Der 52. Prozesstag ist vorbei und wir haben wieder eine Prozesspause, in der das Gericht zumindest einige der über 40 ausstehenden Verhandlungsprotokolle nachliefern will. Doch die Ermittlungen gegen den Tierschutz machen keine Pause, so scheints. Der letzte SOKO-Bericht, der mir bekannt ist, stammt vom 2. September 2010. Aber es kommen ja laufend neue „Ordnungsnummern“ in die Gerichtsakten dazu und in die letzten dieser neuen Aktenteile hatten wir noch keine Einsicht. Und dann erreichte uns mitten im Prozess eine weitere Hiobsbotschaft: in den frühen Morgenstunden des 28. September hat es schon wieder Hausdurchsuchungen gegeben. Das Büro des Tierschutzvereins RespekTiere in Salzburg und die Privatwohnung der beiden Obleute sowie die Wohnung der Familie eines Tierschützers in Passau wurden durchsucht.
RespekTiere ist der SOKO bereits seit dem Jahr 2007 ins Visier geraten. Aus den uns zur Verfügung stehenden Akten ist zu entnehmen, dass man diesen Verein und seine AktivistInnen verdächtigt hatte, Mitglieder derselben angeblichen kriminellen Organisation zu sein, wie die Angeklagten. Am 21. Mai 2008, am Tag der 23 Hausdurchsuchungen österreichweit, waren bereits das RespekTiere-Büro und die Privatwohnung der Obleute betroffen. Es dauerte Jahre bis der Verein seine Datenbank, das Foto- und Videoarchiv sowie die Mitgliederdateien zurück bekam, um wieder funktionieren zu können. Die SOKO fand dabei Filmmaterial aus Pelzfarmen in anderen Ländern und behauptete auch, RespekTiere habe Füchse aus einer tschechischen Pelzfarm und Hühner aus einer österreichischen Tierfabrik befreit. In den Abschlussberichten der SOKO, die sich im Gerichtsakt befinden, wird dem Staatsanwalt nahegelegt, den Obmann von RespekTiere anzuklagen. Doch dieser stellte das Verfahren ein. Der Obmann unterschrieb daraufhin eine Selbstanzeige nach §278a aus Protest gegen die Anklage gegen die 13 TierschützerInnen, aber auch diese Selbstanzeige wurde von der Wiener Staatsanwaltschaft niedergelegt.
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