1998 hat Österreich als erstes Land der Welt ein Pelzfarmverbot eingeführt, im November desselben Jahres schloss die allerletzte Pelzfarm des Landes, nahe Heidenreichstein im Waldviertel – und übersiedelte allerdings nach Tschechien, wo sie heute noch die größte Pelzfarm des Landes darstellt. Seitdem folgten einige weitere Länder unserem Beispiel, insbesondere England, Schottland und Wales, in Kroatien laufen gerade die Übergangsfristen bis 2017 und in Bosnien Herzegowina bis 2019. Aber auch Deutschland steht kurz vor dem Ende seiner Pelzfarmen, wenn auch nicht durch ein Verbot sondern durch strikte Auflagen, siehe https://martinballuch.com/?p=866. Und Ende 2012 war es auch in Holland soweit: das Parlament beschloss ein Pelzfarmverbot, bis 2024 müssen alle 170 Pelzfarmen mit insgesamt 6 Millionen Nerzen schließen! Diese Entscheidung wiegt umso schwerer, da Holland der EU-weit zweitgrößte – nach Dänemark – und weltweit drittgrößte – nach China – Pelzproduzent der Welt ist.
Am 14. Jänner 2013 stand in einem Report von Sandy Parker, einem Newsletter der Pelzindustrie der USA, die ungebrochen weiter produziert, dass ein holländischer Pelzfarmer seine Farm nach Indiana, nahe der Grenze nach Ohio, übersiedelt habe. Beim Transport mit dem Flugzeug sei aber das air conditioning ausgefallen und dadurch die Hälfte seiner 18.000 Zuchtnerze gestorben! Andere holländische Farmer wollen ihre Pelzfarmen nach Polen oder Irland verlagern.
Aus Slowenien bekam ich schon letztes Jahr Anfragen von Tierschutzorganisationen, die um Hilfe beim Lobbying der Regierung ersuchten. Ein neues Tierschutzgesetz wurde dort erarbeitet. Ich stellte natürlich unser Wissen und unsere Erfahrung zur Verfügung, war es doch immer schon unser Ziel, mit den Fortschritten im Tierschutzgesetz in Österreich auch ähnliche Fortschritte in anderen Ländern auszulösen, sonst würde ja nur das Problem über die Grenze verlagert. Tatsächlich hat sich auch schon das Pelzfarmverbot in England, Schottland und Wales an unserem Verbot orientiert.
Ende Jänner 2013 hätte es jetzt zur Abstimmung im slowenischen Parlament kommen sollen, doch aufgrund der dortigen Staatskrise wurde alles verschoben. Am 7. März 2013 beschloss nun das slowenische Parlament tatsächlich das Pelzfarmverbot. Das neue Tierschutzgesetz enthält auch weitere Aspekte, wie z.B. ein an Österreich angelehntes Wildtierverbot im Zirkus und ein ziemlich weitreichendes Verbot der betäubungslosen Schlachtung auch bei religiösen Riten wie dem Schächten. Doch dazu in einem späteren Blogbeitrag mehr.
Das slowenische Pelzproduktionsverbot – so der eigentliche Wortlaut des Gesetzes – umfasst auch die Jagd auf Tiere nur zum Zweck, ihren Pelz zu gewinnen. Kaninchenfarmen zur Fleischerzeugung und die Lederindustrie sind nicht betroffen, steht in den Erklärungen zum Gesetz.
Auch in Norwegen und Schweden werden Pelzfarmverbote heiß diskutiert. Ein bereits bestehendes Verbot in Irland, das Ende 2012 in Kraft getreten wäre, wurde in letzter Sekunde wieder aufgehoben. In Polen publizierten TierschützerInnen die Rechercheergebnisse aus 52 von insgesamt 611 Pelzfarmen des Landes, aufgenommen zwischen Oktober 2011 und Oktober 2012. Die Veröffentlichung löste eine öffentliche Diskussion über Pelzfarmen aus. 220.000 Unterschriften einer Bürgerpetition für ein Pelzfarmverbot wurde dem Parlament übergeben. Den Videozusammenschnitt sieht man hier: http://www.youtube.com/watch?v=W1HE4CSGy8Q.
In Tschechien wurde ebenfalls Ende 2012 eine Recherche der dortigen Pelzfarmen veröffentlicht. Filmmaterial aus 6 Farmen wurde gezeigt und damit die Forderung nach einem Pelzfarmverbot verbunden: http://www.ukaztetovlade.cz/en/
Ende Dezember 2012 beschloss der Schweizer Bundesrat eine genaue Kennzeichnungspflicht für Pelzkleidungsstücke. Die EU-Textilverordnung setzt lediglich fest, dass Modeartikel mit Tierpelz den Hinweis „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ enthalten muss. Seit 1. März 2013 müssen in der Schweiz Kleidungsstücke mit Tierpelz Informationen über Herkunft, Tierart und Art der Gewinnung des Pelzes enthalten.
Im Herbst 2012 traten auch lettische TierschützerInnen mit Filmmaterial aus 6 Pelzfarmen an die Öffentlichkeit. Das Video dazu: http://www.youtube.com/watch?v=ofCKeKOklBQ&feature=youtu.be
In Italien war schon 2004 ein Pelzfarmverbot in der Pipeline, wurde aber ebenfalls wieder aufgehoben. Dort gibt es 16 Nerz- und 1 Chinchillafarm mit 170.000 getöteten Nerzen pro Jahr. Italienische TierschützerInnen präsentierten nun eine Bestandsaufnahme aller dieser Farmen der Öffentlichkeit und verbanden damit die Forderung, das Pelzfarmverbot wieder zu reaktivieren. Hier kann man den Film sehen und die Petition an die Regierung unterschreiben: http://www.visoniliberi.org/en/
@ Tina; Du hast auf jedenfall recht, daß ein Pelztierfarmverbot ein gutes Argument und Bewußtseinsbildend ist. Wieviel Auswirkung auf die Pelzproduktion gesamt das hat, ist aber unabschätzbar.
Ich schrieb nie von einem weltweiten Pelzverkaufsverbot:
Ein Pelzimportverbot allein in Österreich hält aber schon alle “nicht-bewusst-Pelzkäufer”, also die Mode-Pelzkäufer vom Pelzkauf ab und dezimiert so direkt die Nachfrage. Und wäre Vorbildwirkung für die anderen EU-Länder.
Das sehe ich nicht so – gerade wieder gab es den Fall, dass von einem pelzverkaufenden Geschäft erklärt wurde, die Pelze würden von tierschutzgeregelten Pelztierfarmen stammen – damit wird ja in letzter Zeit des öfteren argumentiert. Wenn man dann anführen kann, dass diese Farmen in vielen Ländern aus Tierschutzgründen verboten sind ist das doch ein recht überzeugendes Argument gegen die angebliche “Tierfreundlichkeit”.
Darüber hinaus könnten wir wohl bis zum Sankt Nimmerleinstag warten, wenn wir jedes Gesetz weltweit beschließen wollten. Darüber hinaus wird in jedem Land, in dem Pelztierfarmen diskutiert/verboten werden das Bewußtsein bei den BürgerInnen geweckt, dass Pelze ein Tierschutzproblem sind – was sich dann auch auf das Konsumverhalten auswirkt.
Soll das heißen, dass momentan keine politische Arbeit für das Verkaufsverbot statt findet? Und sich in dem Fall auf die EU zu verlassen halt ich für zu optimistisch. Pelzexport von China in die EU wäre ja von beiderseitigem “Nutzen”… Wäre ja nicht der einzige Importschlager von Produkten deren Anbau / Produktion in der EU verboten ist (z.b. Gentech. veränderter Soja)
Es geht nicht alles auf einen Schlag. Wenn erst mal alle Pelzfarmen in Europa verboten sind, ziert sich die EU sehr wahrscheinlich auch nicht mehr ein Verkaufsverbot zu erlassen. Das ist die übliche Routine…
Ich will ja nicht schwarzmalen, aber ich denke, auch wenn in ganz Europa alle Pelzfarmen geschlossen haben, wird China seine Farmen für unabsehbare Zeit weiter behalten und vermehren. Vorallem weil sie dann das einzige Land sind, das noch Pelz produzieren darf und diese Pelze weltweiten Absatz finden.
Natürlich ist es schön, dass durch die Verbote ein Zeichen gesetzt wird, dass Pelzhaltung ethisch inakzeptabel ist – einen anderen Erfolg seh ich darin aber nicht.
Doch irgendwie muß erreicht werden, dass auch Pelzverkauf verboten wird. Wie ist denn da der Fortschritt? Was kann der/die Einzelne da machen? Gab es schon parlamentarische Anfragen? lg. Hans