22. Dezember 2024

Nick Cooneys Fakten gegen den „mad abolitionism“ von Gary Francione

NickCooneyVortragWien
Nick Cooney bei seinem Vortrag in Wien

„New welfarism“ nennt Gary Francione, Rechtsprofessor aus den USA, verächtlich jede Kampagnenarbeit für Tierschutz und Tierrechte, die nicht vegan outreach in seinem Sinne ist. Jede Kampagne z.B. für ein Pelzfarmverbot oder gegen spezifische Tierzirkusse sei kontraproduktiv, meint er. Der VGT ist deshalb laut Francione das größte Hindernis in der Entwicklung zu Tierrechten.

Ich habe diesen Standpunkt als „mad abolitionism“ bezeichnet. Abolitionismus bedeutet die völlige Abschaffung von Tierausbeutung und Tiermissbrauch. Tierschutzbewegte Personen und Organisationen, die den Tierschutzgedanken zu Ende denken, werden das unterstützen. Sie sind also auch AbolitionistInnen. Der „mad abolitionism“ unterscheidet sich von dieser vernünftigen Haltung dadurch, dass er darüber hinaus meint, jede Art von Kampagnenarbeit, die auf Zwischenziele ausgerichtet ist, sei negativ und hinderlich. Jeder Fortschritt im Sinne der betroffenen Tiere sei vielleicht für die einzelnen Tiere besser, aber schlecht für das Erreichen des Ideals. Die Einzelnen sollen also für das Gesamtwohl geopfert werden. Und das ist tatsächlich „mad“.

Francione hat am Beginn seines Kreuzzugs gegen Tierschutzkampagnen einige KonvertitInnen gefunden, wenn auch praktisch keine in Österreich aber international, u.a. auch in Deutschland. Sie wurden von KritikerInnen wie Steven Best, Philosophieprofessor aus Texas, als „Franciombies“ bezeichnet, sozusagen als Leute, die Francione wie Zombies folgen, ohne das Hirn einzuschalten. Francione mag interessante philosophische Thesen entwickeln können, aber von Politik hat er nicht die geringste Ahnung. Politik lebt nämlich nicht von Theorie, sondern von der Praxis. Francione hat weder je eine Kampagne geführt noch sonstwie Politik gemacht, nicht einmal vegan outreach. Politik ist immer konsequentialistisch und nicht deontologisch. Politik ist so vielschichtig, dass man sich niemals auf einen Weg ideologisch festlegen darf, sondern immer offen für neue Erkenntnisse bleiben muss. Politik muss die Menschen dort abholen, wo sie sind, und sie einen Stück Weg weiterführen. Politik, die vor den Kopf stößt, muss scheitern. Franciones Angriffe haben in manchen Kreisen sehr viel Unfrieden in der Tierschutzszene gestiftet, und das völlig unnötig.

Nick Cooney gebührt das Verdienst, Daten und Fakten zusammengetragen zu haben, die die Arbeit im Rahmen von Tierschutzkampagnen als effektiv und zielorientiert bestätigt und Franciones „mad abolitionism“ als realitätsfremd entlarvt. In seinem Buch „Change of Heart“ führt er eine Reihe von soziologischen und psychologischen Studien an, die bestätigen, dass kleine Reformschritte rascher zur Änderung und letztlichen Beseitigung einer ausbeuterischen Praxis in der Gesellschaft führen, als apodiktische Forderungen zur sofortigen Totalabschaffung. Mit seinem „Foot-in-the-door“ Prinzip konnte er zeigen, dass eine Person, die keinen großen aber einen kleinen Schritt zu gehen bereit ist, bald danach mit höherer Wahrscheinlichkeit den größeren angehen wird. Ein starker Beleg für Reformschritte und gegen die These des Einzementierens von Ausbeutungsformen durch Reformen, die sie humaner und damit ethisch verträglich erscheinen lassen könnten.

In seinem Wiener Vortrag präsentierte Cooney auch Zahlen von der Entwicklung des Eikonsums in Europa. Er konnte zeigen, dass sich in jenen Ländern, die aus ethischen Gründen auf Basis innerstaatlicher Tierschutzkampagnen ein Legebatterieverbot eingeführt haben, der Verbrauch von Eiern seitdem deutlich geringer entwickelt, als in jenen Ländern, in denen nur via EU-Richtlinie ein Verbot der konventionellen Legebatterien von außen aufoktroyiert wurde. Das belegt, dass ethische Reformen im Umgang mit Tieren den Respekt gegenüber den Tieren generell erhöhen, die Gesellschaft tierfreundlicher machen und damit den Weg eröffnen, noch mehr Reformen und noch höhere Tierschutzstandards zu erreichen und gleichzeitig mehr Menschen dazu zu bringen, die Tierausbeutung gänzlich einzustellen.

Zu Nick Cooneys Vortrag in Wien: https://vgt.at/presse/news/2013/news20130923mh_2.php
Eine Videoaufzeichnung des Vortrags: http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=OMxu-J47in0

Österreich ist ein Land, in dem es in den letzten 15 Jahren viele knallharte Reformkampagnen im Tierschutz gegeben hat, die auch erfolgreich waren. Hierzulande wurden viele Fortschritte erkämpft, wie ein Verbot von Pelzfarmen, von Wildtierzirkussen, von Kaninchenkäfighaltung, von Tierversuchen an Menschenaffen und von Kastenständen. Und in Österreich gibt es mit 9% VegetarierInnen möglicherweise den höchsten Anteil in allen westlichen Nationen. Reformen scheinen also nicht nur die Abschaffung nicht auszuschließen, sondern, im Gegenteil, den Boden dafür zu ebnen.

12 Gedanken zu “Nick Cooneys Fakten gegen den „mad abolitionism“ von Gary Francione

  1. @yhertda:
    Genau darauf zielte meine Kritik ab. Für mich ist entscheidend, dass sich jemand gegen Intensivtiermast und Tierversuche ausspricht – und das hat Singer eindeutig und mit sehr klarer Sprache und, wie ich finde, guten Argumenten getan. Da überzeugt(e) er mich seitenweise (und über die Kritik an ihm würde ich mich liebend gerne mit ihm unterhalten).

    Außerdem hat er der Schilderung realen Tierleids großen Raum eingeräumt. Ich sehe hier viel Empathie, die vielen Menschen leider völlig abgeht. Und um ein Buch von ihm zu erwähnen, das „Verteidigt die Tiere“ heißt: Er selber ist dieser Aufforderung mit eigenen konkreten Aktivitäten zur Verminderung von Tierleid schon vor 30 Jahren nachgekommen (etwa durch die Zusammenarbeit mit Henry Spira).

    Gleiches Thema, andere Person:
    Mir sind Argumente von Medizinern nicht gerade die liebsten, die sagen, dass der Kampf gegen Tierversuche keine tierschützerischen Motive hat, sondern allein aus wissenschaftlichen Gründen geführt werden muss, wie es zum Beispiel Pietro Croce getan hat. Trotzdem hat Croce zig Argumente im Sack, die sehr stark sind, das ist für mich ausschlaggebend. DAFÜR schätze ich ihn. Ich suche nicht krampfhaft in seinen schwachen Argumenten nach etwas, das ich gegen ihn verwenden kann.

    Noch ein Vergleich:
    Ich gebe zu, dass ich etwas enttäuscht war, als Robert Spaemann im Interview mit Richard David Precht gesagt hat, dass Weihnachten und ein schöner Braten für ihn zusammengehören und er das Töten von Tieren nicht generell ablehnt. Hat er deshalb nicht das Recht, Tierversuche zu kritisieren? Seinen in den 70er-Jahren Maßstäbe setzenden ethischen Überlegungen zu Tierversuchen (s. Wikipedia) wird auch weiterhin meine Bewunderung gehören – damit kann man jeden tierexperimentell tätigen Forscher in Verlegenheit bringen.

    @Iwp:
    Das gleiche gilt für Teutsch, den „tiermordenden Tierschutzethiker“. Hier kann ich Martin Balluch nur zustimmen: Es schmälert sein Werk und die Tiefe seiner „tierschutz“ethischen Überlegungen nicht, wenn er „nur“ Vegetarier war. Wenngleich ich zugebe, dass denen, in denen Werk und Handlung eins waren, meine größte Bewunderung gehört, etwa Magnus Schwantje.

    So wünschenswert (oder vielmehr fordernswert) eine vegane Gesellschaft auch ist – Ihre Argumente gleichen seltsamerweise denen, die ich von Tierexperimentatoren und anderen Tiernutzern höre, die einen sofort in der „100-Prozent-Lichtgestalt“-Ecke verorten wollen:

    „Was, Sie haben ein Ledermäppchen!? Wie, Sie sind nicht vegan!? Ermorden Sie keine Tiere, wenn Sie über eine Wiese gehen? Die Wurmkur bei Ihrem Hund ist doch auch Massenmord! Haben Sie schon mal die toten Fliegen auf Ihrer Windschutzscheibe gezählt? Was ist mit den Bakterien, die Sie verdauen? Die töten Sie doch auch.“

    Wohl wissend, dass noch nicht einmal der Jainismus so rein ist, haben sie sich die nächste Bemerkung schon zurechtgelegt: „Also, seien Sie lieber still und lassen Sie mich in Ruhe an Mäusen forschen!“

    Diese Kindergarten-Ethik habe ich mir nicht ausgedacht. Die kommt gestandenen Akademikern über die Lippen. Reflexartig. Jeden Tag.

    „Der Kampf um die Rechte der Tiere ist ein neues Phänomen, er bezeichnet die Ausdehnung unserer moralischen Einstellung über die Grenzen unserer eigenen Spezies hinweg und stellt dadurch einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der menschlichen Ethik dar.“

    Peter Singer

  2. @lwp:

    Was mich verblüfft: Seiten wie Maqi tun so, als gingen alle, die für rumänische Straßenhunde auf die Straße gehen, nachher nachhause zu ihrer Schweinswurst.

    Woher weiß er das? Etwa weil er selbst nicht auf die Straße geht?

    Viele von denen, die zB morgen dort sind, protestieren nicht nur gegen die Tötung der Hunde. Sondern ebenso oft gegen Ausbeutung aller Tiere – auch Schweine, Kühe und Hühner.

    Nur frage ich mich: für welches Tier geht Maqi auf die Straße? für wen sammelt er Spenden und Umterschriften?

    Und welche Form des Protests erfüllt seine hehren Kriterien? gibt es die? oder bleibt er lieber gleich ganz am PC und schreibt gegen “Tierschützer” an? das wüßte ich gerne.

  3. @lwp: Ich persönlich meine, dass Herr Teutsch mehr zum Schutz von Tieren vor Misshandlung und Mord beigetragen hat, als alle VeganerInnen, die sich nicht auch politisch für Tiere engagieren oder engagiert haben. Teutsch wurde 1918 geboren und war nicht nur für seine Generation ein im Tierschutz sehr beeindruckend aktiver und idealistischer Mann mit großem Weitblick. Ob er vegan war entzieht sich meiner Kenntnis, schmälert seine Bedeutung aber in keinem Fall.

  4. @ lwp:
    Das Posting unter dem User_innennamen “jantiff” ist ganz sicher nicht von Gotthard Teutsch – dieser ist nämlich vor einigen Jahren verstorben, in sehr hohem Alter übrigens. Weiß nicht, ob er vegan war, vegetarisch schon und glaublich zumindest vegan-positiv. 🙂

  5. Seit Jahrtausenden werden Tiere gefangen gehalten und getötet. Es ist naiv zu glauben, das könne man mit einem Federstrich in absehbarer Zeit total beenden. Was Menschen mit den Tieren machen, machen sie auch mit den Menschen – wenn man sie lässt. Auch die Sklaverei wurde nicht wirklich abgeschafft, sie wurde nur illegal. Betrieben wird sie noch immer. Wenn Menschen anderen Menschen etwas tun wollen, “entmenschlichen” sie diese. Man stellt Distanz her und schaltet Mitgefühl so aus. bei Tieren geht das natürlich noch leichter. “Es ist ja nur ein Tier!”, sagt man. In Wahrheit geht es darum, dass hilflose Menschen und Tiere Opfer sind und Opfer werden verachtet, weil sie schwach erscheinen. Gerade feige Menschen fühlen sich stark, wenn ihnen jemand hilfos ausgeliefert ist. Für sie ist das ein Erfolgserlebnis. Erfolgserlebnisse wollen wiederholt werden. Tiere sind den Menschen hilfos ausgeliefert, also scheinbar “willige” Opfer. Ich glaube, wenn man den Tieren eine Stimme gibt, wenn man zeigt dass sie sozusagen “starke Verbündete” haben, kann man sie am Ehesten aus der Opferrolle befreien. Das bedeutet auch, dass man jedem einzelnen Tier hilft, dem man helfen kann. Die meisten Menschen denken ja leider nicht, sondern sie handeln instinktiv. Solange Tiere als Opfer gesehen werden, wird man über sie “herrschen” wollen und sie ausbeuten.

  6. @ Prof. Dr. phil. Gotthard M. Teutsch

    Lebt Wolfgang Apel oder Peter Singer vegan? Nein. Sind Versuchstiere mehr wert als jene, die diese Herren in Form von “Lebensmitteln” oder für sonstige völlig unnötige Zwecke missbrauchen? Leben Sie vegan, Herr Teutsch? Oder zählen’S auch zu all den moralisch Schizophrenen, die nme. Tiere gleichzeitig konsumieren UND *schützen* wollen?

  7. “Dass er als Mitbegründer der modernen Tierrechtsbewegung immer noch 99,9 Prozent aller Tierversuche ablehnt und voll hinter seinen hervorragend geschriebenen Tierrechtsbüchern steht, wird nicht mehr wahrgenommen. ”

    Wie denn auch? Singer hat kein _einziges_ Tierrechtsbuch geschrieben. Als (Präferenz-)Utilitarist kann er Tier_rechte_ auch gar nicht vertreten.

    “Why is it surprising that I have little to say about the nature of rights? It would only be surprising to one who assumes that my case for animal liberation is based upon rights and, in particular, upon the idea of extending rights to animals. But this is not my position at all. I have little to say about rights because rights are not important to my argument. My argument is based on the principle of equality, which I do have quite a lot to say about. My basic moral position (as my emphasis on pleasure and pain and my quoting Bentham might have led Fox to suspect) is utilitarian. I make very little use of the word ‘rights’ in Animal Liberation, and I could easily have dispensed with it altogether. I think that the only right I ever attribute to animals is the “right” to equal consideration of interests, and anything that is expressed by talking of such a right could equally well be expressed by the assertion that animals’ interests ought to be given equal consideration with the like interests of humans.”

    Peter Singer, “The Fable of the Fox and the Unliberated Animals”, Ethics 88 [January 1978]: 119-25, at 122.

  8. Als ich mich vor Jahren in Hamburg auf einer Veranstaltung gegen Tierversuche an einem Stand von Tierrechtlern nach einem anderen Stand erkundigte, bekam ich die Antwort, das wäre „irgendwo dahinten bei den Tierschützern“. Wobei das das Wort „Tierschützer“ so herablassend-verächtlich betont wurde, dass mir klar werden sollte, mit solchen Gruppierungen gebe man sich normalerweise gar nicht ab. Ich kenne Tierversuchsgegner, bei denen der Name Peter Singer unaussprechbar geworden ist, weil er in einem Radio-Interview einen Affenversuch gerechtfertigt hat. So, als wäre er jetzt selber ein Tierexperimentator. Dass er als Mitbegründer der modernen Tierrechtsbewegung immer noch 99,9 Prozent aller Tierversuche ablehnt und voll hinter seinen hervorragend geschriebenen Tierrechtsbüchern steht, wird nicht mehr wahrgenommen.

    Von einem hier im Norden bekannten Tierrechtler, der sich ausgerechnet Vegetarier resp. Tierschützer für seine verbalen Attacken aussucht, also alle, die nicht 100-prozentig auf seiner Linie sind, will ich gar nicht erst reden. Das scheint mir mehr eine Ego-Kiste zu sein. Für erstaunlich viele, die sich für Tierrechte einsetzen, sind Organisationen wie Peta oder der Deutsche Tierschutzbund unter aller Kanone, die Demo von Tierrechtlern gegen Ex-Präsi Wolfgang Apel während seiner Rede auf einer Anti-Tierversuchs-Demo ist mir noch in lebhafter Erinnerung. Dabei engagiert sich dieser Mann seit 30 Jahren selber unermüdlich in Wort und Tat gegen Tierversuche, und das tun 99,9 Prozent aller Menschen nicht.

    Ja, die überwältigende Mehrheit der Deutschen hat sogar wieder einer Partei das Vertrauen ausgesprochen, die millionenfache Tierquälerei nicht nur massiv fördert, sondern auch deren dramatische Zunahme. Eine Partei, die jede Verbesserung im Tierschutz konsequent ablehnt bzw. erkämpfte Verbesserungen (s. Barbara Rütting) sogar wieder rückgängig macht. Die Botschaft an diese Partei lautet: Macht weiter so! Trotz Safran-Foer, trotz Duve, trotz Tausender kritischer Berichte über den Massentierhaltungswahn und das damit verbundene Tierleid, trotz der unermüdlichen Öffentlichkeitsarbeit Dutzender Organisationen im Tierschutz bzw. Tierrecht.

    Nicht die Tatsache, dass Menschen, sich für Tiere einsetzen, unterschiedliche Wege bzw. Ansätze verfolgen, und dies mit unterschiedlicher Intensität, ist das Problem. Nein, die bewusste oder unbewusste Ignoranz der breiten Masse gegenüber dem von ihr mitverursachten Tierleid ist das Problem. Die meisten Menschen können das Wort Speziesismus gar nicht aussprechen, geschweige denn richtig schreiben, haben noch nie eine Tierschutz-Seite im Web besucht.

    Das Sich-Abgrenzen der 100-prozentigen Tierrechtler von den 80-prozentigen oder den 50-prozentigen Tierschützern ist für mich vor diesem Hintergrund so unwichtig wie destruktiv . Ich stelle mir vor, ich würde auf einer Anti-Atomkraft-Demo in einer Menschenkette meinen Nachbarn auffordern, er soll sofort meine Hand loslassen, weil er zugegeben hat, dass er keinen Ökostrom bezieht.

    „Der praktische Tierschützer muss immer wieder auf Kompromisse eingehen, weil der Alles-oder-Nichts-Grundsatz besonders im Tierschutz immer nur zum ,Nichts‘ und niemals zum ,Alles‘ führt.“

    Prof. Dr. phil. Gotthard M. Teutsch,
    Soziologe und Tierschutzethiker,
    Pädagogische Hochschule, Karlsruhe

  9. Franciones Theorien in Bezug auf die Sichtweise der Spezie “nicht menschliches Tier” erachte ich zwar als richtig, das impliziert aber noch lange nicht, dass die Arbeit von Tierschutzorganisationen – selbst für dieses hohe Ziel – kontraproduktiv oder sinnlos sei. Auch, wenn die Gesellschaft Tiere nach wie vor als Ware sieht, macht es nicht nur für die einzelne Kreatur sehr wohl einen Unterschied, ob sie gequält werden darf oder nicht (wie kann man das als unwichtig kategorisieren!?!), es ändert genau so ein Unterschied auch den prinzipiellen Umgang mit der Kreatur Tier und ebnet den Weg für weitere Reformen. Wenn Francione diesen wichtigen Punkt ignoriert, dann verhält ER sich ignorant und tierverachtend und verhindert damit genau das, was er eigentlich erreichen will: dass wir den Weg in eine verantwortliche Gesellschaft gehen. Ideale sind das Ziel, aber niemals der Weg. Alle Reformen, die nicht auch ein Umdenken in der Gesellschaft bewirken, sind nur Kosmetik, die bei erstbester Gelegenheit wieder weggewischt wird – von den Lobbyisten und mit stillschweigender Duldung der “Gesellschaft”. Da nützen Ideale, die mit erhobenem Zeigefinger durch die Gegend getragen werden, herzlich wenig.

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