29. März 2024

Wie zerbrechlich und hilflos ein kleines Kind ist!

Ich halte eine exakte Nachbildung der Venus von Willendorf in der Hand. Die realistische Darstellung einer wohlbeleibten Frau. Demjenigen Menschen, der diese Figur geschaffen hat, war jedes Detail wichtig. Selbst die Schamlippen sind sorgfältig ausgeführt, und das bei kaum 10 cm Körpergröße. Ein bemerkenswerter Blick in die Gefühlswelt unserer Vorfahren vor 30.000 Jahren.

Damals war hier eine Tundra. Kein Baum weit und breit, bestenfalls eine dünne Birke hie und da in geschützten Niederungen. Ab dem Wienerwald begann die vergletscherte Welt der Alpen. In dieser Tundra lebten große Tiere, wie die Mammuts und die Wollnashörner, aber auch der Höhlenbär, der Säbelzahntiger und der Höhlenlöwe, letzterer immerhin mit 1,5 m Schulterhöhe! Die Tundra bietet keine Verstecke. Der Blick streift weit über die Landschaft. Eine Gruppe Jäger_innen und Sammler_innen kann hier nicht sehr groß gewesen sein, war das Nahrungsangebot doch beschränkt. Wie entkamen sie dann aber diesen Großcarnivoren?

Eine schwangere Frau, speziell im Endstadium, ist ziemlich hilflos. Kann kaum mehr etwas Schweres heben, jedenfalls nicht davon laufen und schon gar nicht kämpfen. Bei einer Gruppengröße von 15 Personen werden einige ältere Menschen gewesen sein, einige kleine Kinder und ein Gutteil der weiblichen Erwachsenen schwanger. Wie haben die in dieser Wildnis überlebt?

Dazu kommt die unfassbare Hilflosigkeit neugeborener Kinder. Ich halte dieses Wesen in den Händen. Kaum, dass es über meine beiden Handflächen hinaus reicht. Wenn ich es ablege, kann es nur liegen bleiben. Genau so, wie ich es abgelegt habe. Das Kind hat im Wesentlichen zwei Ausdrucksmöglichkeiten: süß dreinschauen und weinen. Selbst die Fliege auf der Nase kann es nicht selbst vertreiben. Und das monatelang!

Es ist für mich ein kaum vorstellbares Rätsel, wie über die Jahrhunderttausende derart hilflose Kinder überleben konnten, bis sie sich selbst zu helfen in der Lage waren. Die Kinder brauchen unseren Schutz. Unseren ständigen Schutz und unsere Aufmerksamkeit. Tag und Nacht.

Eine weise Eule hat mir gesagt, dass sich mit einem Kind das Leben verändert. Rational, emotional und spirituell erschließen sich neue Dimensionen. In der Tat! Das beginnt mit der unheimlichen Hilflosigkeit und Abhängigkeit dieses kleinen handvoll Lebens, für das man nun Verantwortung trägt. Volle Verantwortung.

Wie das wohl damals in der Tundra war, als der/die mysteriöse Künstler_in die Venus von Willendorf schuf?

2 Gedanken zu “Wie zerbrechlich und hilflos ein kleines Kind ist!

  1. Herzlichen Glückwunsch 🙂 Und deine weise Eule hat so recht. Ich glaube wirst mehr über dich lernen als du dir vorstellen kannst, mir ging es jedefalls so. Aber erstmal eine schöne Kuschel- und Kennenlernzeit euch! Genießt die, denn auch wenn man es erst kaum glauben kann, die kleinen hilflosen Babys wachsen sooo schnell! Meiner ist jetzt schon drei. Und ich kann dir Mut machen, der ist mit zwei schon den ersten Berg hoch gerannt. Trage? Fehlanzeige, er hat ja selber Füße, wie er sagte 😉 Wünsche euch ganz viel Freude und genügend Schlaf!

  2. Herzlichen Glück-Wunsch zum wichtigsten Ereignis und Geschenk, das man im Leben bekommen kann!
    Euerm kleinen Sprößling wünsche ich, dass “er” sich bei den uralten Wurzeln der Natur so zu Hause fühlen wird wie in seiner modernen Gesellschaft, für deren Verbesserung seine Eltern sich so stark eingesetzt haben.

    “Wir sind so winzig, dabei fühlen wir uns so groß.”, hat heute eine Schülerin der neunten Klasse in unser Ethikbuch geschrieben. Ob in der Tundra früher oder in der Welt heute, die Winzigen brauchen die etwas Größeren, um zu leben; seit langer Zeit und für lange Zeit.
    Dabei wünsche ich Euch alles Gute!
    Liebe Grüße, Sabri

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