22. Dezember 2024

Die Jägerschaft setzt Rebhühner mit abgezwickten Schnäbeln aus!

Klaus Hackländer ist Leiter des Instituts für Wildbiologie und Jagdwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien. Ich habe ihn immer wieder bei Jägertagungen die Hauptvorträge halten gesehen, er ist also in die Jagd gut integriert. Derselbe Herr Hackländer war Gutachter der Anklage im Tierschutzprozess. Damals sagte er ohne zu zögern, dass es Tierquälerei sei, in der Wildnis voll lebensfähige Nerze aus Käfigen einer Pelzfarm im Waldviertel in die Natur auszulassen, wie das TierschützerInnen vorgeworfen wurde. Zwar hätten die Nerze nun schon viele Generationen überlebt, aber sie würden einem höheren Stress in der freien Natur als im Käfig ausgesetzt sein. Daher sei die Befreiung Tierquälerei gewesen.

Eine zwar seltsame Begründung, aber nehmen wir sie einmal hin, immerhin stammt sie von einem anerkannten Universitätsprofessor. Nun ist aber seit langem bekannt, dass die Jägerschaft Tiere züchtet und dann in der freien Wildbahn aussetzt. Das betrifft zwar auch Wildschweine und Hirsche, aber zahlenmäßig vor allem Fasane, Rebhühner und Stockenten. Warum, fragt man sich verwundert, soll dieses Aussetzen nun keine Tierquälerei sein, das Aussetzen von Nerzen aus Pelzfarmen aber schon? Sind Fasane, Rebhühner und Stockenten in der freien Wildbahn keinem Stress ausgesetzt? Und, noch viel schlimmer, wie steht es mit dem Stress, den der Beschuss bei einer Treibjagd für sie auslösen muss? Immerhin ist das schließlich der zentrale Zweck des Aussetzens.

Doch die Sache wird noch schlimmer. Rebhühnern, die man in Österreich züchtet und aussetzt, wird, wie im Bild oben zu sehen, der obere Teil der Schnabelspitze brutal mit einer Zange abgezwickt. Der Sinn dieser Verstümmelung ist derselbe wie in jeder anderen Tierfabrik: aufgrund der Enge werden die Tiere aggressiv und verletzen sich gegenseitig. Anstelle deshalb die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen, passt man auch in den Tierfabriken der Jagdindustrie die Tiere den Haltungsbedingungen an und entfernt einfach die Schnabelspitze!

Ohne diese Schnabelspitze sind die Tiere aber praktisch nicht in der Lage, natürlich Nahrung aufzunehmen. In den Rebhuhnfabriken für die Jagd, in denen momentan tausende dieser Tiere auf die Auslieferung an die Jagdgesellschaften warten, bekommen sie einen Brei verfüttert. Aber in der freien Natur? Wie kann so ein Vogel dort überleben?

Das sollten wir Herrn Hackländer fragen. Immerhin ist er ja Professor für Jagdwirtschaft und wird daher diese Praxis sehr genau kennen. Ich habe aber von ihm noch mit keinem Wort Kritik am Aussetzen von Fasanen, Rebhühnern und Stockenten durch JägerInnen gehört. Und das, obwohl diese Tiere derart verstümmelt werden, dass sie in der freien Natur nicht mehr lebensfähig sind! Das Aussetzen der Nerze war Tierquälerei, aha, aber das Aussetzen dieser Vögel für die Jagd ist es also nicht. Das ist „weidgerechte“ Praxis.

Der Umstand, dass den Rebhühnern die Schnäbel abgezwickt werden, beweist übrigens auch den Hintergrund des Aussetzens. Es soll ja JägerInnen geben, die im Landtag für das Aussetzen argumentieren, weil es die bedrohten Bestände dieser Tierarten stütze. Naja, mit abgezwickten Schnäbeln wird da nicht viel gestützt werden können! In Österreich setzen JägerInnen jährlich gut doppelt so viele Rebhühner aus, wie in freier Natur vorkommen. Die schießt man dann alle wieder ab, wenn sie nicht davor von Autos überfahren wurden oder, in ihrer Hilflosigkeit ohne Gegenwehr oder adäquate Fluchtreaktion, durch Fuchs und Marder starben.

Und daraus erklärt sich der abgrundtiefe Hass, mit dem viele JägerInnen Fuchs und Marder verfolgen. Sie würden ihnen nämlich die so teuer bezahlten, ausgesetzten Zuchtvögel kosten! Entsprechend verfolgt man dieses „Raubwild“ mit Flinte und Falle ohne Schonzeit. Der Kreislauf der Gewalt dreht sich weiter.

Es gibt keine Rechtfertigung für die Züchtung von Tieren für die Jagd, egal ob man sie noch in Gefangenschaft schießt oder zuerst aussetzt. Das ist in jedem Fall Tierquälerei, Herrn Hackländer ins Stammbuch geschrieben!

8 Gedanken zu “Die Jägerschaft setzt Rebhühner mit abgezwickten Schnäbeln aus!

  1. Herr Hackländer,

    vielen Dank für Ihr Kommentar. Es freut mich, dass Sie sich gegen diese Jagdpraxis aussprechen. Ich habe Sie im übrigen deswegen auch in meiner Anzeige gegen Mensdorff-Pouilly wegen dessen Kistlrebhühnern als Zeugen bzw. Experten genannt, siehe https://martinballuch.com/anzeigen-gegen-alfons-mensdorff-pouilly-tierquaelerei-und-jagdscheinentzug/, unter Punkt 7). Aber mir fehlt Ihr Engagement in dieser Sache. Warum unterstützen Sie nicht z.B. die Petition gegen diese Jagdform, von ganz unverdächtiger Seite: http://www.tjv.at/wp-content/uploads/2015/09/Offener-Brief-Jagdgatter-Dr.-Karoline-Schmidt.pdf?8fa86d

    Würden sich die Landesjagdverbände für ein Verbot stark machen, wäre es bereits Realität. Und würden sich die wissenschaftlichen ExpertInnen, wie Sie, im Rahmen der Jagdverbände dafür stark machen, wären die Verbände bald dazu bereit. Gegen den Tierschutz schreiben Sie für die Staatsanwaltschaft sofort Gutachten, Aussetzen sei Tierquälerei. Warum schreiben Sie kein entsprechendes Gutachten gegen die Jägerschaft? Wir würden Sie dafür bezahlen!

    Mit freundlichen Grüßen,
    Martin Balluch

  2. Herr Balluch,
    Sie haben anscheinend schwerwiegende Probleme mit Menschen, die nicht Ihrer Meinung sind. Meine Person scheint für Sie eine willkommene Zielscheibe für Ihre unbegründeten Anschuldigungen zu sein. Nach Ihrem Buch „Tierschützer. Staatsfeind“, in dem Sie Lügen über mich schreiben, habe ich also nun auch in Ihrem Blog die Ehre, angegriffen zu werden. Dazu ein paar Anmerkungen:
    1. Das Aussetzen von Zuchtnerzen, die Ihr natürliches Verhaltensrepertoire in Gefangenschaft über Generationen verloren haben, ist ohne Zweifel Tierquälerei. Nur weil Sie es gut finden, dass die Tiere nicht mehr im Käfig leben müssen, ist das unmittelbare Aussetzen noch lange keine Alternative im Sinne des Tierschutzes. Für die Zuchtnerze ist die unmittelbare Auswilderung keine Situation, die den Tieren individuelles Wohlbefinden bereiten kann. Außerdem verschweigen Sie, dass die Befreiungsaktion in Heidenreichstein dazu geführt hat, dass sich eine gebietsfremde Art wie der amerikanische Nerz (Mink) in Österreich so stark etablieren konnte. Der Schaden für das heimische Ökosystem scheinen Sie billigend in Kauf zu nehmen.
    2. Wenn Sie von mir noch nie etwas zum Aussetzen von Wild zum Zwecke des Abschusses gehört oder gelesen haben, dann liegt das entweder an ihrer mangelhaften Recherche oder an Ihrer Böswilligkeit. Ich vermute Letzteres, denn Sie kennen ohne Zweifel meine Beiträge in „Der Begriff Jagd – eine Differenzierung“ (http://www.jagd-bayern.de/fileadmin/_BJV/Akademie/Jagdkultur/Winkelmayer.pdf) oder „Zum ethischen Selbstverständnis der Jagd“ (http://www.jagdwirt.at/Portals/0/Files/presse/Zum%20eth.%20Selbstverst.%20der%20Jagd_Weidwerk_April2011.pdf). Jedes Kind findet in Google mit den Suchbegriffen „Hackländer Aussetzen“ einen Link zu einem Artikel von mir aus 2014 mit dem Titel „Auswilderungen: teuer, aufwendig und wirkungslos“ (https://www.weidwerk.at/upload/archiv/Hackl%25C3%25A4nder_558-2014_ww0614_s1416.pdf). Zu behaupten, dass ich mich zum Thema Aussetzen von Wild nicht äußere, ist eine offenkundige Verweigerung der Realität. Aber das scheint ja eine Ihre Spezialitäten zu sein.
    3. Bevor Sie sich anmaßen, mir etwas in mein Stammbuch zu schreiben, darf ich Ihnen raten, ordentlich zu recherchieren und von Ihrem hohen Ross herunter zu kommen. Sie sind weder die letzte Instanz in Sachen Tierschutz noch haben Sie das Recht, auf Kosten anderer ihre Propaganda zu verbreiten.
    Klaus Hackländer

  3. @Thomas I.
    Darf ich Sie fragen, warum Sie diesen Industriellen und ehemaligen Adeligen nicht das Handwerk legen? Was die Anzahl der JägerInnen betrifft, sind diese Leute vielleicht eine Minderheit. Aber ich bin überzeugt, dass die Mehrheit der in der Jagdstatistik aufscheinenden, erschossenen Tiere von solchen Zuchten stammen. Es wäre in erster Linie die Aufgabe der Jägerschaft selbst, diesen Unfug abzustellen. Und solange sie das nicht tut, muss sie sich den Vorwurf gefallen lassen, mit diesen Leuten unter der Decke zu stecken.

  4. Puh, Herr Balluch,

    starker Tobak denn Sie hier von sich geben. Abgesehen davon, dass es mit größter Wahrscheinlichkeit erfunden ist, müsste ich Ihnen, wenn es denn wahr wäre, recht geben. Diese Praxis ist nicht zu tolerieren.
    Die Frage die sich mir stellt. Warum verunglimpfen Sie 120.000 Jäger in Österreich für eine Praxis die nur von einigen wenigen, meist Industrielle oder ehemalige Adelige, ausgeübt wird?

  5. Ich danke dir sehr, dass du diese schauerlichen Praktiken der Jagd und Industrie konsequent aufzeigst und anprangerst.
    🙂

    1. Ich habe niemandem eine Frage gestellt.
      Vom Korruptionssumpf der “Experten” und “Sachverständige” halte ich gar nichts.
      Amor

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