28. März 2024

Katholische Studentenverbindungen – ein Netzwerk gegen Tierschutz?

Auf meiner Suche nach weiteren Quellen der politisch motivierten Verfolgung im Rahmen der Tierschutzcausa stieß ich auf das Buch „Die geheimen Drahtzieher“ von Hans Magenschab. Der Autor ist selbst aus einer der eng zusammenarbeitenden katholischen Studentenverbindungen CV bzw. ÖCV und MKV. Diese katholischen, Österreich patriotischen Studentenverbindungen im Umfeld der ÖVP bilden ein Gegengewicht zu den deutschnationalen Studentenverbindungen im Umfeld der FPÖ.

Magenschab schreibt, dass Mitglieder katholischer Studentenverbindungen völlig überproportional in der Politik, namentlich bei der ÖVP, und in der Raiffeisen Führungsetage vertreten sind. Das „who is who“ dieser Verbindungsriege lässt sich auf Wikipedia finden:

http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%96sterreichischer_Cartellverband#Prominente_Mitglieder

http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelsch%C3%BCler-Kartell-Verband#Bekannte_Mitglieder_von_MKV-Verbindungen

Auffallend ist, dass auch genau jener Staatsanwalt aus Wr. Neustadt, Wolfgang Handler, der seit Oktober 2006 bis heute die Tierschutzcausa mit extremer Besessenheit verfolgt, aus dem MKV stammt. Dass gerade er mit dem Fall betraut wurde, der an und für sich nichts mit Wr. Neustadt zu tun hatte, erklärte das Justizministerium auf eine parlamentarische Anfrage vor einigen Jahren hin durch ein „bürokratisches Versehen“.

Magenschab bringt diese hohe Präsenz von Mitgliedern katholischer Studentenverbindungen in der Politik und der Wirtschaft mit den 4 Grundprinzipien der Kartellverbände in Zusammenhang. Diese lauten nämlich Vaterlandsliebe, Katholizismus, ein Bekenntnis zur universitären Ausbildung und – hier das Wesentliche – die gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Die Kartellbrüder sind durch dieses Freundschaftsprinzip zu einer lebenslangen gegenseitigen Hilfestellung, wie die Freimaurer, verpflichtet. Der engere Kreis trifft sich sogar wöchentlich zu sogenannten Zirkeln und hält eine enge Verbindung. Abgesehen davon gilt untereinander auch das Du-Wort als verpflichtend. Es handelt sich also um ein politisches Netzwerk, das natürlich für eine Instrumentalisierung anfällig ist.

Der CV spielte auch im katholischen Austrofaschismus die tragende Rolle. Der erste Führer des Austrofaschismus, Engelbert Dollfuß, war sowohl aus dem Bauernbund als auch aus dem CV. 8 von 10 Mitgliedern seiner Regierung wurden aus dem CV rekrutiert. Sein Nachfolger als Führer der Vaterländischen Front, Kurt Schuschnigg, wurde dem Heimwehrführer Ernst Rüdiger Starhemberg vorgezogen, ausschließlich, weil er CVer war. Magenschab diagnostiziert, dass der ÖVP-Bauernbund seit Dollfuß ein Hort des CV wurde.

Die Verbindung zur ÖVP ist aber noch viel älter. Karl Lueger, der bekannte antisemitische Wiener Bürgermeister, war beim CV. Und Karl Lueger gründete die christlich-soziale Partei, die Vorgängerpartei der ÖVP. Er war es, der das katholische Bekenntnis zu einer politischen Ideologie entwickelte, alle Bundeskanzler der 1. Republik von 1919-1933 waren aus dem CV. Erst seit Lueger bildete sich die Gegnerschaft der katholischen und der deutschnationalen Burschenschaften aus, die noch vor 1900 zum ersten Toten bei Straßenkämpfen geführt hat.

Seit 1968 gibt es auch weibliche farbentragende Studentinnenverbände, in Österreich sollen es bereits mehr als 30 sein. Dazu gehören u.a. die ÖVP-Justizministerin Beatrix Karl und die ehemalige ÖVP-Tierschutzministerin Maria Rauch-Kallat, Ehefrau von Alfons Mennsdorff-Pouilly, und vehemente Tierschutzgegnerin. Sie hat den VGT und mich persönlich mehrmals zivilrechtlich aufgrund unserer Aktivitäten und unserer Kritik an ihr geklagt.

Spricht man mit CV-Mitgliedern, so wird einem aus erster Hand bestätigt, dass der CV nicht nur sehr mächtig ist, sondern dass er auch gegen einen politischen Gegner, wie z.B. Tierschutzorganisationen, in Stellung gebracht werden kann. Dafür sind politische Netzwerke schließlich da. Was sollte „lebenslange gegenseitige Hilfestellung“ sonst bedeuten? Wie gut, dass man dann auch gleich Kartellbrüder in der Staatsanwaltschaft sitzen hat!

6 Gedanken zu “Katholische Studentenverbindungen – ein Netzwerk gegen Tierschutz?

  1. Ich wundere mich schon lange, dass sich so manche Katholiken als christlich bezeichnen, und dass sich die ÖVP die Bezeichnungen Christlich soziale- und Volkspartei zugelegt hat. Da sie oft genug weder christlich, noch sozial, und schon gar keine Partei fürs Volk ist!

  2. Bei solchen Seilschaften erklärt sich der Kreuzzug gegen den Tierschutz nahezu von selbst. Die ÖVP-Mischpoche hat sich den Machtkuchen in Österreich ja wunderbar aufgeteilt, kein Wunder wenn dabei Demokratie und Rechtsstaat auf der Strecke bleiben. Führende Politiker und Politikerinnen werden nicht nach deren Qualifikation sondern nach deren Mitgliedschaft in der richtigen Verbindung in die jeweiligen Ämter gehoben. Diese Partei wird sich auch in Zukunft mit jedem/jeder ins Bett legen um sich diese Machtstrukturen erhalten zu können. Es ist nicht nur gruselig, sondern auch im höchsten Maße widerlich.

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