen ist das nicht bewusst.
Was hier alles gemacht wird – egal ob an Menschen, oder Tieren – ist ein Verbrechen. Es ist reiner Egoismus. Es ist die Hölle auf Erden die man lebenden Wesen bereitet.
Es ist furchtbar – es hat sich nichts verändert. Man macht weiter wie bisher. Man muss sich schämen ein Mensch zu sein.