28. März 2024

Trotz schneereichem Winter: Klimawandel auch in Österreich

Im Jahr 2012 hatte das nördliche Polarmeer so wenig Eis, wie noch nie. In wenigen Jahrzehnten könnte die gesamte Polregion im Sommer eisfrei werden. Das New Scientist von Anfang April 2015 meldet auf Seite 10, dass das Eis der Antarktis rascher schmilzt als angenommen. Ist einmal das gesamte Eis dort weg, dann steigt der Meeresspiegel weltweit um 60 m. In einer Studie über den Eisverlust der Antarktis in den letzten 18 Jahren zeigte sich, dass das Eis im Mittel pro Jahr um 310 Kubikkilometer abnahm, Tendenz steigend. Aber das betreffe doch nur die Polregionen, nicht uns hier in den Alpen und in Mitteleuropa, sagten KollegInnen im Büro. War der Sommer im letzten Jahr nicht eher kühler?

Das Jahr 2014 war weltweit das wärmste Jahr aller Zeiten seit Beginn der Messungen 1880. Die Monate Mai, Juni, August und September waren jeweils für sich genommen bereits die wärmsten. Die weltweite Durchschnittstemperatur hat bei 14,6 Grad Celsius gelegen, etwa 0,8 Grad über dem langjährigen Durchschnitt des 20. Jahrhunderts weltweit. Von den wärmsten 10 Jahren seit 1880 lagen 9 in den 2000ern, das verbleibende war 1998. Die Alpen, allerdings, wärmen sich doppelt so schnell als das weltweite Mittel.

Der Alpenverein meldet in seinem Gletscherbericht 2013/2014 einen mittleren Längenverlust österreichischer Gletscher in 1 Jahr von 10,3 m. Der Gepatsch Ferner ist in der letzten Saison um 91 m kürzer geworden, die Pasterze am Großglockner um 53,6 m. Die Gletscher hierzulande gehen seit 1850 zurück. Heute noch kann man die Gletschermoränen dieser Zeit erkennen. Um 1980 gab es aber noch einen gewaltigen Vorstoß, doch seither geht es rapide bergab. So klein wie heute waren die Gletscher seit Menschengedenken nicht. Manche sind schon völlig verschwunden, auf denen ich noch in jungen Jahren selbst gegangen bin. Die Eiswände, die ich um 1980 im Sommer bestiegen habe, existieren heute ebenfalls nicht mehr. Sie sind völlig ausgeapert. Keine einzige Eiswand Österreichs kann man im Sommer noch begehen.

Als Kind bin ich öfter am Parapluiberg an der Wiener Stadtgrenze rodeln gewesen, und zwar vom Gipfel auf 532 m im Wettrennen bis zur Straße auf 280 m. Heute ist das undenkbar. Ich kann mich auch gut an Schneefall zu meinem Namenstag am 11. November, den man hierzulande früher wie einen Geburtstag gefeiert hat, in der Stadt erinnern. Das ist schon lange her.

Heuer hat es in den Nordalpen wieder etwas mehr Schnee gegeben als in den letzten Jahren. Aber trotzdem kommen die Schneemengen an den Winter 2008/2009 nicht heran. Und vor 30 Jahren war das die Norm. Im Winter 2013/2014 dagegen fiel so wenig Schnee, wie ich das noch nie in den letzten 50 Jahren erlebt habe.

Ich habe Angst vor dem Klimawandel. Angst davor, dass es normal wird, wenn es kaum mehr Schnee gibt, und wenn die Sommer heiß sind, wie am Äquator. Ich habe Angst, nicht nur um mein persönliches Wohlbefinden, sondern um die Natur. Selbst wenn es in der Erdgeschichte manchmal sogar wesentlich wärmer war als heute, so ist dieser Wandel niemals so schnell von statten gegangen, wie jetzt.

Wir müssen etwas unternehmen, nicht nur politisch, sondern auch persönlich. Vegan zu leben ist schon einmal sehr klimaschonend, aber das reicht nicht. Wir verbrauchen von Jahr zu Jahr mehr Energie, selbst wenn die Technologie viele Einsparungen ermöglicht. Z.B. fällt mir auf, dass die Menschen heute ihre Wohnungen und Büros wesentlich mehr aufheizen, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Wozu muss man im Winter zu Hause im T-Shirt herumlaufen, statt in einem Pullover? Die Raumtemperatur von 15 auf 20 Grad zu heizen, kostet mehr Energie, als von 0 auf 15 Grad. Aber dann noch von 20 auf 25 Grad zu kommen, benötigt noch einmal wesentlich mehr Energie, als von 0 auf 20 Grad. Mir kommt vor, dass die Menschen heute von Jahr zu Jahr ein größeres Wärmebedürfnis entwickeln. Ist das auch ein Symptom der Entfremdung von der Natur? Wer ist heute noch bereit, im Winter im Freien zu übernachten? Für die meisten klingt das absurd, fast wie Selbstmord. Aber noch vor evolutionär sehr kurzer Zeit war das für unsere VorfahrInnen völlig normal. Wir haben uns genetisch nicht verändert, aber offenbar in unseren Ansprüchen sehr wohl.

Ein Gedanke zu “Trotz schneereichem Winter: Klimawandel auch in Österreich

  1. Ob wirklich der Mensch den Klimawandel bewirkt? Schwer zu sagen, da gibt es verschiedene Theorien. Die Welt verändert sich ständig und vielleicht ist das was wir jetzt erleben auch nur ein Versuch von Mutter Erde, ihre menschlichen Kinder zu dezimieren. Die Natur hat kein Mitleid, sie will Gleichgewicht. Ob Menschen mehr oder weniger heizen, mit dem Auto fahren, etc. ist eine Frage der finanziellen Möglichkeit. Viele werden sich das bald sowieso nicht mehr leisten können. Das Verhalten der Menschen wird sich aus der Not heraus ändern. Auf Vernunft sollte man aber besser nicht setzen. Niemand denkt wirklich global. Dazu sind wir zu dumm.

    Wenn die Gletscher schmelzen hebt sich das Land, weil es leichter wird. Wie sich das auswirken wird weiß man nicht. Der Golfstrom ist jetzt schon nicht mehr so wie früher. Das Verhältnis von kaltem und warmem Wasser ändert sich, ebenso das von Salzwasser und Süßwasser. Das bedeutet, dass die Fischschwärme eine andere Route nehmen. Tiere die von ihnen leben verhungern. Auch auf die Menschen in manchen Regionen wird sich das auswirken. Es gibt aber meistens Verlierer und Gewinner.

    Aber unabhängig von alldem könnte jederzeit ein Vulkanausbruch das Klima verändern und die Erde abkühlen. Der Mond entfernt sich sich langsam aber stetig von der Erde. Das wirkt sich auf die Gezeiten aus und auf den Erdmagnetismus. Deshalb wird die Erde langsamer und wird irgendwann kippen.

    Das alles können wir nicht beeinflussen und nicht aufhalten. Wir können nur unser Leben danach ausrichten. So mächtig wie wir glauben sind wir gar nicht.

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