19. Dezember 2024

Laut FPÖ und Jungbauernschaft lieben Schweine Vollspaltenböden!

Die oö Jungbauernschaft behauptet in einer Aussendung “95 % der Schweine bevorzugen den Vollspaltenboden”. Der “Tierschutzsprecher” der FPÖ sieht das ähnlich. Bei den Blauen meint man zu erkennen, dass Betonböden mit scharfkantigen Spalten, die mit Kot verklebt sind, bei den Schweinen beliebter seien, als Stroh. Natürlich, ich weiß, das ist ja nur Zynismus. Der Zynismus der Mächtigen, die sich über die von ihnen bis zum Massensterben ausgebeuteten Wesen belustigen. Aber da reden ja wieder die, die uns im Tierschutz immer als zu emotional und realitätsfern bezeichnen. Die behaupten, wir seien zu keinem seriösen Gespräch bereit. Dabei ist es natürlich genau umgekehrt. Und das wissen sie genau.

Das Foto oben stammt aus der Dissertation von Stefanie Baumann an der Uni Hohenems in Agrartechnik mit dem Titel “Gummimatten für den Liege- und Laufbereich in der Gruppenhaltung von Sauen”. Es zeigt die Schweine, wie sie sich lieber im Gänsemarsch anstellen, anstatt den Raum zu nutzen, nur, damit sie auf einer Gummimatte statt auf einem Vollspaltenboden stehen können. Das Bild rechts findet sich in derselben Arbeit. Auf der rechten Seite ist das jeweilige Arrangement der Gummimatten zu sehen, auf der linken Seite – je dünkler desto höher – die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Schweine an den jeweiligen Stellen in den Buchten. Es ist klar zu erkennen: die Schweine stehen und liegen viel lieber auf Gummimatten als auf Beton-Vollspaltenböden.

In einem sogenannten “Review”-Artikel werden sehr viele Studien überblicksartig zusammengefasst. Ein solcher Review-Artikel von Frank Tuyttens aus dem Jahr 2005 vom landwirtschaftlichen Forschungszentrum in Merelbeke in Belgien beschäftigt sich mit der Frage, wie wichtig Schweinen und Rindern Stroh ist: “The importance of straw in pig and cattle welfare: A review”. In der Zusammenfassung schreibt der Autor über Schweine und Stroh:

Aha. Stroh ist also in jeder Hinsicht gut. Nur bei hohen Temperaturen, sagt der Autor, kann ihnen das Stroh zu warm werden. Dann könnte man die Schweine durch eine gute Ventilation oder durch die Bereitstellung einer Dusche kühlen. Und an diesem Ausnahmefall hängen Bauernschaft und FPÖ ihre Ablehnung von Stroh für Schweine auf! Dabei gibt es die einfachste aller Lösungen: den Teilspaltenboden. Dabei ist ein Teil der Bucht weich mit Stroh eingestreut, und ein anderer Teil weiterhin mit Spalten versehen, wo die Tiere essen und koten. Und dort können sie sich im Fall hoher Temperatur zur Not auch hinlegen.

Klar ist, dass harte Spaltenböden die Gelenke schädigen. Die Dissertation von Sabine Oberländer an der Vet Fakultät der Uni München fand das 2015 heraus. An 3 Schlachthöfe wurden insgesamt 948 Schweine nach der Schlachtung obduziert. Das Ergebnis: 92 % der Tiere hatten schmerzhafte Gelenksentzündungen:

  • 47,1 % hatten eine geringgradige Entzündung (< 3 cm Durchmesser)
  • 43,4 % hatten eine mittelgradige Entzündung (> 3 cm Durchmesser)
  • 1,7 % hatten blutige Geschwüre
  • und nur 8,2 % hatten gesunde Schleimbeutel in ihren Gelenken!

Also, liebe Bauernschaft und liebe FPÖ. Glaubt Ihr ernsthaft, dass Schweine schmerzhafte Gelenksentzündungen bevorzugen? Da gibts doch noch sicher einen unappetitlichen Witz über masochistische Schweine, hahaha.

Die Zeit von Witzen ist jetzt vorbei. Wir brauchen ein Vollspaltenverbot in der Schweinehaltung. Und wer sich dem entgegenstellt, hat in der Öffentlichkeit einiges zu erklären. Klar ist jedenfalls: so jemand hat ein Herz aus Stein.

Ein Gedanke zu “Laut FPÖ und Jungbauernschaft lieben Schweine Vollspaltenböden!

  1. Man kann sich sprichwörtlich auf Strohmann-Argumenten beziehen?
    .
    Aber Martin hat recht, das Leben der Schweine in Ö ist kein Witz. Schweine sind “echte Österreicher”. Schweine sind nicht nur hellhäutig (noch ein schlechter Witz) sondern sind in Österreich geboren und sterben in Österreich, für und wegen Österreich.
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    Wie Schweine leben sagt viel über uns aus. Dass Schweine in Österreich, wegen einer apathischen Elite, in ihrem eigenen Kot leben müssen, sagt wohl am meisten aus. Wir sind was wir essen.

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