29. März 2024

Wir brauchen einen massiven Klimastreik

Ich bin momentan in Kinderbetreungskarenz. Ich habe eine Tochter, die gerade über 1 Jahr alt ist. Sie wird das Jahr 2100 vermutlich erleben. Und da fragt man sich ganz unwillkürlich als Vater, wie die Welt, die wir Älteren unseren Kindern hinterlassen, dann aussehen wird. Nicht sehr bewohnbar, sagt uns die Naturwissenschaft. Wir haben eine gewaltige Klimakrise verursacht, die das Leben auf der gesamten Erde bedroht. Es wird Zeit für einen massiven Klimastreik

Greta Thunberg ist gerade in Wien. Ihre Reden zu hören, ist wirklich beeindruckend. Wie ruhig sie auftritt, wie scheinbar gelassen sie spricht, und welche Wahrheit ihre Worte tragen! Die politischen Eliten verhalten sich verantwortungslos wie Kinder, erklärte sie am Wiener Heldenplatz in Richtung Ex-Kanzler Sebastian Kurz, deshalb müssen nun die Kinder, wie sie, sich verantwortungsvoll wie Erwachsene benehmen, und den Klimastreik ausrufen. Ich möchte, dass sie in Panik ausbrechen, sagte sie bei einer internationalen Konferenz an die Regierungsvertreter_innen gerichtet, alles andere würde der Situation nicht gerecht. Eine beeindruckende junge Dame. Sie und ihresgleichen sind meine große Hoffnung, dass sich doch noch etwas ändern lässt.

In London gab es eine tagelange Blockade der wichtigsten Straßenkreuzungen. Insgesamt 1500 Aktivist_innen wurden letztlich festgenommen, viele mehr haben sich beteiligt. Ich kann mir kaum noch eine Aktionsform vorstellen, die ich für zu radikal ansehen würde. Muss man sich wirklich brav an die Gesetze halten und zuschauen, wie die Welt der eigenen Tochter rücksichtslos vernichtet wird? Ab wann gilt das Notwehrrecht?

“The beginning of the end” titulierte New Scientist. Jede Woche stehen dort weitere Hiobsbotschaften. Sollten wir über 6° C Erwärmung erreichen, dann lösen sich die Wolken in der unteren Stratosphäre auf und die Temperatur springt noch einmal um 8° C in die Höhe. Das würden keine mehrzelligen Wesen mehr überleben.

Unterberger schreibt in der Presse, dass die Priorität von Wirtschaft ein Menschenrecht sei. Aber man fände nur etwas so Unnötiges wie Tierschutz als Staatsziel in der Verfassung. Das war das Credo der zum Glück endlich beendeten Regierung aus ÖVP und FPÖ: Wirtschaft vor allem, natürlich vor Tier- und Umweltschutz, aber sogar vor Maßnahmen gegen die Klimakrise. Gehen Kurz und Co. wirklich lieber zugrunde, bevor sie das Wirtschaftswachstum eindämmen? Wie kann man eine dritte Startbahn am Flughafen bauen, oder die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn auf 140 km/h erhöhen, wenn man sich die Klimadaten ansieht? Greta hat recht: es ist nicht zu begreifen, wieso die politisch Verantwortlichen nicht in Panik verfallen. Ist ihnen die Zukunft der Erde wirklich so egal?

Ich werde mit meiner kleinen Familie inklusive Hundefreund morgen am Klimastreik teilnehmen. Ich bin froh und dankbar, dass es Menschen gibt, die das organisieren. Sollten sich daraus viel radikalere Aktionen entwickeln, bin ich dabei. Die Zeit des Redens ist vorüber. Jetzt müssen wir handeln – oder untergehen.

Ein Gedanke zu “Wir brauchen einen massiven Klimastreik

  1. Ich habe zwei Kinder mit fünf und sieben Jahren und erlebe Klimawandel und die gesellschaftliche und politische Entwicklung teils staunend, teils entsetzt, teils betroffen, oft ratlos. Ich war bei der einen oder anderen Demo dabei, kaufe öfter mal Bio, verzichte nicht ganz, aber zunehmend auf Fleisch – und doch ist alles zu wenig.
    Trotzdem – wir bleiben dran und geben die Hoffnung nicht auf :). Nicht wahr. Was soll man auch sonst tun.
    https://beatekalmbach.home.blog/2019/10/09/luxusprobleme-ii/

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