17. November 2024

Uni Mailand: 200 Mäuse und 1 Kaninchen am hellichten Tag aus Tierversuchslabor geholt

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Gentechnisch veränderte Mäuse im Psychiatrielabor, um ein Krankheitsmodell für Autismus zu liefern

Manchmal werden Träume wahr. Wie oft denkt man, denke ich, an die Versuchstiere in den Labors, wie hoffnungslos ihr Schicksal, wie unerreichbar ihre Freiheit. Am 28. April 2003 holten wir 16 Ratten aus den Versuchslabors des Krebsforschungszentrums in der Borschkegasse in Wien. Die 16 Nager waren zum Glück gleich am Anfang der Aktion abgehauen, zu dritt blieben wir Menschen zurück, blockierten den Eingang zum Labor von innen und wurden dann festgenommen und eingesperrt. Immerhin konnten wir alle Prozesse letztlich gewinnen, bis die Sache als Aktion einer kriminellen Organisation im Rahmen der Tierschutzcausa wieder aufgerollt wurde.

8665494692_5c8818c744Weitaus erfolgreicher waren nun 5 TierschützerInnen an der Uni von Mailand. Am Freitag dem 19. April 2013 ließen sie sich unbemerkt in den Klos der Labors für das Wochenende einsperren. Am 20. April 2013 zu Mittag gingen sie in den 4. Stock, wobei sie dafür eine Türe aufbrechen mussten, weil dort die psychiatrische Abteilung zu finden ist. Etwa 800 Nagetiere und Kaninchen werden dort gentechnisch manipuliert, um Krankheiten wie Autismus und Schizophrenie zu simulieren. Die TierschützerInnen fotografierten zunächst alle verfügbaren Forschungsberichte und sandten die Bilder per Internet an die Tierschutzorganisation „Fermare Green Hill“, eine Kampagnengruppe, die sich die Schließung der Versuchstierzuchtanstalt „Green Hill“ zum Ziel gesetzt hat. Dann vertauschten bzw. zerstörten sie die Käfigkarten, auf denen zu finden ist, welches Tier auf welche Weise gezüchtet wurde oder welches manipulierte Genom trägt. Dadurch wurde, nach Angaben der ForscherInnen selbst, die das in den renommierten Fachzeitschriften wie Nature und Science veröffentlichten, die Entwicklung dieser Krankheitsmodelle für Menschen der letzten Jahre unbrauchbar gemacht.

5 TierschützerInnen hängten sich mit Bügelschlössern am Hals an die Eingangstore, um ein Eindringen der polizei zu verhindern
5 TierschützerInnen hängten sich mit Bügelschlössern am Hals an die Eingangstore, um ein Eindringen der polizei zu verhindern

Als Personal der Uni die Anwesenheit der 5 TierschützerInnen auffiel, hängten sie sich mit Fahrradschlössern an die Eingangstüren, sodass man diese von außen nicht mehr öffnen konnte. Gleichzeitig fand ein Demozug gegen Tierversuche zu diesem Forschungslabor statt, der noch gar nichts von der Besetzung wusste. So ergab sich die Situation, dass mehr als 300 Personen vor den Toren des Tierversuchslabors protestierten, während gleichzeitig aus den Fenstern im 4. Stock ein Transparent gegen Tierversuche hing und eine Person per Megaphon über die Grausamkeit von Tierversuchen sprach. Nicht ganz unähnlich der Situation damals 2003 in Wien.

8665962834_debe0fae9aDie Besetzung dauerte insgesamt 12 Stunden bis um 21 Uhr Nacht. Die BesetzerInnen forderten den freien Abzug mit allen 800 Versuchstieren. Schließlich einigte man sich mit der Polizei und der Uni-Leitung darauf, dass die BesetzerInnen abziehen konnten und dabei so viele Versuchstiere mitnehmen durften, wie sie zu fünft tragen konnten. So kamen 200 Mäuse und 1 Kaninchen frei! Die Uni Mailand kündigte an, eine massive Klage wegen Schadensersatz gegen die 5 BesetzerInnen einzubringen. Ein Video der Aktion findet sich hier: http://www.youtube.com/watch?v=YTrjsHVVjKc&feature=youtu.be

In Italien scheint die Kampagnenarbeit gegen Tierversuche momentan weltweit am erfolgreichsten. Ebenfalls aus Italien stammt die Initiative, mit 1 Million Unterschriften für ein EU-Volksbegehren ein Ende aller Tierversuche in Europa zu erreichen. Die Kampagnenwebseite, auf der man unter Angabe der EU-Passnummer unterschreiben kann, findet sich hier:
http://www.stopvivisection.eu/de

Eine der 200 Mäuse nach der Befreiung
Eine der 200 Mäuse nach der Befreiung

Bisher haben 237.667 EU-BürgerInnen unterschrieben, davon die große Mehrheit aus Italien. Österreichische Unterschriften – meine inkludiert – gibt es erst magere 400. Der zu unterschreibende Text lautet:  Auf der Grundlage erheblicher ethischer Einwände und eindeutiger wissenschaftlicher Nachweise für die fehlende Gültigkeit des “Tiermodells” zur Vorhersage der Reaktion beim Menschen drängen wir die Europäischen Kommission, die Richtlinie 2010/63/EU zum Schutz der für wissenschaftliche Zwecke verwendeten Tiere außer Kraft zu setzen und einen neuen Vorschlag zu unterbreiten, der auf der Abschaffung der Tierversuche beruht und stattdessen – in der biomedizinischen und toxikologischen Forschung – verbindlich den Einsatz von Daten vorschreibt, die direkte Relevanz für den Menschen haben.

Sollten bis 1. November 2013 eine Million Unterschriften zusammenkommen, dann ist die EU-Kommission verpflichtet, diesen Vorschlag zu prüfen.

3 Gedanken zu “Uni Mailand: 200 Mäuse und 1 Kaninchen am hellichten Tag aus Tierversuchslabor geholt

  1. Menschen, die trotz der möglich drohenden Konsequenzen (Polizeigewalt, Schadenersatzzahlungen, Gefängnis? etc.) solche selbstlosen Aktionen setzen, verdienen den größten Respekt. Italien ist für mich diesbezüglich ein Land großer Gegensätze, die Gleichgültigkeit gegenüber Tieren scheint jedoch beträchtlich ins Wanken geraten zu sein. Die traditionell tief verankerte Streik- und Protestkultur ist für solche Aktionen durchaus kein Nachteil. Dass die Behörden alles so gewaltfrei über die Bühne gehen ließen, ist nach Genua 2001 kaum zu glauben.

    Allerdings ist zu befürchten, dass sämtliche Versuche nun, mit neuen Opfern, wieder von vorne beginnen werden …

  2. ICH bin schon lange der Überzeugung das Tierversuche nichts bringen und total unnötig sind. Sie bringen nur unendliches Leid über die Tiere.

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