5. November 2024

Wenn Hunde Menschen helfen

Nachdem wir letzten Samstag eine Treibjagdgesellschaft beim illegalen Aussetzen von Zuchtfasanen überrascht hatten, blieb meinem Hundefreund Kuksi und mir nur der Sonntag für eine lange Wanderung durch die herbstliche Bergwelt. Die Wahl fiel auf ein verstecktes Waldgebiet im Hochschwab, in dem wir bisher noch nie gewesen waren. Wir sind ja ständig auf der Suche nach wilden, möglichst unberührten Wäldern, abseits von Forststraßen und Fichtenmonokulturen. Und immer wieder werden wir fündig. So auch diesmal.

Zugegeben, dieser Wald ist winzig klein, zwischen zwei Felswänden eingeklemmt, auf einem engen Grat. Aber wie wunderschön hier die Bäume sind, lauter alte Buchen, dazwischen Tannen und sicher mehr als 400 Jahre alte Lärchen, Fichten und Föhren. Solche Stellen sind die Kleinode abseits markierter Wege mit keiner Spur von Menschen. Dorthin ziehen wir uns zurück, wenn wir uns wieder von der menschlichen Gesellschaft erdrückt fühlen.

So auch diesmal. Viele Stunden wandern wir bergauf und bergab, vergessen die Zeit. Bald schon wird es dunkel, aber wir sind immer noch hoch oben über dem Talgrund. Zwar habe ich eine Taschenlampe mit, aber wie soll man sich da zurechtfinden, in diesem steilen Urwald, zwischen lauter Felstürmen und Schluchten?

Da kommt uns Kuksis Nase zu Hilfe. Vor 8 Stunden sind wir hier herauf gegangen, an ihm liegt es jetzt, diese Spur wieder zu finden und uns sicher nach unten zu bringen. Ich muss ihn nicht zweimal fragen. Es ist faszinierend zu sehen, wie er sorgfältig mit der Nase auf dem Boden sucht, ab und zu in die falsche Richtung schnüffelt und umkehren muss, aber ohne merkbare Schwierigkeiten stetig weiter bergab steigt. Beruhigend, im Kegel meiner Stirnlampe seine Augen in der Dunkelheit unter mir leuchten zu sehen. Da muss es also weitergehen, auch wenn es viel zu steil wirkt und scheinbar ins Nichts führt. Tatsächlich, nur 2 Stunden später stehen wir vor unserem Auto.

In der Zeitung „Heute“ vom Montag dem 17. November 2014 ist auf Seite 12 ein Bericht von einem Bergunfall im Tiroler Lermoos in den Lechtaler Alpen zu lesen. Ein 70 jähriger Wanderer war beim Abstieg im Dunkeln 30 m in die Tiefe gestürzt und schwer verletzt liegen geblieben. Sein Hund suchte daraufhin andere Wanderer, fand einen und brachte ihn zur Unglücksstelle. Der Verletzte konnte so noch in der Nacht geborgen werden und überlebte schließlich. Dank seines Hundes. Eine bemerkenswerte Rettungsaktion.

Was wäre gewesen, wenn ich letzten Sonntag über eine der zahlreichen Felsstufen im Dunkeln abgestürzt wäre? Würde Kuksi wirklich bis ins Tal absteigen und Hilfe holen? Bei uns wäre das viel schwieriger gewesen, da ja dort weit und breit niemand anderer wandert. Doch zum Glück musste ich mir darüber keine Gedanken machen, hatte ich doch den besten Bergführer, den ich mir nur wünschen konnte, der mir den sicheren Weg durch das Felswirrwarr zeigte und mich wohlbehalten ins Tal brachte.

Ich werde mich daran erinnern, wenn wir das nächste Mal in der Stadt unterwegs sind und Kuksi in allem und jedem von mir abhängig scheint. In Wahrheit ist er mir – und sind uns Menschen die Hunde – in vieler Hinsicht überlegen. Wir können sehr dankbar dafür sein, sie zu Freunden zu haben.

3 Gedanken zu “Wenn Hunde Menschen helfen

  1. Hunde helfen ja in vielerlei Hinsicht Menschen. Leider sehen viele Menschen Hunde aber nur als Spielzeug, oder als Mittel die eigenen Aggressionen abzubauen. Eine tragische Geschichte liest man hier: http://www.krone.at/Oesterreich/Blutige_Hundekaempfe_in_Wiener_Auslaufzone-Anrainer_verzweifelt-Story-428226

    Obwohl anscheinend jeder weiß dass in einem bestimmten Hundepark Hundekämpfe abgehalten werden, kommt die Polizei immer “zu spät” wenn sie gerufen wird. Wäre das nicht eine Sache für engagierte und mutige Tierschützer?

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